Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor
gezwungen worden, sich ins Zwielichtreich zurückzuziehen, aus dem es erst jetzt in diesen finsteren Zeiten zurückkehrte.
»Sie wollen, dass du Fellring findest, Grace, nicht wahr?«, sagte er. »Darum helfen sie uns.«
Grace griff nach der Kette an ihrem Hals, und Falken nickte.
»Uns allen war klar, dass das Siegel, das Travis am Runentor angebracht hat, keine Ewigkeit halten würde«, sagte der Barde. »Alle Zeichen weisen darauf hin, dass das Tor wieder nachgibt. Wenn der Fahle König aus ihm herausgeritten kommt, dann kann ihn nur noch Ulthers Schwert aufhalten. Und die Einzige, die es schwingen kann, bist du, Grace.«
Sie schüttelte den Kopf, aber sie protestierte nicht. Beltan konnte ihre Angst verstehen. Vor einem Jahr hatte er zusammen mit Travis vor dem Runentor gestanden, und er hatte den Schrecken, die Macht und die Majestät gespürt, die durch diese eisernen Torflügel strömten. Er liebte Grace; er würde alles tun, um sie zu beschützen. Und er wusste, dass sie stark war. Auf ihre Weise vielleicht sogar stärker als jeder andere von ihnen. Aber sie war bloß eine Frau. Wie sollte sie gegen den uralten König eines riesigen Heers antreten können? Manchmal fragte er sich, ob Falken nicht zu sehr an seine eigenen Geschichten glaubte.
»Er will eine Tür für Mohg öffnen, nicht wahr?«, sagte Grace leise, an niemand Bestimmten gerichtet. »Der Fahle König. Berash hat seinen Meister nicht vergessen, der ihn erschaffen hat. Er will ein Tor öffnen, damit der Herr der Nacht nach Eldh zurückkehren und die Welt nach seinem Bildnis umgestalten kann.«
Vani runzelte bei diesen Worten finster die Stirn. »Ich verstehe nichts von den Alten Göttern. Aber ich verstehe etwas von Toren. Und die einzigen beiden, von deren Existenz ich weiß, sind verloren gegangen. Das eine wurde sicherlich bei der Zerstörung der Etherion verschlungen. Und das andere ist mit …«
Sie hielt so kurz inne, dass Beltan überzeugt war, dass es den anderen nicht aufgefallen war.
»… unseren Gefährten verschwunden. Ich wüsste nicht, wie der Fahle König ohne ein Tor-Artefakt für seinen Meister ein Tor öffnen kann.«
»Das kann er«, sagte Falken. »Dazu braucht er nur die drei Großen Steine. Gelthisar hat er bereits in seinem Besitz. Und es besteht bereits ein Spalt zwischen unserer und Travis Wilders Welt. So haben Melia und die Neuen Götter vor dreißig Jahren Grace dorthin gesandt, und so hat der Fahle König auch seine Eisenherzen dorthin geschickt, vermutlich zur selben Zeit. Wenn Berash die eiserne Halskette Inisaridur mit den anderen beiden Imsari bestückt, hat er die nötige Macht, um den Spalt weit aufzureißen. Mohg wird durch ihn hindurchtreten, und er wird von dem Fahlen König die Großen Steine entgegennehmen und mit ihrer Macht die Erste Rune brechen.«
»Eldh«, murmelte Grace; ihr Gesicht war so grau wie der Nebel. »Er wird die Rune Eldh brechen und die Welt zerschmettern.«
Falken nickte grimmig. »Und dann wird Mohg sie nach seinem Ebenbild neu erschaffen. Er wird der neue Weltenschmied sein, und ganz Eldh wird für alle Ewigkeit unter seinen Schatten fallen.«
»Und die Erde auch«, sagte Grace. »Sie sind wie die zwei Seiten einer Münze – genau wie die Münze, die Bruder Cy mir und Travis gegeben hat. Erde und Eldh. Was mit der einen Welt geschieht, geschieht auch mit der anderen.«
Falken konnte dem nicht widersprechen.
Obwohl seine Mutter eine Hexe gewesen war, hatte Beltan Magie nie besonders geschätzt. Am Ende waren Elires Zauber nicht mächtig genug gewesen, um sie zu retten. Und dieses ganze Gerede von Göttern und Runen hinterließ ein mulmiges Gefühl in seinem Magen.
»Mohg kann das wirklich tun?«, fragte er. »Eldh neu erschaffen?«
Falken nickte. »Die Imsari haben die Macht, Runen zu brechen wie sie auch zu binden. Das haben wir ja selbst bei Travis erlebt. Wer auch immer alle drei in seinem Besitz hält, wird alles haben, was er braucht, um Eldh zu zerstören und es dann neu zu erschaffen.«
Vani stemmte die Hände in die Hüften. »Moment mal. Wie Ihr gesagt habt, haben wir gesehen, dass Travis Wilder mit dem Stein in seinem Besitz große Taten vollbracht hat. Wie habt Ihr ihn noch einmal genannt? Der Stein des Zwielichts?«
»Er heißt Sinfathisar«, sagte Falken.
»Aber Travis ist verschollen.«
Eine kalte Hand schien nach Beltans Herz zu greifen. Er verstand, worauf Vani hinauswollte. »Das ist richtig. Travis hat den Stein des Zwielichts. Solange er
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