Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor
Schiff mich dorthin bringen würde, wohin ich unterwegs gewesen war, und dass es etwas gab, das ich dort zu erledigen hatte, etwas Wichtiges. Also ging ich hinaus ins Wasser, so weit ich konnte, und man warf mir vom Schiff ein Seil zu. Ich ergriff es, und sie zogen mich an Bord.«
Grace warf einen Blick auf die Schatten, die um sie herumflitzten. »Haben sie Euch gesagt, was Ihr eigentlich erledigen solltet?«
»Auf gewisse Weise schon. Sie sprechen nicht zu mir. Jedenfalls nicht mit Worten. Trotzdem wusste ich, dass wir nach Omberfell reisten, dass es dort jemanden gab, den ich treffen sollte, jemand, der mit uns kommen musste. Als ich dann zufällig eure Geschichte hörte, wusste ich, dass es sich um euch handeln musste.«
»Aber woher habt Ihr gewusst, dass wir im Silbernen Gral zu finden sind?«, fragte Falken mit gerunzelter Stirn.
Sindar lachte. »Das habe ich nicht. Ich habe mich einfach in der Stadt erkundigt, wo ich am ehesten wichtige Reisende finde, und man hat mich zu dem Gasthaus geführt.«
»Und was ist mit der Geschichte, die Ihr uns erzählt habt?« Falken verschränkte die Arme. »Ich war der Annahme, Ihr wärt ein Schiffskapitän, der sich nur für Gold interessiert. Warum habt Ihr uns angelogen?«
Sindar zeigte auf das Schiff. »Hättet ihr mir geglaubt, wenn ich die Wahrheit gesagt hätte? Als ich in Omberfell eintraf, verbrachte ich eine Zeit lang auf den Docks, hörte den Seeleuten zu. So habe ich von dem Edikt des Herzogs erfahren, und von den finsteren Männern, die ihr die schwarzen Ritter nennt. Ich entschied mich, mich als Kapitän auszugeben, in der Annahme, das würde es für euch einfacher machen, mir zu glauben und zu folgen. Und es hat funktioniert, oder?«
Falken erwiderte nichts, war aber offensichtlich mit der Antwort unzufrieden. Beltan konnte es ihm nicht verdenken. Sindars Geschichte forderte mehr Fragen heraus, als sie beantwortete. Ein Schiffsuntergang war möglicherweise die Erklärung, warum er ohne Erinnerung gestrandet war. Aber warum hatte das geheimnisvolle Schiff ihn dort abgeholt? Beltan konnte sich vorstellen, dass sich das Kleine Volk entschieden hatte, Grace bei der Reise nach Toringarth zu helfen, so wie es zur Wintersonnenwende auf Calavere geholfen hatte. Aber welche Rolle spielte Sindar bei allem? Beltan verspürte ein Frösteln und wurde sich überrascht bewusst, dass Sindar ihn ansah.
»Ich muss zugeben, dass selbst wenn ich euch im Gasthaus nicht belauscht hätte, ich vermutlich gewusst hätte, dass ich nach euch Ausschau halte«, sagte der Mann mit den silbergrauen Haaren. »Irgendwie kommt ihr mir vertraut vor.« Er nickte Beltan zu, dann sah er Grace an. »Vor allem Ihr. Aber ich vermute, das ist unmöglich. Selbst wenn ich Euch vor meinem Gedächtnisverlust gekannt hätte, anscheinend kennt Ihr mich nicht.«
Grace legte eine Hand auf die Brust. Beltan erinnerte sich, dass sie genau das Gleiche über Sindar gesagt hatte.
»Wisst Ihr, wer Trifkin Moosbeere ist?«, fragte Grace leise.
»Nein. Aber dieser Name … er klingt nach jemandem, den sie kennen.« Sindar zeigte auf ein paar undeutliche Gestalten, die vorbeieilten, eine mit einem Geweih, das aus der Stirn wuchs, die andere mit langem wallendem Haar, aus dem Blätter ragten.
Beltan kam ein Gedanke. »Da wir gerade von Namen sprechen, wie kommt es, dass Ihr Euren kennt? Ich dachte, Ihr hättet die Erinnerung verloren?«
»Das habe ich auch. Und ich kenne meinen Namen nicht. Jedenfalls meinen richtigen Namen.« Sein Blick folgte den Schatten. »Sie haben mich Sindar genannt.«
»Natürlich«, sagte Falken. »In der Sprache der Schöpfung bedeutet Sindar einfach Silber.«
Danach stellten sie Sindar keine Fragen mehr. Nicht weil sie keine gehabt hätten, sondern weil der Mann mit dem silbergrauen Haar offensichtlich mit seinen Gedanken allein sein wollte. Er begab sich zum Bug des Schiffes und blickte in die Nacht hinaus, so als könnte er sehen, wohin der Weg sie im Zwielicht führte.
Obwohl Beltan und Vani das Deck abgesucht hatten, konnten sie keinen Eingang ins Schiffsinnere finden, also setzten sich die vier einfach in der Schiffsmitte hin. Mit einem Zauber beschwor Grace eine kleine Kugel Hexenlicht, die zwar nicht für Wärme, aber für Licht sorgte. Nicht dass sie das Erstere gebraucht hätten; trotz der eisigen Luft war keinem von ihnen kalt.
Beltan starrte die grüne Lichtkugel an, die in der Mitte ihres Kreises tanzte. Sie erinnerte ihn an die Magie, die seine Mutter benutzt
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