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Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor

Titel: Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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einem Garten. Um ihn herum wuchsen schlanke Bäume, ihre gebogenen Äste verflochten sich zu einem grünen Firmament, ihre Blätter bewegten sich in einer warmen Brise. Sonnenlicht sprenkelte den moosigen Untergrund, als hätte jemand Münzen auf den Boden geworfen. Gänseblümchen schauten feuchten Augen gleich zu ihm hoch; irgendwo sangen Vögel.
    »Das ist unmöglich«, sagte Beltan, aber die Worte waren bloß eine Gewohnheit, so wie das Blinzeln. Alles an diesem Schiff und dieser Reise war unmöglich, trotzdem war er hier. Er holte tief Luft, und ein Gefühl des Friedens erfüllte ihn. Was auch immer dieser Ort darstellte, hier konnte sicherlich nichts Böses eindringen.
    Er ging tiefer in den Garten hinein und strich mit den Fingerspitzen über Blumen. Da war ein Pfad, der durch eine Baumgruppe führte; er folgte ihm, und das Plätschern von Wasser wurde lauter. Ein Vorhang aus Farnen senkte sich über den Pfad. Beltan teilte die Wedel. Dahinter lag eine Lichtung, in der ein Bach über Steine in einen Teich sprudelte. Lilien trieben auf dem Wasser. Beltan verspürte plötzlich Durst, und er kniete nieder, um aus dem Teich zu trinken.
    Er führte gerade die zusammengelegten Hände an den Mund, als hinter ihm ein leiser Laut ertönte; Schritte auf moosigem Untergrund. Er erstarrte. Vielleicht gab es in diesem Garten ja doch Gefahren. Beltan wartete ab, bereit, sofort zu handeln. Die Schritte verstummten. Im Spiegel des Teiches erschien ein Gesicht über seiner Schulter, direkt neben seinem Spiegelbild.
    Sein Herz setzte einen Schlag lang aus. Wasser floss zwischen seinen Fingern hindurch, auf dem Teich breiteten sich Wellen aus, die das Bild undeutlich machten. Beltan erhob sich und drehte sich um.
    Er sah genauso aus wie in Tarras, in jener Nacht, als sie sich jenseits des Lagerfeuers der Mournisch getroffen hatten: ganz in Schwarz gekleidet, den Kopf glatt rasiert, mit einem rötlichen Spitzbart und silbernen Ohrringen. Anders, als er bei ihrer ersten Begegnung ausgesehen hatte, blasser, älter, aber noch immer er selbst. Seine grauen Augen blickten ernst, aber dann lächelte er, und Beltans Herz schlug weiter, schneller als zuvor.
    »Travis?« Das Wort war kaum ein Flüstern. Er schluckte. »Beim Blut von Vathris, bist du es wirklich?«
    Travis lächelte, als er näher kam. Er roch sauber, lebendig, so wie der Wald. In Beltans Kopf drehte sich alles, er stolperte. Travis ergriff mit stützender Hand seinen Arm. Seine Berührung war warm und fest.
    Beltan zitterte, er versuchte zu verstehen. »Wir dachten, wir hätten dich in der Etherion verloren – ich dachte, ich hätte dich verloren. Aber du warst nicht da. Das haben wir erfahren, als sie die Trümmer wegschafften, und seitdem sind wir auf der Suche nach dir und den anderen. Aber wir wussten nicht, wo ihr hin seid. Und jetzt bist du hier. Aber wie kann das sein? Wie kannst du …?«
    Travis legte einen Finger an die Lippen und schüttelte den Kopf. Er hatte Recht, es war sinnlos, das verstehen zu wollen. War dieses Schiff nicht unvorstellbar, genau wie dieser Garten? Warum sollte Travis nicht hier sein? Wie er an diesen Ort gekommen war, wo die anderen steckten – das waren Fragen, die warten konnten. Jetzt musste Beltan ihm das sagen, was er das ganze vergangene Jahr lang hatte sagen wollen, und diesmal konnte sie niemand dabei stören.
    Beltans Stimme wurde energischer. »Ich habe nicht aufgegeben, nach dir zu suchen. Ich würde niemals aufgeben, ganz egal, wie weit weg du auch bist, ganz egal, wie viele Welten zwischen uns stehen. Ich wusste an dem Tag, an dem ich dir in Kelcior begegnet bin, dass ich dich lieben werde, dass ich mich nicht dagegen wehren kann. Du bist die eine Sache in meinem Leben, die mich wie ein besserer Mann fühlen lässt.« Beltan wagte es, eine Hand auf seine Wange zu legen, seinen rauen Bart mit dem Daumen zu streicheln. Travis sagte noch immer nichts.
    »Ist schon gut. Du musst nichts sagen. Ich weiß, dass du so weit über mir stehst wie die Sterne über den Steinen. Schließlich bist du ein Runenmeister, und ich bin bloß ein Bastard. Und ich weiß …« – die Worte waren bitter, aber Beltan zwang sich dazu, sie auszusprechen – »dass du Vani liebst und dass sie dich liebt. Ich war auf dieser Reise nicht besonders nett zu ihr, aber sie ist stark und mutig und gut. Du verdienst jemanden wie sie. Und ich halte mich von euch beiden fern, wenn es das ist, was du willst. Ich wollte dir schon die ganzen Monate sagen, was

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