Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor
wurden Männer und Frauen voneinander getrennt. In den neun Jahren, die sie dort verbracht hatte, hatte sie nur einmal Männer gesehen, bei ihrer letzten Prüfung. Seitdem hatte sie die Liebkosungen von Verehrern kennen gelernt, aber sie hatte sie immer vertrieben, bevor sie mit ihr bis zum Ende gehen konnten. Sie waren nicht die vom Schicksal für sie Ausersehenen. Mit dem ersten Liebhaber war man für alle Zeiten verbunden – ob man diesen Geliebten nun heiratete oder nicht –, und sie wollte mit ihm, dem Magier, verbunden sein.
Jetzt bestand keine Notwendigkeit mehr zu widerstehen. Nach einem Leben des Wartens wollte sie ihn so sehr, wie er sie wollte; mehr sogar. Als er das erste Mal in sie eindrang, spürte sie, wie etwas nachgab, und da waren Schmerz und auch etwas Blut. Aber er war zärtlich, und er nahm sie von hinten, was den Schmerz linderte. Bald hörte der Schmerz ganz auf, und dann war da nur noch Freude und schließlich ein Gefühl, das sie noch nie zuvor erlebt hatte und das sie in bebenden Wellen durchfuhr. Sie hörte seinen Aufschrei – der erste Laut, den er von sich gegeben hatte – und spürte seine Wärme sich tief in ihr ausbreiten.
Danach hatten sie erschöpft zusammengelegen, schweißfeucht, zufrieden, hatten träge Zärtlichkeiten ausgetauscht. Sie hatte ihm ein paar Dinge zugeflüstert – über das Schicksal und die Liebe und das Vergnügen –, und er hatte mit Küssen geantwortet. Und dann hatten sie nackt auf dem Boden des unmöglichen Gartens liegend geschlafen.
Hinter ihr ertönte sein leises Stöhnen. Er ließ sie los, streckte die Arme aus. Also war der vom Schicksal für sie Ausersehene endlich wach. Mit einem Lächeln drehte sie sich zu ihm um.
Er starrte sie mit grünen Augen an, nicht mit grauen.
Einen Augenblick lang waren sie beide zu verblüfft, um sich zu bewegen. Er war nackt, genau wie sie. Blätter steckten in seinem blonden Haar, Moos klebte an seinem schlanken, sehnigen Körper. Sie konnte die roten Male an seinem Hals sehen, wo sie ihn liebkost hatte. Dann kam Bewegung in sie beide.
Sie brauchte einen Augenblick lang, um ihre Beine aus den seinen zu lösen, dann sprang sie auf die Füße und schnappte sich ihre Lederkleidung, mit der sie ihre Blöße bedeckte. Er rollte sich zur Seite, griff sich seine Hosen und zog sie sich mit ihr zugekehrtem Rücken hastig über. Als er sich wieder umdrehte, hatte sie es in der Zwischenzeit geschafft, ihr Leder überzustreifen, auch wenn nicht genug Zeit gewesen war, die Schnallen zu schließen.
»Was tut Ihr hier?«, knurrte Beltan. Er wischte sich Moos von der nackten Brust und den Armen.
Vani betrachtete ihn misstrauisch. »Das Gleiche könnte ich Euch fragen.«
»Ihr müsst mir alles Gute ruinieren, oder? Ihr könnt es einfach nicht lassen!« Er trat mit vor Wut rot angelaufenen Wangen auf sie zu. »Wo ist er geblieben? Ich war hier mit ihm zusammen, dann sind wir eingeschlafen. Was habt Ihr mit ihm gemacht?«
Empörung stieg in ihr auf. Warum beschuldigte er immer sie, etwas Falsches getan zu haben? »Ich habe gar nichts mit ihm gemacht. Und ich war diejenige, die hier mit Travis Wilder war. Ich weiß nicht, wie oder wann Ihr an diesen Ort gelangt seid.«
Er schüttelte verwirrt den Kopf. »Wovon sprecht Ihr da? Ich bin die Leiter hinuntergeklettert. Ich fand ihn hier im Garten, und wir …«
»Nein, ich bin die Leiter hinuntergeklettert.« Vani massierte sich die pochenden Schläfen. In ihrem Haar klebte Moos. »Ich war es, die ihn hier gefunden hat, und wir haben zusammen …«
Ihr wurde eiskalt und das trotz der angenehm warmen Luft des Gartens. Beltan und sie starrten den leeren Platz auf dem Boden zwischen ihnen an, dann einander.
Er riss die Augen weit auf, machte einen Schritt zurück und hielt die Hand hoch. »Bei den Sieben …«
Etwas krampfte sich in ihr zusammen, und sie wusste, dass ihre Augen genauso aufgerissen waren wie die seinen. »Nein, das kann nicht sein.«
Aber das war es doch.
»Es war nicht Travis«, sagte er mit erstickter Stimme. »Es war nicht Travis, mit dem ich … das wart Ihr. Ich habe mit Euch …«
Sie verschränkte die Arme über dem Leib und kämpfte gegen das plötzliche Verlangen an, sich übergeben zu müssen. »Ihr habt mich geliebt. Und ich Euch.« Sie hätte außer sich sein müssen, sie hätte sich auf ihn stürzen und ihn für das zusammenschlagen müssen, was er ihr angetan hatte, für diese Entehrung, diese Demütigung. Aber da war nur eine graue Leere
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