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Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor

Titel: Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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in ihr und ein dumpfer Schmerz zwischen den Beinen. Sie hatte geglaubt, er wäre es gewesen, der für sie vom Schicksal Auserwählte, der Magier. Und stattdessen war es Beltan gewesen. Sie war verraten worden. Aber von wem?
    »Sie sollen verflucht sein«, rief Beltan, ging im Kreis und drohte den Bäumen mit der Faust. »Sie waren es – das Kleine Volk. Das haben sie uns angetan. Sie haben uns mit ihrem Zauber hereingelegt.«
    »Ja, aber warum?«
    »Ich weiß es nicht. Aber sie werden dafür bezahlen. Hört ihr mich? Das wird euch noch Leid tun!« Er trat gegen einen Baum. Der schlanke Stamm beugte sich unter seiner Wut, dann richtete er sich anmutig wieder auf, ohne einen Kratzer. Blätter schüttelten sich mit einem Laut, der an leises, selbstzufriedenes Gelächter erinnerte.
    »Das ist doch sinnlos«, meinte Vani leise und resigniert. »Gegen ihre Magie können wir nichts ausrichten. Und aus welchem Grund sie das auch immer wollten, es ist geschehen.«
    Beltan wandte sich ihr zu. »Wie könnt Ihr nur so sein? Wie könnt Ihr so ruhig sein? Seid Ihr nicht wütend wegen dem, was sie uns angetan haben, was sie Euch angetan haben?«
    »Ich bin mir zu bewusst, was mir angetan wurde«, sagte sie und spürte Hitze in ihren Wangen aufsteigen, aber sie hielt das Kinn emporgereckt. »Mehr als Euch vermutlich klar sein dürfte. Mein ganzes Leben lang habe ich mich für ihn aufgespart.«
    Er wurde totenbleich, blieb wie angewurzelt stehen, die Hände baumelten schlaff herunter. »Blut und Asche, Vani. Es tut mir Leid. Bei den Göttern, das tut es wirklich. Ich hätte nicht derjenige sein dürfen, der Euch das nimmt, der Euch die …«
    Sie wandte sich ab. »Nein, das hättet Ihr nicht tun dürfen. Aber Ihr hattet keine Wahl in dieser Sache, genauso wenig wie ich. Es war ihr Wille.« Sie zeigte auf die Bäume.
    In dem Garten kehrte Schweigen ein. Eine lange Minute verging, dann hörte sie Schritte hinter sich. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. Die Geste war zögernd, unbeholfen. Sie wollte wegzucken, beherrschte sich dann aber. Was sollte das jetzt noch?
    »Seid Ihr in Ordnung?«, fragte er rau.
    Sie schloss die Augen. Nein, sie war nicht in Ordnung. Sie würde nie wieder in Ordnung sein. Man hatte ihr gerade ihr Schicksal geraubt. Stattdessen sagte sie: »Wir sind nun verbunden, Ihr und ich. Das Schicksal einer Frau ist für alle Ewigkeit mit dem Mann verbunden, der sie als Erster geliebt hat.«
    Er schwieg. »Und was ist mit dem Mann?«, fragte er dann. »Ist sein Schicksal mit seiner ersten Frau verbunden?«
    Sie öffnete die Augen und drehte sich um. Auf seinem Gesicht zeigte sich ein gequälter Ausdruck, aber in seinem Blick lag Entschlossenheit.
    »Ihr seid vorher noch nie mit einer Frau zusammen gewesen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Sie seufzte. »Dann seid Ihr so verbunden, wie ich es bin.«
    »Aber was bedeutet das?« Er betrachtete die Lilien, die im Teich schwammen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie wahrheitsgemäß.
    »Ich liebe ihn noch immer, Vani.« Er wandte sich wieder ihr zu. »Ich kann nicht aufhören, ihn zu lieben. Und ich werde es auch nicht.«
    »Dann müsst Ihr schwören, ihm nie zu erzählen, was sich hier zugetragen hat.« Es war ihre einzige Möglichkeit; so würden ihre Schicksale für alle Zeiten miteinander verbunden sein, durch diesen Schwur, dieses Geheimnis.
    Beltan nickte und streckte die Hand aus. »Ich schwöre es, beim Blut von Vathris. Ich werde es keinem Menschen erzählen.«
    Sie ergriff die Hand und erwiderte fest ihren Druck. »Und ich schwöre es ebenfalls, beim Blut meiner Vorfahren.«
    Sie ließen einander los und traten zurück.
    »Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte Beltan mit hängenden Schultern.
    Vani holte tief Luft. »Jetzt leben wir eine Lüge«, sagte sie und ging in Richtung Leiter.

17
    Der Morgen brach blau und silbrig herein, und diesmal versperrte kein Nebel Grace die Sicht auf die Welt. Sie stand am Bug und betrachtete die weißen Berge, die aus dem Ozean ragten. Neben ihrem Ellbogen kauerte ein Wesen auf der Reling – es war das erste Mal, dass sie einen aus dem Kleinen Volk aus der Nähe sah. Es war ein verdorrtes Ding, mit einem Antlitz wie eine Wurzel und einem Schopf Moos als Haar. Das Wesen zeigte mit dem Finger auf die Gipfel, als wüsste Grace nicht, dass ihre Zukunft genau dort lag.
    Zuerst hatte sie sie für Eisberge gehalten. Dann waren sie größer geworden, ragten in den Himmel hinein. Jetzt konnte sie das unwirtliche graue Tiefland

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