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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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entscheiden, was sie mit uns machen wollen. Erteilt man uns einen Verweis? Oder schickt uns ins Exil? Was?«
    Farrs braune Augen richteten sich endlich auf sie und konzentrierten sich. Selbst benommen und zerzaust sah er gut aus. Er hätte vor hundert Jahren Künstler oder Dichter sein sollen; er hätte ein atemberaubendes Bild abgegeben, während er an Tuberkulose starb.
    »Sie haben uns eingeladen, dass wir uns wieder den Suchern anschließen. Mit allen Privilegien und Prämien. Und einem höheren Rang.«
    Deirdre konnte ihn bloß anstarren; jetzt war auch sie überrascht.
    »Was müssen wir tun?«, stieß sie mühsam hervor.
    Farr setzte seinen grauen Schlapphut auf. »Wir gehen nach unten. Die Philosophen haben uns höflich darum gebeten, im Hauptbüro vorbeizugehen, bevor wir das Haus verlassen.«
    »Und wenn wir es nicht tun?« Deirdre fühlte sich schwindelig, als wäre die Luft um sie herum plötzlich dünner geworden.
    »Was, Deirdre? Wie können Sie überhaupt darüber nachdenken, den weisen und gütigen Philosophen nicht zu gehorchen?«
    Farrs Stimme war seltsam leise; er sah sie auch nicht an. Stattdessen blickte er mit einem gehetzten Blick zu Boden.
    Deirdre streckte die Hand nach ihm aus. »Hadrian?«
    Er wandte ihr den Rücken zu und bewegte sich außer Reichweite. »Seien Sie eine brave Sucherin und begleiten mich. Wir sollten uns lieber ansehen, welche Wunder die Philosophen für uns bereithalten.«
    Drei Minuten später traten sie aus dem Aufzug in die hell erleuchtete Büroetage unter dem Stiftungshaus und wurden bereits von Sasha erwartet, die zwei DIN-A4-Umschläge in der Hand hielt. Sie klopfte sich damit auf die vorgeschobene Hüfte, ihre roten Lippen waren spöttisch verzogen.
    »Aha, Hadrian Farr hat es wieder einmal geschafft. Er bricht alle Regeln und erhält dafür eine Belohnung.« Sie kam auf sie zu und küsste Deirdre auf die Wange.
    »Es ist schön, dich zu sehen«, sagte Deirdre und drückte ihr die Hand.
    »Gleichfalls.« Sasha trat zurück und verdrehte die Augen. »Herrgott, Farr, könnten Sie das Starren sein lassen? Es sind bloß Titten. Ich bin fest davon überzeugt, dass jede Frau auf jeder Welt welche hat.«
    »Nicht so … das heißt, ich …« Farr räusperte sich und schaute zur Seite.
    Deirdre konnte Farr sein Starren nicht verdenken. Sasha hatte die Schönheit eines Models – sie war hoch gewachsen und schlank, hatte an all den richtigen Stellen die richtigen Kurven und überall sonst geschmeidige Muskeln. Ihre Haut hatte die Farbe von Milchkaffee, die Augen waren so schwarz wie Opale. Weder der strenge Haarknoten noch die Sekretärinnentracht – akkurater grauer Rock, weiße Bluse und eine Lesebrille, die an einer Kette aus Rheinkieseln baumelte – konnten ihre Schönheit auch nur im Mindesten verbergen.
    Sasha sah Deirdre an. »An manchen Tagen ist es einfach nur lästig, scharf zu sein, nicht wahr?«
    »Das darfst du mich nicht fragen«, sagte Deirdre und lachte.
    Sasha grinste. »Erzähl mir nicht, dass dir das Mädchen nicht gefällt, das dir aus dem Spiegel entgegenblickt.«
    Deirdre zuckte mit den Schultern. »Ich kann nicht behaupten, dass ich viel mit ihr spreche, aber sie ist wohl ganz in Ordnung. Auch wenn ihre Nase etwas schief ist und ich ihr dauernd sage, dass sie eine bessere Frisur braucht, aber sie scheint nicht zuzuhören.«
    »Ich hoffe, das bleibt auch so«, sagte Sasha sehnsuchtsvoll. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf Farr. »Warum so still, Goldjunge? Ich hätte gedacht, dass Sie Ihren Sieg feiern.« Nur Sasha konnte Ekel so unpersönlich und gelangweilt erscheinen lassen.
    »Neuigkeiten verbreiten sich hier schnell«, meinte Deirdre.
    »Du kennst unser Motto«, sagte Sasha mit einem Blinzeln und verstärkte ihren Westend-Akzent. »Beobachten, warten, glauben.«
    »Und offensichtlich ›auf Leute losgehen, wenn sie am wehrlosesten sind‹«, knurrte Farr, die Hände in den Taschen.
    »Ich mache Ihre Fantasien nur ungern zunichte, Farr, aber ich verfolge Sie nicht. Man hat mir nur den Befehl gegeben, euch das hier zu überreichen.«
    Sasha streckte die Umschläge aus. Deirdre nahm den mit ihrem Namen. Farr zögerte, dann nahm er den anderen.
    »Was ist das?«, fragte er.
    »Ich habe die Hoffnung, dass es eine ordentliche Dosis Demut ist.«
    »Danke, Sasha«, sagte Deirdre.
    »Und wann geht ihr wieder an die Arbeit?«
    Deirdre strich mit dem Finger über den Umschlag. Er war weder dick noch schwer. »Ich weiß es nicht. Ich hoffe,

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