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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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sollte. Hier konnte er nicht helfen. Seine Macht lag nicht in der Heilkunst, sondern in der Zerstörung. Zu seiner Überraschung bemerkte er, dass er nicht allein war. Aryn stand neben ihm, die blauen Augen voller Trauer, aber auch voller Entschlossenheit.
    »Wenn unter den Trümmern des Wachturms Männer verschüttet sind, wird man sie nur mit Mühe finden können«, sagte sie. »Beltan, Durge und die anderen werden Hilfe brauchen, um sie aufzuspüren.«
    Travis begriff. Das Heilen war auch nicht Aryns Stärke, aber sie besaß andere Fähigkeiten, genau wie er. Er nickte der jungen Hexe zu, dann rannten sie auf den schief stehenden Turm zu und in das Tor hinein, in dem Beltan, Durge und Tarus vor Minuten verschwunden waren.
    Staub und Rauch hüllten sie ein, raubten ihnen die Luft und die Sicht. Nach drei Schritten hatte Travis jede Orientierung verloren. Er tastete herum, versuchte, eine Wand zu finden, die ihn leitete, dann schloss sich eine schlanke Hand um sein Gelenk und ein schimmerndes Netz aus grünem Licht trat in Erscheinung und umriss Boden, Wände und die Decke.
    Hier entlang, sagte eine Stimme in seinen Gedanken.
    Direkt neben ihm wanden sich die grünen Fäden um die schlanke Gestalt einer jungen Frau. Aryn. Sahen sie auf diese Weise die Welt mit ihrer Gabe, sie und die anderen Hexen?
    Nach ein paar Dutzend Schritten erreichten sie einen höhlenartigen Raum. Der Rauch war hier dünner, da er durch die große Bresche in der Außenwand des Turms abzog, und Travis konnte sehen, nachdem Aryn sein Handgelenk losgelassen hatte. Sämtliche Stockwerke des Turms waren zu einem Trümmerberg zusammengebrochen, der aus dem Keller in die Höhe wuchs. Balken ragten in merkwürdigen Winkeln gebrochenen Knochen gleich aus dem Schutt.
    Beltan, Durge und Tarus hatten einen der Balken an den richtigen Platz geschleppt und eine provisorische Brücke zu dem Trümmerberg errichtet, und jetzt wühlten sie sich durch den Schutt.
    »Sie suchen am falschen Ort«, verkündete Aryn und öffnete die Augen; ihr Gesicht war weiß vor Staub. »Die Männer sind unter der anderen Seite des Haufens verschüttet, tief unten. Ich kann ihre Lebensfäden sehen, aber sie verlieren bereits an Kraft.«
    »Beltan!«, rief Travis und legte beide Hände an den Mund. »Hör auf!«
    Der blonde Mann gehorchte und drehte sich um. Travis und Aryn eilten zu dem Balken, den die Ritter festgekeilt hatten. Travis arbeitete sich mit vorsichtigen Schritten vor und versuchte, nicht nach unten zu sehen – zwischen dem Trümmerberg und den Kellerwänden war ein tiefer Spalt –, aber Aryn hob ihren Rock in die Höhe und lief leichtfüßig darüber hinweg.
    »Was macht ihr hier?«, wollte Beltan wissen, als sie die andere Seite erreichten.
    Travis warf Aryn einen Blick zu. »Ihr grabt an der falschen Stelle.«
    »Ihr müsst zu ihnen vorstoßen«, sagte die junge Hexe. »Sie sind gefangen in … Durge!«
    Steine kippten unter den Füßen des Ritters, und er verlor den Halt. Hätte Tarus nicht blitzschnell zugegriffen, wäre er zusammen mit einigen Tonnen Gestein den Hügel hinuntergestürzt.
    Travis bückte sich und legte die Hände auf den Stein. »Sar«, murmelte er. Das Geröll kam knirschend zum Stillstand. Die Steine kannten ihren alten Namen.
    Er konnte es fühlen – die zerborstenen Ziegel wollten weiter nach unten, wollten auf dem Boden ruhen. Aber da war ein Hohlraum im Inneren des Hügels – dort mussten die Überlebenden sein, die Aryn in der Falle sitzend aufgespürt hatte. Gekreuzte Balken drängten den Stein nach oben, während die Trümmer das Holz zermalmen wollten.
    »Sar«, wiederholte Travis und zwang die Steine mit seinem Willen zum Gehorsam. Dann ergriff er das Ende eines zerbrochenen Balkens, der aus dem Schutt herausragte. »Meleq.« Macht strömte durch das Holz. Bleibt stark, haltet zusammen, brecht nicht.
    Tarus warf ihm einen neugierigen Blick zu. »Was tut Ihr da?«
    »Ich glaube, ich habe die Trümmer stabilisieren können.« Travis beugte sich zurück und wischte Schweiß von der Stirn. »Zumindest für den Augenblick.«
    Beltan betrachtete ihn, aber Travis vermochte nicht zu sagen, was sein Blick ausdrückte – war es Liebe? Stolz? Furcht? »Wo graben wir?«, fragte der Ritter Aryn.
    Sie kroch den Trümmerhaufen entlang. »Hier. Sie sind da unten. Sechs von ihnen. Ihr müsst euch beeilen.«
    Ein paar der Wachen hatten Schaufeln und Spitzhacken besorgt, aber bei dem schweren Stein waren sie nutzlos. Stattdessen stemmten

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