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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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sollte.« Jay befeuchtete sich die Lippen. »Deine Augen sind so ähnlich.«
    Travis öffnete den Mund, aber ihm fiel keine Erwiderung ein.
    »Wir sollten noch etwas Holz für das Feuer holen«, sagte Marty und stand auf. »Wir wollen doch nicht, dass es in so einer Nacht ausgeht.«
    Sie kehrten mit zwei geklauten Transportpaletten zurück – Travis half Jay, die eine zu schleppen, während Marty die andere ganz allein trug –, die sie zertrümmerten und dann eine kalte, aber erträgliche Nacht zusammengekauert in der Nähe des Feuers verbrachten. Eine Zeit lang unterhielten sie sich mit leisen Stimmen, und Travis erfuhr, dass sowohl Marty wie auch Jay im Sommer auf einem Zug aus Topeka in Denver angekommen waren. Die beiden Männer hatten sich vor ein paar Jahren in Ohio kennen gelernt und reisten seitdem zusammen; langsam schlugen sie sich nach Westen durch. Travis fragte sie, wie lange sie weiterreisen wollten.
    »Bis das Land zu Ende ist«, sagte Jay, und das Feuer leuchtete in seinen Augen. »Dann verbringen wir unsere Tage an einem kalifornischen Strand, liegen im Sand, essen Austern und sehen den Mädchen nach. Das ist unser Plan, Marty, nicht wahr?«
    Marty erwiderte nichts und brach mit seinen großen Händen mehr Holz von den Paletten ab. Schließlich wurde es zu spät und zu kalt, um sich weiter zu unterhalten. Auf Jays Vorschlag hin hielt jeder abwechselnd Wache, während die anderen dösten.
    »Uns wird kein Arsch erwischen wie die anderen, die verschwunden sind«, sagte Jay. »Darum reisen Marty und ich auch zusammen. Das ist sicherer so.« Er stieß mit dem Finger nach Travis. »Es ist keine gute Idee, in dieser Welt allein gehen zu wollen. Wenn du das machen willst, solltest du noch mal drüber nachdenken.«
    »Ich übernehme die erste Wache«, sagte Travis.
    Während die beiden Männer neben dem Feuer auf zerlumpten Wolldecken schliefen, drückte Travis eine Hand auf das Betonviadukt und flüsterte immer wieder Krond, bis Hitzewellen von der Mauer strahlten und die eiskalte Luft noch ein paar Zentimeter weiter verdrängten.
    Nach Mitternacht weckte er Marty, dann rollte er sich neben dem Feuer zusammen und wünschte sich, er hätte seinen alten Nebelumhang nicht vor einem Jahrhundert in Tarras verkauft.
    Als Travis die Augen aufschlug, wurde die Welt von grauem Licht erfüllt.
    »Sieh an, sieh an, anscheinend ist unser Zauberer endlich wach«, sagte eine Stimme sardonisch.
    Einen Augenblick lang war Travis verwirrt. Alles hatte die sanfte Farbe von Nebel angenommen. War er wieder im Grauen Turm der Runensprecher? Meister Larad verspottete ihn und seine Macht ständig, sein Narbengesicht war zugleich angewidert und amüsiert. Aber das konnte nicht sein. Großmeister Oragien hatte Larad wegen seines Verrats aus dem Grauen Turm verbannt, und Travis hatte den scharfzüngigen Runensprecher seitdem nicht mehr gesehen.
    Über ihnen donnerte es. Travis setzte sich auf, und die Welt nahm schärfere Konturen an. Marty rollte sich aus der Decke, und Jay stocherte mit einem Stock in der Asche des Feuers. Sonnenlicht verwandelte das mit Eisbrocken gefüllte Wasser des Platte in ein helles Rosa, und Betonflocken rieselten in die Tiefe, als oben ein weiterer Lastwagen über das Viadukt brauste.
    »Ich nehme nicht an, dass du das Feuer wieder in Gang bringen kannst, Mr. Zauberer?«, sagte Jay.
    Travis schüttelte den Kopf. »Das Holz ist aufgebraucht.« Das Sprechen fiel ihm schwer; sein Kiefer war so steif wie eine verrostete Türangel.
    »Und was ist mit dem, was du mit der Mauer gemacht hast?«, fragte Marty.
    Travis zuckte innerlich zusammen. Der große Mann hatte wohl nicht geschlafen, als er seine Magie gewirkt hatte.
    »Was meinst du, was hat er mit der Mauer gemacht?«, wollte Jay wissen und starrte Marty misstrauisch an.
    »Er meint das hier.« Travis drückte die Hand gegen die Mauer und murmelte mehrere Male hintereinander Krond, bis der heiße Beton eine tröstende Wärme ausstrahlte.
    Jay drohten die Augen aus dem Kopf zu quellen. »Großer Gott, wie hast du denn das gemacht?«
    »So wie ich letzte Nacht das Feuer gemacht habe.«
    »Ich dachte, das Feuermachen wäre bloß ein Trick gewesen. Du weißt schon, wie ein Zauberer, der ein Kaninchen oder Ähnliches aus dem Hut zieht.« Jay zog die Mütze auf seinem Kopf tiefer, so als könnte die Macht seiner Überraschung sie davonfliegen lassen. »Ich wusste nicht, dass du wirklich zaubern kannst.«
    Travis sah Marty an, aber der große Mann erschien so

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