Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
in der Sicht ist, und Schwester Aryns Macht ist groß – größer als die einer jeden anderen. Mit Euch dreien besteht doch noch Hoffnung für unsere unmögliche Aufgabe.«
    Hoffnung. Grace berührte die Tasche, in die sie die Rune gesteckt hatte.
    »Wo seid Ihr gewesen, Mirda?«, fragte Grace. »Aryn sagte, Ihr wärt kurz vor unserer Ankunft auf Calavere abgereist.«
    Mirda wandte sich dem Fenster zu. »Eine dringende Aufgabe hat mich fortgerufen. Aber sie ist erledigt, und ich bin zurückgekehrt, und ich werde nicht wieder gehen.« Sie drehte sich wieder um. »Im Gegensatz zu Euch, Schwester.«
    Grace ließ sich auf einen der Stühle sinken. »Ich muss nach Norden gehen, nach Burg Todesfaust. Wenn sich das Runentor öffnet, soll ich den Fahlen König davon abhalten, hinauszureiten. Aber ich weiß nicht, wie in aller Welt ich das machen soll. Ich habe doch nichts weiter als ein altes Schwert und fünfhundert Mann. Und das hier.« Sie zog die Rune aus der Tasche.
    Mirda studierte die Rune, berührte sie aber nicht. »Ich finde, Ihr habt sehr viel. Vergesst nicht, dass Ihr den Fahlen König nicht besiegen müsst. Euer Teil in dem Schattenzirkel besteht darin, ihn aufzuhalten, bis der Runenbrecher sein Schicksal erfüllen kann.«
    Grace fröstelte. »Ihr meint, bis er die Welt zerstört.«
    »Oder sie rettet«, sagte Mirda und erwiderte ihren Blick.
    Wie konnte beides möglich sein? Grace verstand es noch immer nicht. Aber eine Sache wusste sie – auf keiner Welt gab es eine Person, die sanftmütiger oder wahrhaftiger als Travis Wilder war. Er würde Eldh nicht schaden; sie konnte einfach nicht glauben, dass er dazu fähig war.
    »Er ist gegangen, müsst ihr wissen.« Grace lehnte den Kopf gegen die Lehne des staubigen Stuhls.
    »Er wird zurückkehren«, erwiderte Mirda.
    Grace schloss die Augen. »Aber wie könnt Ihr da so sicher sein?«
    »Weil es die Prophezeiung so verlangt. Runenbrecher wird am Ende da sein.«
    »Aber was, wenn es nicht Travis ist? Was, wenn es der andere Runenbrecher ist, der am Ende da ist?«
    »Dann ist die ganze Welt zum Untergang verurteilt«, sagte Mirda, und ihre Worte waren so hart wie Steine.
    Grace seufzte und schlug die Augen auf. Sie konnte nicht wissen, wer die Erste Rune als Erster erreichen würde – Travis oder Mohg oder der andere Runenbrecher. Aber selbst wenn es Travis gelang, die Welt zu retten, es würde nichts mehr übrig sein, um gerettet zu werden, falls der Fahle König zuvor darüber hinweggaloppiert war und die Menschen versklavt hatte. Sie musste sich Berash stellen. Nicht weil sie besser als alle anderen war oder gar stärker. Sondern schlicht, weil jemand dem Fahlen König Widerstand leisten musste, und das konnte genauso gut sie sein.
    Ihre Gedanken mussten ihr deutlich im Gesicht gestanden haben.
    »Ist es nicht Zeit für Euren Aufbruch, Schwester?«
    Grace stand auf; sie fühlte sich ein bisschen wackelig auf den Beinen, aber davon abgesehen überraschend stark. »Ich schätze, das ist es.«
    Mirda berührte ihre Wange. »Habt keine Angst. Wir werden während Eurer Abwesenheit die Stellung halten. Schwester Liendra und die anderen Hexen werden daran arbeiten, die Krieger von Vathris zu behindern, also ist es die Aufgabe von Schwester Aryn, Schwester Lirith und mir, dafür zu sorgen, dass das nicht geschieht. Sobald die Krieger König Boreas' Ruf gefolgt sind, werden sie nach Norden marschieren, und Ihr werdet ein großes Heer zur Verfügung haben.«
    Grace wusste nicht, ob sie dieser Gedanke beruhigen oder ängstigen sollte. Sie wandte sich ab, aber dann fiel ihr noch etwas ein. Mirdas Wissen war so groß. Vielleicht würde sie eine Antwort für den anderen Schatten haben, der so schwer auf Grace lastete.
    »Schwester Mirda«, sagte sie. »Mein Freund, der Ritter Durge – mit ihm stimmt etwas nicht.«
    »Es gibt niemanden, die größere Fähigkeiten im Heilen hat als ihr, Schwester«, sagte Mirda. »Könnt Ihr nichts für ihn tun?«
    Grace fühlte ein Schluchzen in sich aufsteigen, aber sie schluckte es herunter. »Nein, das kann ich nicht. Das heißt, ich wüsste nicht, wie, aber vielleicht könnt Ihr mir helfen. Ihr müsst wissen, es ist sein Herz.« Sie zwang sich zu einem klinischen Tonfall und beschrieb, was man mit Durge gemacht hatte.
    Mirda schwieg einen Augenblick lang, dann entfuhr ihr ein Seufzen. »So arbeitet das Böse – indem es alles nimmt, was gut und wahrhaftig ist, und es verdirbt. Dass Euer Freund dem so lange widerstanden hat, verrät

Weitere Kostenlose Bücher