Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
machte. Fellrings Griff bohrte sich in ihre Nieren, und mit einer Grimasse schob sie das Schwert zurecht. Wie konnte Beltan nur ständig eines dieser verdammten Dinger tragen?
    »Tira, verstehst du, was ich sage?«
    Es fiel immer so schwer zu wissen, ob sie zu ihr durchdrang. Tira hatte noch immer kein Wort gesagt, seit sie den Schwarzen Turm verlassen hatten. Grace glättete das zerzauste rote Haar des Mädchens und berührte sein Kinn, so dass es aufhörte zu spielen und aufschaute.
    »Ich gehe auf eine Reise, an einen Ort, der sehr weit von hier entfernt ist, und ich fürchte, du kannst nicht mitkommen. Es ist nicht, dass ich es nicht möchte.« Grace holte tief Luft, darüber aufgebracht, wie schwierig das hier war. »Ich werde dich so sehr vermissen. Aber da, wo ich hingehe, das ist … das ist kein Ort für Kinder. Aber es ist schon in Ordnung – Aryn und Lirith und Sareth werden sich um dich kümmern, also wirst du in Sicherheit sein. Und ich komme bald zu dir zurück. Ich verspreche es.«
    Tira lächelte – auch wenn der Ausdruck die vernarbte Seite ihres Gesichts nicht erreichte –, dann beugte sie sich wieder über ihre Puppe. Grace seufzte und hoffte, dass das gereicht hatte. Sie umarmte das Mädchen fest, wiegte es, küsste seinen Kopf. Als sie dann fürchtete, gleich in Tränen ausbrechen zu müssen, stand sie schnell auf und verließ den Raum.
    Draußen wartete ein schlanker Mann mit einem blonden Spitzbart und einem silbergrauen Umhang.
    »Aldeth«, stieß Grace hervor und hielt eine Hand an die Brust, »ihr habt mich erschreckt.«
    Der Spinnenmann lächelte und entblößte verfaulte Zähne. »Königin Inara mag mich wie ein schmutziges Taschentuch fortgeworfen haben, aber anscheinend kann ich es noch immer.«
    Grace runzelte die Stirn. »Durge schickt Euch, oder?«
    »Eigentlich war es Tarus. Durge war viel zu sehr damit beschäftigt, einen Schlaganfall zu haben. Irgendwas darüber, dass wenn wir nicht sofort aufbrechen, das Heer keine Meile vom Schloss entfernt sein wird, wenn es Zeit ist, das Nachtlager aufzuschlagen. Den Rest habe ich nicht verstanden. Er war zu sehr damit beschäftigt, rot anzulaufen und sich aufzublasen. Glaubt Ihr, dass Embarraner platzen können?«
    »Wir sollten es besser nicht herausfinden«, sagte Grace mit schlechtem Gewissen. »Ich bin bereit. Ich musste mich nur noch von jemandem verabschieden.«
    Der Spinnenmann schnaubte. »Ihr solltet es so machen wie ich, Mylady, vermeidet es, andere Leute zu mögen. So fällt es nie schwer, Auf Wiedersehen zu sagen.«
    Irgendwie waren das die traurigsten Worte, die Grace je gehört hatte. Vielleicht, weil sie sie an sie selbst erinnerten, vor gar nicht langer Zeit.
    »O Aldeth«, sagte sie und berührte seine Wange.
    Als sie den Unteren Burghof des Schlosses erreichten, fanden sie ihn bis auf ein paar Schafe und Bauern leer vor. Einen absurden Augenblick lang fragte sich Grace, ob sie das Abrücken ihres eigenen Heeres verpasst hatte. Aber nein, da waren Durge und Tarus, die ihr schnell entgegenkamen.
    »Eure Streitmacht erwartet Euch unterhalb des Schlosses, Mylady«, sagte Durge. Aldeth hatte Recht. Seine Wangen und der Hals waren so rot wie Beeren.
    »Ich ziehe den Gedanken vor, dass es unser aller Streitmacht ist, Durge«, sagte sie mit einem trockenen Lächeln.
    Er schaute sie finster an und wurde noch eine Spur roter.
    Tarus ergriff ihren Arm und steuerte sie auf das Schlosstor zu. »Nehmt es mir nicht übel, wenn ich das sage, meine Königin, aber ich würde auf die Späße verzichten. Zumindest, bis wir unterwegs sind.«
    »Verstanden«, sagte Grace mit einem Nicken.
    Sie passierten die Überreste des zerstörten Wachturms – der Wiederaufbau war noch ganz am Anfang – und gingen durch das Schlosstor. Als sie die andere Seite erreichten, setzte Graces Herz einen Schlag lang aus. Vielleicht hatte Aldeth ja doch Recht; vielleicht war es den Abschiedsschmerz nicht wert, Leute lieben zu lernen.
    Aber das war es doch, ganz egal, wie sehr es auch schmerzte. Lirith und Aryn stürzten ihr entgegen und rissen sie in eine Umarmung.
    Schwestern, sagte sie in Gedanken.
    Pst, Grace, kam Aryns Stimme über die Stränge der Weltenkraft. Du musst nichts sagen. Wir sind nur gekommen, um dich wissen zu lassen, wie stolz wir auf dich sind.
    Du bist tapfer, Schwester, sagte Lirith, und ihre Stimme war so wahrhaftig und warm wie das Sonnenlicht. Tapferer als wir alle zusammen. Wir werden jeden Augenblick deiner Abwesenheit an dich

Weitere Kostenlose Bücher