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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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mir, dass sein Geist von unnachahmlicher Stärke und Güte sein muss.«
    »Dann besteht also Hoffnung für ihn«, sagte Grace heiser.
    Mirda schüttelte den Kopf. »Ich fürchte nicht, Schwester. Am Ende wird der Splitter seine Magie wirken. All das Gute in seinem Herzen, sämtliche Loyalität und Freundlichkeit wird von dem Schatten ersetzt werden. Es gibt nichts, was man für ihn tun kann. Außer einer Sache.«
    Grace versteifte sich. »Wovon sprecht Ihr?«
    »Nehmt das hier.« Mirda drückte ihr ein kleines Fläschchen in die Hand. »Es ist eine Tinktur aus Weidenwurzel. Ein einzelner Tropfen bringt ein schnelles und schmerzloses Ende. Behaltet Euren Freund im Auge, und Ihr müsst ihm das geben, bevor es zu spät ist.«
    Grace konnte sie nur anstarren, von eisigem Entsetzen erfüllt. »Das kann ich nicht«, sagte sie erstickt. »Das werde ich nicht.«
    Mirda schloss Graces Finger um das Fläschchen. »Schwester, das müsst Ihr, wenn Ihr ihn so liebt, wie Ihr behauptet. Er würde niemals zu dem werden wollen, in das ihn der Splitter verwandeln wird.«
    Es war zu viel. Grace konnte nicht atmen. Sie stolperte der Tür entgegen. »Ich muss gehen.«
    »Das müsst ihr, Schwester«, sagte Mirda und nickte. »Ich werde da sein, um Euch zu verabschieden, wenn ihr aus dem Schloss reitet.«
    Grace nahm sie kaum wahr. In ihrem Kopf schwamm alles, sie zitterte am ganzen Körper. Sie wollte das Fläschchen wegwerfen, aber irgendwie wollte ihre Hand es nicht loslassen. Ein einzelner Tropfen bringt ein schnelles und schmerzloses Ende …
    Sie ging durch die Tür und rannte durch den Saal, vorbei an den Rüstungen. Sie schienen sie anzustarren, wie aus kaltem Eisen geformte Geister. Das Nachthemd geriet ihr zwischen die Füße, sie stolperte und stürzte.
    Starke Arme ergriffen sie und stellten sie wieder aufrecht hin.
    »Mylady, was ist?«, fragte eine tiefe, vertraute Stimme.
    Sie blinzelte und sah Durges zerklüftetes Gesicht in dem Halbdunkel. Der Ritter trug Reitkleidung und ein Kettenhemd. Panik ergriff sie. Wie lange hatte er schon draußen in dem Saal gestanden? Hatte er gehört, worüber Mirda und sie gesprochen hatten? Sie hielt das Fläschchen so fest umklammert, dass sie glaubte, es müsse jeden Augenblick zerbrechen. Aber das tat es nicht.
    »Durge«, schaffte sie zu krächzen. »Was tut Ihr hier?«
    »Nach Euch suchen, Mylady. Und ich hatte Glück, Euch zu finden, denn ich passierte gerade die Tür zu diesem Saal, als ich Euch angelaufen kommen sah.«
    Grace versuchte, nicht zu offensichtlich erleichtert aufzuatmen. Er hatte den Saal erst betreten, als sie den Vorraum schon verlassen hatte. Das bedeutete, dass er ihre Unterhaltung mit Mirda unmöglich gehört haben konnte.
    »Ich bin bei Sonnenaufgang zu Eurem Gemach gegangen«, fuhr Durge fort. »Aber ich fand nur Tira, die mit einer Dienerin spielte, also habe ich mich nach Euch auf die Suche gemacht. Euer Heer versammelt sich in dieser Minute auf dem Unteren Burghof. Wir sollen in einer Stunde aufbrechen.« Sein Schnurrbart senkte sich missbilligend nach unten, als er ihr Nachthemd betrachtete. »Ich muss sagen, Mylady, das ist kaum angemessene Reitkleidung. Ihr werdet erfroren sein, noch bevor wir eine Meile geritten sind.«
    »Es tut mir Leid«, sagte sie. »Ich ziehe mich um.«
    Und trotz ihrer Angst musste sie lachen. Was auch immer der Eisensplitter aus ihm machen würde, im Augenblick war er noch immer Durge – der gute, liebe, düstere Durge. So lange sie den Embarraner an ihrer Seite hatte, würde sie jeden Augenblick davon genießen. Zu seiner offensichtlichen Überraschung warf sie die Arme um seine gekrümmten Schultern.
    »Danke, Durge.«
    Er zögerte, dann legte er die starken Arme um sie. »Wofür, Mylady?«
    »Dafür, dass Ihr so seid, wie Ihr seid.«
    Er stieß den Atem aus. »Nun, ich kann nicht behaupten, dass ich mir viel Gedanken mache oder Mühe gebe, ich zu sein. Aber trotzdem, vielen Dank, Mylady.«

21
    Eine Stunde später schaute Grace aus dem Fenster ihres Gemachs, um zu sehen, wie sich die Sonne über die Zinnen des Schlosses schob. In den letzten paar Minuten hatte Durge zweimal nach ihr gesehen und Sir Tarus einmal, und die Diener hatten ihr Gepäck bereits geholt. Jeder würde auf dem Unteren Burghof auf sie warten.
    »Ich muss jetzt gehen, Tira«, sagte sie.
    Das Mädchen saß vor dem Feuer und spielte mit einer seiner halb verbrannten Puppen. Grace kniete sich neben sie, auch wenn die Schwertscheide an ihrer Seite das mühsam

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