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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Graces angespannte Nerven beschwichtigte. Dann fiel ihr wieder das kleine Fläschchen ein, das Mirda ihr gegeben hatte und das jetzt in dem Lederbeutel an ihrer Taille ruhte, und das Gefühl verschwand.
    »Entschuldigt, aber kenne ich Euch?«, fragte Falken und legte den Kopf schief, während er Mirda anschaute.
    Sie richtete ihren weisen Blick auf ihn. »Das weiß ich nicht, Falken Schwarzhand. Tut Ihr es?«
    Er schaute auf die schwarz behandschuhte Hand. »In gewisser Weise erinnert Ihr mich an sie. Aber das ist unmöglich, oder?«
    »Vielleicht«, sagte Mirda. »Aber sagt mir, wie war sie, an die ich Euch erinnere?«
    Falkens Stimme war leise. »Sie war kaum älter als ein Mädchen, aber ihre Macht war stark. Ihr Haar hatte die Farbe von Gold, und ihre Augen waren wie blaue Kornblumen.«
    Mirda lächelte. »Nun, das hört sich so gar nicht nach mir an.«
    »Nein, ich schätze, das tut es nicht.« Er schaute die stattliche, dunkelhaarige Hexe wieder an. »Auch wenn ich zugeben muss, dass Ihr mehr meinem Geschmack entsprecht. Ich hatte nie viel für den mädchenhaften Typ übrig.«
    Melia starrte den Barden empört an. »Falken!«
    Der Barde schenkte ihr ein schiefes Grinsen, das aber schnell verschwand. »Ich hatte nie Gelegenheit, ihr zu danken. Ich glaube, sie hat mir das Leben gerettet.«
    Mirda berührte die Hand mit dem Handschuh. »Wenn Ihr ihr danken wollt, dann versteckt das Geschenk nicht, das sie Euch gemacht hat.«
    »Woher wisst Ihr …?« Falken schüttelte den Kopf. »Aber Ihr habt Recht. Ich glaube, es ist Zeit, dass ich damit aufhöre, meine Vergangenheit verstecken zu wollen, und anfange, mich ihr zu stellen.« Er zog den schwarzen Handschuh herunter, und seine rechte Hand schimmerte im Morgenlicht. »Von jetzt an heiße ich Falken Silberhand.«
    Mirda lächelte. »Sie würde sich freuen, das zu wissen.« Die Hexe sah Grace an. »Vergesst nicht, dass Ihr nie allein seid. Haltet auf der Straße nach Hilfe Ausschau – sie wird Euch auf der Reise finden.«
    »Danke«, schaffte es Grace zu sagen.
    Mirda nickte, dann stellte sie sich mit wehendem Umhang neben Lirith und Aryn.
    Melia hob eine Braue. »Das war merkwürdig.«
    Falken sagte nichts, während er die silberne Hand zur Faust ballte.
    Grace verspürte eine Kälte in sich aufsteigen. Das war es also. Keiner mehr, bei dem sie sich verabschieden musste. Durge sagte etwas zu Tarus, und der rothaarige Ritter stieg auf sein Pferd und ritt den Hügel hinunter. Der Spinnenmann Aldeth folgte auf einem Pferd, das so grau wie sein Nebelmantel war. Durge schwang sich auf den Sattel seines Schlachtrosses Schwarzlocke, und auch Melia und Falken saßen auf. In der Nähe hielt ein Wächter die Zügel von Shandis, Graces honigfarbener Stute. Mit schwerem Herzen drehte sich Grace um, um ebenfalls aufzusitzen …
     … und blieb stehen. Eine kleine Gestalt saß auf Shandis' Sattel, und der Wind spielte mit ihrem flammend roten Haar. Sie trug nur ein dünnes Kleidchen, und ihre Füße waren nackt.
    »Tira«, stieß Grace hervor. »Wie bist du denn hergekommen?«
    Nach dem verblüfften Gesichtsausdruck des Wächters zu urteilen, stellte er sich dieselbe Frage. Er hätte beinahe Shandis' Zügel fallen gelassen. Aber die Stute stand ganz ruhig da und stieß ein leises Wiehern aus, als Tira lachte und die Hände in der Mähne vergrub.
    Falken warf Grace einen scharfen Blick zu. »Ich glaube, da will dich jemand begleiten.«
    Grace glaubte, ihr Herz würde gleich zerbrechen. »Aber das geht nicht. Es ist zu gefährlich. Sie ist doch bloß ein Kind.«
    »Nein«, sagte Melia nachdenklich. »Das ist sie nicht.«
    Das war die Wahrheit. Krondisar hatte Tira in eine Göttin verwandelt. Grace hatte keine Ahnung, welchen Zweck sie erfüllen sollte, aber sie hatte das Gefühl, dass sie Tira nicht hätte davon abhalten können, sie zu begleiten, selbst wenn sie es gewollt hätte. Und Grace konnte auch nicht sagen, dass es ihr Leid tat.
    Mit Hilfe des Wächters stieg Grace hinter Tira auf den Sattel. Das Mädchen schmiegte sich eng an sie.
    »Grace«, sagte da eine heisere Stimme.
    Beltan stand neben dem Pferd. In den Augen des Ritters lag ein verzweifelter, fragender Blick. Hastig griff Grace in den Beutel an ihrer Seite und holte ein zusammengeknülltes Stück Stoff hervor. Es war mit dunkelbraunen Flecken übersät.
    »Nimm das.«
    Er drehte es in den Fingern. »Was ist das?«
    »Ein Verband. Ich habe ihn von Travis' Hand.«
    Unglauben huschte über sein Gesicht, dann

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