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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Verstehen. Der Stoff enthielt nur eine winzige Menge von Travis' Blut, aber es reichte aus. Und Vani besaß noch immer das Tor-Artefakt.
    »Bring ihn uns zurück, Beltan. Zurück nach Eldh.«
    Der Ritter schaute entschlossen zu ihr hoch. »Das werde ich. Das werden wir beide.«
    »Jetzt, Mylady!«, sagte Durge und zog Schwarzlocke herum.
    Grace hatte alles getan, was in ihrer Macht stand; der Augenblick des Aufbruchs war gekommen. Aus einem Impuls heraus zog sie Fellring und hob es hoch über den Kopf. Die Morgensonne spiegelte sich funkelnd auf der Klinge und setzte sie in Flammen.
    »Nach Burg Todesfaust!«, rief eine mutige Stimme, und Grace war erstaunt, als ihr klar wurde, dass es die ihre war.
    Tira lachte. »Klingenheilerin«, sagte sie.
    Und Grace ritt den Hügel hinunter, um zu ihrem Heer zu stoßen, und ein Jubelschrei stieg in die kalte Luft empor.

22
    Sie marschierten nach Osten und folgten derselben Straße, auf der Grace im vergangenen Sommer zum Grauen Turm gereist war. Sie ritt an der Spitze der kleinen Streitmacht, Durge zu ihrer Rechten und Tarus zu ihre Linken. Hinter ihr kamen die Ritter der Domänen, denen die calavanischen Fußsoldaten und die Gruppe Runensprecher auf Maultieren folgten. Den Abschluss bildete die einsame Kompanie aus Tarras, deren bronzene Brustpanzer funkelten. Was Königin Inaras Spinnenmänner anging, konnte Grace nie mit Sicherheit sagen, wo sie waren, auch wenn sie nicht den geringsten Zweifel hatte, dass sie sich in der Nähe befanden – und Wache hielten.
    Das Wetter war frisch und hell. Sonnenlicht zersplitterte in Regenbogen, wenn es Eisprismen traf, und das Klirren von Kettenhemden stieg wie Glockengeläut in die kalte Luft. Trotz der Kälte war es Grace in ihrem pelzgefütterten Umhang auf Shandis schön warm. Allerdings hatte sie den Verdacht, dass das weder an ihrer Kleidung noch an dem Pferd lag.
    »Danke«, sagte sie, als das Schloss hinter ihr aus der Sicht verschwand. Sie drückte die Wange gegen Tiras ungebändigtes rotes Haar. Wie immer fühlte sich das Mädchen trotz seiner nackten Arme und Beine warm an.
    Tira ignorierte Grace, während sie ihre Puppe über Shandis' Mähne tanzen ließ, als würde sie durch ein Weizenfeld rennen.
    Danach gab Grace ihren ersten Befehl als Anführerin des Heeres. Sie befahl Tarus, dass jeder Mann – und jede Frau, da sie auch zwei Spinnenfrauen dabeihatten –, der die Kälte nicht mehr aushalten konnte, an ihrer Seite reiten sollte.
    Tarus warf ihr einen seltsamen Blick zu. »Und wie genau soll das helfen, Euer Majestät?«
    »Seit Ihr neben mir reitet, da war Euch doch nicht mehr kalt, oder?«
    »Jetzt, da Ihr es erwähnt, nein.«
    Sie umarmte Tira und lächelte. »Wusste ich es doch.«
    Tarus sah sie verblüfft an, dann drehte er das Pferd, um den Befehl weiterzugeben.
    Grace wusste, dass ihr das kein Vergnügen hätte bereiten sollen – sie ritten in den Krieg und nicht zu einem Picknick auf dem Land –, trotzdem konnte sie nicht ignorieren, dass sich ihre Laune hob. Vielleicht würde das anders sein, wenn sie hundert Meilen gereist und müde und durchnässt waren, aber in diesem Augenblick kam ihr die Pracht ihrer Armee zu Bewusstsein. Alle Männer sahen hart, fähig und tapfer aus, ihre Helme funkelten in der Sonne. Über ihren Köpfen flatterten helle Banner: Weiß auf Blau für Calavan, Gold auf Grün für Toloria, Dunkelviolett für Perridon und Braun für die Männer aus Galt. Die tarrasische Streitmacht trug die Standarte des Imperiums – fünf Sterne über drei Bäumen –, und die grauen Roben der Runensprecher waren wie ein eigenes Banner.
    Grace stieß eine neblige Atemwolke aus. »Anscheinend bin ich hier die Einzige ohne Flagge.«
    Durge schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Vergebt mir, Euer Majestät, in der Hast des Aufbruchs habe ich ganz vergessen, Euch das hier zu überreichen. Das müssen die ersten Anzeichen für Senilität sein.«
    Sie schenkte ihm ein warmherziges Lächeln. »Das bezweifle ich, Durge.«
    Der Embarraner wühlte in einer Satteltasche herum und zog ein in gewachstes Tuch eingeschlagenes Bündel hervor. Er gab es ihr.
    »Was ist das?«
    »Ein Geschenk von Falken und Melia. Sie baten mich, es Euch zu geben, sobald wir unterwegs sind.«
    Sie öffnete das Bündel, darin befand sich ein zusammengefaltetes Stück Stoff. Sie fasste es an zwei Ecken an und schüttelte es aus.
    Es war ein Banner. Die Farben ähnelten denen von Calavan, allerdings war das Blau dunkler, und das

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