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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Grace.
    Das Licht wurde heller; das Summen steigerte sich zu einem metallischen Jaulen.
    Jetzt, Grace. Du musst jetzt etwas tun.
    Da – auf Durges rechter Hand war ein Kratzer. Er musste ihn sich während des Kampfes an der Geheimtür zugezogen haben. Er war flach, aber aus ihm sickerte noch immer Blut. Er würde ausreichen. Sie schob eine Hand in die Tasche ihres Gewandes, fand das Fläschchen Weidenwurzel und entkorkte es mit den Fingern.
    Sie trat vor und überbrückte den Abstand zwischen Durge und sich. »Wenn Euer kostbarer Meister mich so dringend will, warum übergebt Ihr mich ihm dann nicht? Sicherlich erhaltet Ihr eine Belohnung.«
    Sie griff nach ihm, und seine rechte Hand schoss vor – wie erhofft – und schnappte nach ihrem Handgelenk. Er drückte zu, und sie keuchte schmerzerfüllt auf, als die Knochen gegeneinander rieben. Aber sie benutzte den Schmerz dazu, Furcht und Verzweiflung aus ihrem Bewusstsein zu tilgen. Das Ding war nicht Durge. Mit einer Bewegung von chirurgischer Präzision zog sie das Fläschchen hervor und spritzte das purpurfarbene Elixier über seine Wunde.
    Durge brüllte auf. Er wich zurück, packte die Rechte, und seine Augen füllten sich mit Hass. »Was hast du mit mir gemacht, Hexe?«
    Seine Worte waren ein Zischen, aber sie kamen undeutlich. Seine Muskeln fingen bereits an, sich zu verkrampfen; seine Halsmuskeln traten hervor. Er wollte nach ihr schlagen, stolperte aber und fiel auf die Knie.
    Aryn starrte sie mit offen stehendem Mund an. Bei Sia, was hast du getan, Grace? Du tötest Durge.
    Jedes Wort ihrer Erwiderung war wie ein Dolchstoß, der ihr Herz traf. Nein, ich rette ihn.
    Durge fiel auf die Hände. Schaum trat vor seinen Mund; sein ganzer Körper schüttelte sich, als würde er von unsichtbaren Händen geschlagen.
    »Grace!«
    Aryns furchterfüllter Schrei kam nicht durch die Weltenkraft. Grace riss den Kopf herum. Die Seitentür war ein Rechteck aus loderndem Silber. Dann zeichnete sich eine Silhouette vor dem Licht ab. Sie glitt in den Saal: groß, schlank, tödlich.
    Die Feydrim heulten auf und pissten auf den Boden, während der Phantomschatten durch den Saal auf Grace zuschwebte. Seine lidlosen Augen waren wie schwarze Juwelen. Er hatte keinen Mund, trotzdem vernahm sie seine Stimme, und die Worte ließen ihr Blut erstarren.
    Du wirst die Braut des Meisters sein. Du wirst die Königin des Eises sein, fahl und wunderschön und schrecklich. Du und der König werden für alle Ewigkeit herrschen …
    Nein, wollte Grace protestieren, aber sie konnte nicht sprechen. Sie wollte nach Fellring greifen, das wieder an ihrer Seite in seiner Scheide steckte, aber sie konnte sich nicht bewegen. Sie hörte einen dumpfen Knall, als die Saaltür aufsprang, aber der Laut war auf eine seltsame Weise gedämpft.
    Es kam ihr so vor, dass Aryn erneut aufschrie; das Geräusch von Schwertern, die aus ihren Scheiden fuhren, hallte durch die Luft. Eine Gruppe versuchte, sich durch die Feydrim durchzukämpfen. Waren das nicht Sir Tarus und Kommandant Paladus? Grace konnte es nicht mit Sicherheit sagen; sie sah sie nur undeutlich, als wären sie Schatten. Der Phantomschatten kam näher, das silberne Licht blendete sie.
    Ein seltsamer Friede überkam Grace. Ja, es gab nichts zu fürchten, wenn alle Hoffnung dahin war. Sie würde den Fahlen König heiraten. Er würde ihr zerbrechliches Menschenherz nehmen und all den Schmerz, der damit einherging, und ihr ein neues Herz aus verzaubertem Eisen geben, ein Herz, das niemals wieder Schmerz oder Trauer oder Furcht empfinden würde.
    Oder Liebe. Oder Lachen. Oder Freude.
    »Lass sie in Ruhe!«
    Grace blinzelte, versuchte durch das grelle Licht hindurchzusehen. Aryn stürzte nach vorn, mit beiden Händen webte sie einen Zauber. Seine Macht ließ die Stränge der Weltenkraft summen. Sie warf den Zauber dem Phantomschatten entgegen. Er riss die Arme hoch, stieß einen mundlosen Schrei purer Qual aus. Die silberne Aura flackerte …
     … dann wurde sie wieder stärker. Bevor Aryn die Stränge der Weltenkraft zu einem weiteren Zauber miteinander verweben konnte, schlug der Bleiche mit seinen spindeldürren Armen zu.
    Diesmal war es Aryn, die schrie. Die Qual der jungen Hexe löste Graces Erstarrung, so dass sie alles mit perfekter Klarheit aufnahm. Aryns Augen schlossen sich, dann sackte sie zu Boden. Sie blieb ganz still liegen, ihre Haut war so weiß wie Schnee.
    Grace wollte mit der Gabe zugreifen, wollte Aryns Lebensfaden berühren und

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