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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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überraschte sie. Sie schaute auf und sah Paul Jacoby dort stehen.
    »Hallo, Deirdre. Haben Sie einen Moment?«
    »Natürlich, Paul.« Sie sah den Ordner in seiner Hand. »Haben Sie etwas für mich?«
    »Ich glaube schon.« Er eilte in den Raum. Jacoby war ein kleiner Mann mit Brille und beginnender Glatze um die fünfzig. Der langsam grau werdende Schnurrbart, die schief sitzende Krawatte und der abgetragene Kordsamtanzug verliehen ihm das Vertrauen einflößende Aussehen eines Gelehrten. Er fummelte an dem Ordner herum, nahm Papiere heraus und breitete sie auf ihrem Schreibtisch aus. »Das ist faszinierend. Ziemlich außergewöhnlich. Tatsächlich habe ich noch nie so etwas gesehen.«
    »Also gar nichts?« Deirdres Hoffnung sank.
    »Oh, ich meine natürlich nicht diesen Teil.« Er zeigte auf das Foto der Tontafel. »Die Inschrift am oberen Teil ist eindeutig in Linear A geschrieben.«
    »Linear A?«
    »Das ist eines der frühesten Schriftsysteme, die wir kennen. Es wurde vor etwa dreitausend Jahren von der minoischen Zivilisation auf Kreta entwickelt, und man schrieb damit eine frühe Form des Griechischen. Das hier ist ein hübsches Beispiel dafür. Aber es ist diese Inschrift, die mich erstaunt.« Er zeigte auf die runenähnlichen Symbole auf der unteren Hälfte der Tafel. »Ich habe eine solche Schrift noch nie zuvor gesehen. Ich habe die linguistischen Datenbanken durchsucht, aber es gab keine Übereinstimmung. Diese Symbole sind völlig unbekannter Herkunft. Es gibt nichts Vergleichbares.«
    Deirdre berührte den Silberring an ihrer Hand. Was würde Jacoby denken, wenn er gewusst hätte, dass die gleichen Symbole sowohl auf der Innenseite des Rings als auch auf dem alten Schlussstein auf dem Foto waren, das sie gefunden hatte – der Schlussstein, den man aus dem Gebäude entfernt hatte, das eines Tages das Surrender Dorothy beherbergen würde?
    »Konnten Sie die untere Inschrift entziffern?«
    Jacoby schüttelte den Kopf. »Nein, aber mit etwas Zeit könnte ich es vielleicht schaffen. Wer auch immer diese Tafel gemacht hat, hat dieselbe Inschrift zwei Mal hergestellt, in zwei verschiedenen Schriftsystemen. Den Teil in Linear A konnte ich übersetzen.« Er wühlte in den Papieren herum. »Da ist es. Vergessen Sie nicht, das ist nur meine Rohübersetzung. Ich brauche Zeit für die Feinheiten. Aber grundsätzlich steht da: ›Vergesst nicht die Schläfer. In ihrem Blut liegt der Schlüssel.‹«
    Deirdre griff nach der Schreibtischkante, um Halt zu finden, und hoffte, dass Jacoby – so konzentriert er auf die Papiere war – ihre Reaktion nicht bemerkte. Den Berichten zufolge, die sie gelesen hatte, hatte man auf dem Schlussstein Blutspuren gefunden. Blut von außerweltlicher Herkunft. Aber was hatte das zu bedeuten? Und wer waren die Schläfer?
    Jacoby sprach noch immer aufgeregt. »Sie haben keinen Zugang zu der Originaltafel, oder? Es wäre eine große Hilfe, Daten über ihre chemische Zusammensetzung zu erhalten, um ihren Ursprungsort bestimmen zu können.« Er nahm wieder das Foto und strich mit dem Finger über die untere Inschrift. »So unterschiedlich die beiden Sprachen auch sind, scheinen sie dennoch nicht völlig unverwandt zu sein. Ich kann nicht sicher sein, aber ich vermute mal, dass man Linear A tatsächlich aus dieser unteren Sprache ableiten könnte. Das wäre eine aufregende Neuigkeit. Wir haben geglaubt, dass Linear A das älteste Schriftsystem in der ägäischen Region ist, aber es könnte sein, dass ihr ein anderes System vorausgegangen ist.«
    Deirdre nahm den Ordner und schloss ihn; sie zwang ihre Hände, nicht zu zittern. »Danke, Paul. Sie sind eine große Hilfe gewesen.«
    Er lächelte und richtete die Brille. »Nichts zu danken, Deirdre. Und ich verlasse mich darauf, dass Sie so nett sind und mich informieren, falls Sie weitere Beispiele dieses neuen Schriftsystems finden. Wir brauchen mehr Proben, wenn wir sie entschlüsseln wollen.«
    »Natürlich«, sagte sie, hörte dabei aber kaum die eigenen Worte.
    Jacoby nickte und verließ den Raum. Deirdre starrte den Ordner in ihrer Hand an. Eine Idee summte ihr wie eine Biene im Kopf herum, ganz hartnäckig, aber sie war zu schnell, um sie erfassen zu können.
    »Worum ging es denn?«, fragte eine rauchige Stimme.
    Deirdre drehte sich um. Sasha stand in der Tür. Sie trug Reiterhosen und eine Tweedjacke mit Ellbogenflicken. Zum nachgemachten Jockeylook fehlte nur noch die Reitgerte.
    Deirdre seufzte. »Sasha. Du hast mich

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