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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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des Prinzen durfte niemand zu ihm.
    »Ihr versteht nicht, Mylord«, sagte Aryn so frustriert, dass sie förmlich am ganzen Leib zitterte. »Wir müssen den Prinzen sehen. Wir müssen ihm sagen …« Sie biss sich auf die Zunge. Was würde Ajhir wohl sagen, wenn sie ihm berichtete, dass eine Nekromantin, ein Wesen aus den Legenden, im Schloss lauerte? »Ich muss vor seiner Abreise mit ihm sprechen.«
    »Ihr dürft morgen mit ihm sprechen, Mylady«, sagte Ajhir, »bevor er nach Norden aufbricht.«
    Das reichte nicht. Morgen konnte es zu spät sein. Wenn Shemal ungesehen eine verschlossene Kerkerzelle betreten konnte, was sollte sie daran hindern, sich in Teravians Gemach zu schleichen?
    »Bitte, Mylord«, sagte Lirith mit ruhiger Stimme und rauschte nach vorn. »Sareth und ich werden draußen warten, aber Ihr werdet Lady Aryn doch sicherlich nicht den Zugang verweigern. Sie kann unmöglich eine Bedrohung für den Prinzen sein. Sie wird seine Gemahlin werden.«
    Ajhirs dunkles Gesicht war stolz und unerschütterlich. »Das wird sie, aber sie ist es noch nicht. Und vor dem heutigen Tag, hättet Ihr da gesagt, dass Königin Ivalaine, an deren Hof er aufgewachsen ist, eine Bedrohung für ihn ist? Vergebt mir – ich weiß, dass Ihr Euch um den Prinzen sorgt –, aber ich kann keinen von euch durchlassen. Ich habe meine Befehle.«
    »Wessen Befehle?«, fragte Sareth. »Die des Königs?«
    Ajhir verschränkte die muskulösen Arme über der Brust. »Ich habe mich deutlich ausgedrückt. In dieser Nacht darf niemand das Gemach des Prinzen betreten.« Ein kaum merkliches Lächeln huschte über sein strenges Gesicht. »Niemand außer einem, wie Vathris weiß.«
    Sie beschworen den Mann aus dem Süden noch mehrere Minuten lang, aber es war sinnlos.
    »Nun, das war seltsam«, sagte Lirith und schenkte ihnen allen in ihrem Gemach Wein ein.
    Aryn nahm den Pokal mit zitternden Händen entgegen. Dieser Tag war schrecklich jenseits aller Vorstellungskraft. Doch etwas sagte ihr, dass er noch nicht vorbei war.
    »Sehr seltsam«, sagte Sareth. Er berührte seine verletzte Wange, zuckte zusammen und trank einen Schluck Wein. »Es ist bewundernswert, dass Ajhir den Prinzen beschützen will, aber unter wessen Autorität? Er hat den König nicht erwähnt.«
    Aryn trank langsam ihren Wein. »Und er hat auch noch etwas anderes gesagt, das seltsam war – dass niemandem der Zugang zum Gemach des Prinzen gestattet ist, bis auf eine Person. Was hatte das zu bedeuten?«
    Lirith ließ sich auf einen Stuhl sacken. »Ich habe nicht die geringste Idee. Außer dass es etwas mit den Kriegern zu tun zu haben scheint. ›Wie Vathris weiß‹, hat er gesagt.«
    »Vielleicht sollte ich mich mal umhören«, sagte Sareth und stellte seinen Pokal ab. »Ich habe mich mit einigen der Männer von Vathris im Schloss angefreundet. Ein paar von ihnen schulden mir sogar einen Gefallen.«
    Lirith warf ihm einen scharfen Blick zu. »Wirklich?«
    Der Mournisch grinste sie durchtrieben an. »Sagen wir, ich hatte Glück beim Würfeln.«
    »Und noch mehr Glück, dass ich dich nicht beim Spielen erwischt habe«, erwiderte Lirith und kniff die Augen zusammen. »Verlieren kostet dich bloß Gold; gewinnen könnte dir ein Messer im Rücken einbringen.«
    »Ich passe schon auf«, sagte Sareth und eilte aus dem Gemach.
    Die beiden Frauen blieben schweigend im Schein des Kaminfeuers sitzen. Es gab nichts zu besprechen; Königin Ivalaines Tod hatte sie beide erschüttert.
    Nach einer Weile fiel Aryn ein, dass man im Großen Saal vermutlich das Abendessen auftrug. Sie wusste, sie hätte gehen sollen; es würde ihre letzte Gelegenheit sein, mit dem König zu essen, denn am nächsten Tag würde er nach Norden aufbrechen. Aber sie verspürte keinen Appetit, und sie konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass vor der Abreise der Krieger etwas geschehen würde, etwas Schreckliches. Sie starrte ins Feuer und hoffte auf eine Eingebung, wie Lirith sie durch die Sicht erhielt. Aber sie starrte, bis ihre Augen austrockneten und schmerzten, aber außer den Flammen sah sie nichts.
    Aryn schaute auf, als sich die Tür öffnete und schloss. Sareth trat mit einem seltsamen Gesichtsausdruck ans Feuer.
    »Was ist?«, fragte Lirith und setzte sich aufrecht hin. »Hast du etwas erfahren?«
    Er zögerte, dann nickte er. »Ich glaube, ich weiß, wen sie heute Nacht zum Prinzen hereinlassen wollen. Nicht, wer es genau ist, aber zumindest welche Art von Person.«
    Aryn runzelte die Stirn. »Was meint

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