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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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hatten ihm gesagt, sie müssten eine Biopsie vornehmen, dass die Schnelligkeit des Wachstums darauf hindeutete, dass es bösartig war. Er hatte abgelehnt, hatte ihnen gesagt, dass es Gott überlassen blieb, ihn zu heilen. Aber jedes Mal, wenn er wieder zu den Ärzten ging, war die dunkle Stelle größer – ein Schatten, der sein Herz ersetzen wollte. Gott hatte ihn nicht geheilt. Bald würde Gott ihn heimrufen.
    Oder würde Gott ihn in die feurigen Abgründe der Hölle schleudern für das, was er getan hatte?
    Vergib mir, betete er. Nicht zu der Großen Stimme, sondern zu etwas Reinerem, Fernerem. Bitte vergib mir. Zeige mir, wie ich alles wieder gutmachen kann, bevor du mich holst.
    Er erhielt keine Antwort, aber die Stille war so süß wie ein Segen. Die sterblichen Ohren des Menschen waren nicht für Gottes Stimme gemacht. Das wusste er jetzt, und wenn es das Einzige war, was er wusste.
    Wieder klopfte es an der Tür. »Zehn Minuten, Mister Carson.«
    Er bückte sich, hob die Bürste auf und klammerte die Finger um den Griff, bis sie aufhörten zu zittern. Dann bürstete sich Sage Carson das Haar.

15
    An den Wagenfenstern huschten die Straßen von Denver vorbei; die getönten Scheiben stürzten die Welt in eine vorzeitige Nacht.
    Travis seufzte. Würde die Welt – beide Welten – so aussehen, wenn Mohg durch das Tor nach Eldh trat? Er war der Herr des Sonnenuntergangs, der Herr der Nacht. Würde unter seiner Herrschaft die Sonne jemals wieder aufgehen? Oder würden alle Dinge für die Ewigkeit in Dunkelheit gehüllt sein?
    »Was ist, Travis?« Vani saß neben ihm auf dem Rücksitz, Beltan neben ihr. »Fürchtest du dich vor dem, was wir tun?«
    Er wandte sich vom Fenster ab und grinste, obwohl sein Magen in Aufruhr war. »Wie könnte ich mich vor etwas fürchten, wenn du und Beltan da sind?«
    »Hey«, sagte Anders in einem verletzten Tonfall und drehte sich auf dem Vordersitz um. »Was sind Deirdre und ich, das Hilfspersonal?«
    Travis lachte. Es war vollkommen absurd. Fünf von ihnen gegen eine Festung aus Stahl. Andererseits fielen ihm keine fünf anderen Menschen auf der Welt ein, die eine bessere Chance als sie gehabt hätten, dort hereinzukommen – auf keiner Welt. Das hieß, falls sie überhaupt eine Chance hatten.
    Draußen ragten spitze Türme in den diesigen Himmel. Der Wagen stoppte.
    »Haben Sie das Video?«, fragte Deirdre an Anders gewandt.
    Er schlug sich gegen die Brusttasche seiner Anzugjacke. »Direkt hier, gut verwahrt.«
    Deirdre schaltete den Motor ab. »Also gut, jeder setzt jetzt sein andächtigstes Gesicht auf. Nicht vergessen, wir sind bloß ein paar Zuschauer. Wir lieben Sage Carsons Show, und wir können es gar nicht erwarten, ein paar Gebete zu sprechen.«
    Beltan nickte enthusiastisch. »Ich werde meine Gebete an Vathris richten.«
    Anders räusperte sich. »Das ist der falsche Gott, Kumpel.«
    »Quatsch«, erwiderte Beltan. »Vathris ist der Gott der Krieger. An welchen anderen Gott sollte ich meine Gebete richten?«
    »Nun, diesen Leuten hier zufolge gibt es nur einen Gott.«
    Beltan runzelte die Stirn. »Das gibt einem aber keine große Auswahl.«
    »Ich glaube, genau das ist der Punkt«, meinte Deirdre. »Ganze Nationen sind in den Krieg gezogen, um zu beweisen, dass ihr Gott nicht nur der richtige, sondern auch der einzige ist.«
    Der blonde Ritter stöhnte fassungslos auf. »So einen Unsinn habe ich ja noch nie gehört. Warum sollten Menschen nicht den Gott anbeten, der am besten zu ihnen passt? Langsam halte ich das hier für eine sehr alberne Welt.«
    »Da würde ich Ihnen nicht widersprechen«, sagte Anders und stieg aus dem Wagen.
    Sie schlossen sich den vielen Menschen an, die in ihre Mäntel gehüllt über den riesigen Parkplatz eilten. Es war zu kalt für eine Unterhaltung, aber das war auch unnötig; sie hatten den ganzen Tag damit verbracht, im Hotel den Plan zu besprechen. Wenn man ihn so bezeichnen wollte.
    »Ich hatte Recht«, hatte Anna Ferraro gesagt, nachdem sie vergangene Nacht die Suite betreten hatte. Nachdem er ihr gesagt hatte, was sie tun wollten. »Sie sind völlig verrückt, oder?«
    Travis hatte gelacht. »Sie sind dennoch gekommen.«
    Ein Teil ihres Ärgers hatte sich in Erstaunen verwandelt. Sie hatte genickt, und er hatte hinter ihr die Tür geschlossen.
    Die nächsten Stunden verbrachten er und die anderen damit, zuzusehen, wie Ferraro mit Dr. Larsen sprach. Zuerst war die Reporterin skeptisch; Enthüllungsreporter versuchten schon seit

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