Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher
Jahren, Duratek alle möglichen Schandtaten anzuhängen, aber erfolglos. Dann schob Larsen die Daten-CD in Deirdres Notebook, und sie alle sahen zu, wie die Beweise über den Schirm flackerten – die Memos, die Berichte, die Testresultate der an Menschen vollzogenen Experimente. Jeder Zweifel war ausgeschlossen, Duratek hatte Electria nicht nur erschaffen, der Konzern steckte auch hinter dem Handel mit der illegalen Droge.
Ferraro zog mit einem Funkeln in den Augen eine kleine, digitale Videokamera aus der Tasche. »Lassen Sie uns an die Arbeit gehen, Frau Doktor. Wir müssen einen multinationalen Konzern zur Strecke bringen.«
Sie machten das Interview in der Suite. Ferraro hatte Kevin mitbringen wollen, den Fotojournalisten, mit dem sie im Sender zusammengearbeitet hatte, aber Travis hatte ihr befohlen, allein zu kommen, also machte sie die Aufnahme selbst. Sie interviewte Larsen über eine Stunde lang. Sie hatten einen Teil der erdrückendsten Beweise ausgedruckt, und Larsen hielt sie in die Kamera, während sie in präzisen Sätzen sprach.
Sobald sie fertig waren, lud Deirdre das Video in ihren Computer, und Ferraro schnitt es zusammen, wobei sie fast ununterbrochen fluchte.
»Ich bin Reporterin, keine Schnittassistentin«, knurrte sie und zündete sich die nächste Zigarette an.
Sie arbeitete weiter, und um Mitternacht waren sie fertig. Sie stellten zwei Kopien her. Eine für Ferraro und eine für den Rest von ihnen. Außerdem machte Deirdre eine Kopie von der CD. Als sie fertig waren, sah Travis die Reporterin an.
»Und, glauben Sie, das wird Ihre Karriere retten?«
Ferraro nahm eine der Interviewkopien. »Zum Teufel mit meiner Karriere. Das hier wird Leben retten.« Sie schob sie in ihre Kameratasche.
»Ich entschuldige mich im Voraus, das anzusprechen«, sagte Anders, »aber was wird mit dem Doc hier passieren?« Er wies mit dem Kopf auf Larsen, die reglos auf dem Sofa saß. »Schließlich hat sie selbst bei Duratek an illegalen Tätigkeiten teilgenommen.«
»Immunität«, sagte Ferraro. Sie wandte sich an die Wissenschaftlerin. »Die Regierung wird Ihnen sofort Immunität anbieten, wenn Sie zusagen, für sie auszusagen. Und Sie sollten so klug sein, ein solches Angebot anzunehmen.«
Larsen schaute ängstlich drein; sie nickte.
Die wöchentliche Ausgabe von Carsons Show Stunde der Erlösung wurde am Nachmittag ausgestrahlt. Aber am nächsten Tag kam die Samstagsshow, die am Abend gesendet wurde. Ferraro machte einen Anruf – sie war arbeitslos, aber sie hatte noch immer Freunde in dem Geschäft – und besorgte ihnen fünf Eintrittskarten.
»Danke«, sagte Travis, bevor sie ging, da er nicht wusste, was er sonst hätte sagen sollen.
Sie verharrte an der Tür. »Senden Sie das Band. Erzählen Sie die Wahrheit über die Bastarde. Mehr Dank brauche ich nicht.«
Dann schloss sich die Tür, und sie war weg. Dr. Larsen hatte sie mit sich genommen. Die beiden Frauen würden in Ferraros Apartment untertauchen und sofort zur Polizei fahren, sobald die Geschichte publik wurde. Falls die Geschichte publik würde.
Sie erreichten den Eingang zur Stahlkathedrale. Hoch über ihnen streckten sich Türme aus Glas und Metall wie Klauen, die nach dem dunkler werdenden Himmel krallten. Sie warteten geduldig in der Reihe, zeigten ihre Karten vor und erhielten Zutritt.
Als sie die Kathedrale betraten, wartete Travis auf ein Alarmsignal, auf eine Stimme aus einem Lautsprecher. Alarm! Ungläubige! Alarm!
Aber nichts dergleichen geschah, und sie gingen unbemerkt weiter. Es war eine gemischte Menge. Oberschicht, Arbeiterklasse, Arbeitslose. Kleine Kinder im Kinderwagen und Alte, die an Stöcken humpelten. Der gemeinsame Nenner war der Ausdruck auf ihren Gesichtern: voller Verzweiflung, leer, suchend. Das waren Menschen, die etwas brauchten, ganz egal was, an das sie glauben konnten, und Sage Carson hatte es ihnen gegeben. Hoffnung, Erlösung. Zu schade, dass es bloß eine große Lüge war.
Travis sah sich um, als sie durch die riesige Eingangshalle gingen, und versuchte, ein Zeichen von Marty und Jay zu entdecken. Mittlerweile dachten die beiden Männer vermutlich, dass er sie im Stich gelassen hatte, und vermutlich stimmte das auch. Aber er wollte, dass sie den Grund erfuhren, dass sie wussten, wie wichtig das hier war.
Von ihnen war keine Spur zu entdecken. Travis seufzte und ließ sich von der Menge weiter nach vorn schieben. Er wurde zu den Türen gedrängt, die ins Auditorium führten. Beltan ergriff
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