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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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da, das Organ schlug krampfhaft. Travis bedeckte das Loch mit Jays Hemd.
    »Wo bist du gewesen, Mister Zauberer?« Jay war kaum zu verstehen; er hatte kaum noch Luft.
    »Es war nicht weiter wichtig.«
    »Idiot. Hab ich mir doch gedacht.«
    Travis fuhr sich über die Augen und legte eine Hand auf Jays kahlen Kopf. Seine Haut war kalt.
    »Rate mal, wen ich heute gesehen habe«, sagte Jay. »Den alten Sparky.«
    Travis holte zischend Luft. »Du hast Professor Sparkman gesehen? Hier in der Stahlkathedrale?«
    »Ja. Und stell dir vor – der alte Professor konnte wieder laufen. Das war wie ein verfluchtes Wunder in einem alten Film über Aussätzige und Waisen und solchen Mist. Die Engel … die Engel müssen ihn geheilt haben. Sie müssen ihm neue Beine gegeben haben.« Jay runzelte die Stirn. »Aber das waren keine richtigen Engel, oder?«
    Travis sagte nichts. Aber Jay irrte sich. Professor Sparkman war nicht geheilt worden. Er war tot, und Travis würde nie wieder Gelegenheit haben, sich mit ihm über Enden und Anfänge zu unterhalten und wie man etwas zerstören und gleichzeitig retten konnte.
    »Marty«, sagte Jay, und seine Stimme war kaum noch verständlich. »Du musst mir versprechen, dich an meiner Stelle um Marty zu kümmern. Der große Esel weiß doch über nichts Bescheid.«
    »Ich verspreche es«, sagte Travis. Er konnte nicht länger so tun, als würde er nicht weinen.
    Jay grinste, und trotz des Schmerzes in seinen Augen war es der für ihn typische durchtriebene Ausdruck. »Und du solltest lieber deinen Anteil an Dosen sammeln, oder ich …«
    Stille. Jays Grinsen verblasste, als das Gesicht schlaff wurde. Seine Augen starrten nach oben ins Leere. Travis beugte sich über die Liege. Noch einer. Noch eine Person, die seinetwegen gestorben war. Wie viele würden es noch sein, bevor das hier vorbei war?
    Möglicherweise eine ganze Welt.
    »Travis?«
    Er riss den Kopf herum. Marty sah ihn mit seinen großen braunen Augen an.
    »Travis, hilf mir. Ich kann nicht aufstehen.«
    Marty war noch am Leben. Sein Hemd war zugeknöpft; der Phantomschatten war nicht zu ihm gekommen.
    Travis eilte zu der anderen Liege. Seine Finger fummelten an den Schnallen herum, dann waren sie offen. Marty setzte sich auf. Das Gesicht des hoch gewachsenen Mannes war so ruhig wie immer.
    »Jay ist tot«, sagte er und betrachtete den kleineren Mann.
    Travis nickte. »Komm jetzt, Marty. Ich muss dich hier rausschaffen, und wir haben nicht viel Zeit.«
    Marty nickte. Travis schob seine Beine herum und half ihm aufzustehen. Dann drehte er sich um und ging auf die Tür zu, und Marty folgte ihm.
    Travis blieb wie angewurzelt stehen. Eine Frau stand in der offenen Tür. Sie war nicht unattraktiv, aber zu streng, um hübsch zu sein. Ihr braunes Haar war so kurz, wie er es in Erinnerung hatte, und ihre Uniform unterschied sich nicht so sehr von der, die sie in Castle City getragen hatte, auch wenn es jetzt die Uniform eines Sicherheitsbeamten war und nicht die eines Deputys. Über der linken Hemdentasche war eine Mondsichel aufgenäht.
    Zerbrochenes Glas knirschte unter ihren Stiefeln, als sie einen Schritt nach vorn machte. Sie hielt eine Pistole in den Händen.
    »Hallo, Travis«, sagte Jace Windom und richtete die Waffe auf seine Brust.

17
    In der Ferne brannten Feuer.
    Durge stand auf der Mauer und starrte in das Zwielicht hinein, das die Schattenkluft erfüllte, und versuchte zu erkennen, was sie dort taten. Zwölf Stunden waren vergangen, seit sich das Heer des Fahlen Königs von der Mauer zurückgezogen hatte, und sie sammelten sich für den nächsten Angriff, davon war er überzeugt.
    Eine Meile in die Schattenkluft hinein erhob sich eine grüne Flammensäule in die Wolken. Sie flammte einen Augenblick lang auf, zerriss die Schatten und erlosch dann. Sie planten eine neue Teufelei, aber was konnte es sein? Noch nie hatte es zwischen ihren Angriffen auf die Festung eine so lange Pause gegeben. Doch so sicher wie Wasser floss und Stein zerbarst, würden sie wiederkommen.
    Fünf Mal war das Heer des Fahlen Königs gegen die hohe Mauer von Burg Todesfaust angerannt, und fünf Mal hatten Königin Grace und ihre Männer es abgewehrt.
    Durge vermochte nicht mehr zu sagen, wie viele Stunden – oder Tage – vergangen waren, seit sich das Runentor geöffnet hatte und die Signalhörner erschollen waren, um die Männer von Todesfaust zu den Waffen zu rufen. Wolken so schwarz wie Tinte verhüllten den Himmel, verdeckten Sonne und Sterne, so

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