Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
die Augen geschlossen. Hatten sie ihn mit Drogen betäubt? Travis musste sie dort rausholen. Er griff nach dem Eisenkästchen – und erstarrte. Wenn er es öffnete, wusste Duratek, dass er da war. Sie würden ihn davon abhalten, zum Tor zu kommen.
    »O Gott, nein!«, stieß Jay hervor. »Das Ding soll mich nicht anfassen. Bitte.« Sein Hemd war geöffnet. Der Phantomschatten griff mit einer schlanken Hand nach seiner Brust.
    Das Eisenherz lächelte. »Keine Angst. Es tut nur weh, solange du lebst. Sobald der Engel dein schwaches, sterbliches Herz entfernt hat, werde ich dich stark machen.«
    Jay erschlaffte, sein Gesicht war bleich; sämtliches Temperament und sämtliche Wut waren daraus verschwunden. Er starrte den Phantomschatten an, der sich über ihn beugte. Die langen dürren Finger strichen über seine Haut, dann gruben sie sich in sie hinein.
    Jay schrie auf. Der Laut brach Travis' Lähmung. Er öffnete das Kästchen, ergriff die Steine und schrie eine Rune.
    »Reth!«
    Das Eisenherz fuhr herum, als die Tür zersplitterte und funkelnde Scherben in den Raum regneten. Glassplitter pflügten durch sein Gesicht und die Hände, schnitten Haut in Fetzen. Der Mann heulte auf und stolperte zurück. Der Eisenklumpen entglitt seinen blutigen Fingern. Travis hob ihn auf und warf ihn mit seiner ganzen Kraft dem Phantomschatten entgegen.
    Der Bleiche gab einen Schrei von sich – ein Laut am Rande des Hörvermögens. Er wich von Jay fort, seine Finger flatterten zu seiner Brust hinauf. Ein schwarzes Loch klaffte in der Lichtaura auf, die ihn umgab. Das Kleine Volk konnte den Kontakt mit Eisen nicht ertragen, und dieses Ding konnte das auch nicht, denn es war ein Elf gewesen, bevor die Nekromanten es verwandelt hatten.
    Aber der Phantomschatten war nicht vernichtet, höchstens verwundet. Das galt auch für den Mann mit dem Eisenherzen. Der Tote stürmte auf Travis zu. Seine Gesicht war eine blutige Ruine; von seinen Händen hingen Fleischfetzen herab.
    »Dur!«, sagte Travis.
    Der Mann zuckte einmal. Ein gurgelnder Laut kam aus seinem Mund. Dann barst der Eisenklumpen, der ihm als Herz diente, aus der Brust. Mit einer Handbewegung schickte ihn Travis durch die Luft auf den Phantomschatten zu. Wieder schrie das Elfenwesen auf. Es sackte gegen die Wand.
    Jetzt, solange das Ding geschwächt war, war Travis' Chance gekommen. Er zog einen der Steine aus der Tasche. Sinfathisar – er erkannte ihn an seiner kühlen, vertrauten Oberfläche. In den juwelengleichen Augen des Phantomschattens flammte ein hungriges Licht auf. Er griff nach dem Stein.
    »Sei, wie du warst«, sagte Travis und schloss die Finger um den Stein.
    Ein neues Licht erfüllte den Raum, es war ein sanftes Grau und kein hartes Silber. Als es verging, war der Bleiche verschwunden. An seiner Stelle befand sich ein schlankes, gelbgraues Geschöpf. Es lag nackt und unscheinbar auf dem Kachelboden, die dürren Arme um den länglichen Kopf geschlungen. Die glatte graue Haut der Brust wurde von zwei dunklen Flecken verunstaltet. Es sah zu Travis hoch; in den uralten Augen lagen Trauer und Schmerz. Und Dankbarkeit. Es erbebte einmal, dann lag es still da. Das Licht wich aus seinen Augen; der Elf war tot.
    Travis senkte den Stein, ihm war übel. Er hatte den Phantomschatten nicht töten wollen, sondern heilen, ihn in den Elfen zurückverwandeln, der er war.
    Du hast ihn geheilt, Travis. Es war Jacks Stimme, die in seinem Kopf erklang. Aber das hier ist nicht seine Welt. Seine Art kann hier nicht existieren, nicht ohne die Droge, die die Männer von Duratek Electria nennen. Aber der Elf war dankbar für das, was du getan hast. Er hätte keine andere Wahl getroffen.
    Er verstand diese Worte. Trotzdem fühlte er bloß Entsetzen.
    »Travis«, sagte eine schwache Stimme. »Heilige Scheiße, bist du das wirklich, Mister Zauberer?«
    Travis drehte sich um. Jay hatte die Augen geöffnet und sah ihn an. Travis trat über die Leiche des Eisenherzens hinweg und ging zu der Liege.
    »Ich bin's, Jay.«
    »Bei den Glocken der Hölle, also hatte Marty Recht. Ich war der Meinung, du hättest uns endgültig abgeschrieben, aber er hat gesagt, dass du zurückkommst.«
    »Und hier bin ich. Das ist wie Zauberei.« Trotz des Anblicks, der sich ihm bot, zwang sich Travis zu einem Lächeln.
    In Jays Brust klaffte ein Loch. Blut sickerte aus der Öffnung, auch wenn es nicht viel war; möglicherweise hatte die kalte Berührung des Phantomschattens die Wunde kauterisiert. Jays Herz lag offen

Weitere Kostenlose Bücher