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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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dass man nicht sagen konnte, ob es Tag oder Nacht war, und in der Luft lag beißender Rauch, der in den Lungen brannte und die Augen tränen ließ und der die Welt in ewiges Zwielicht hüllte. In dem Wehrturm brannten Fackeln hinter verhängten Fenstern, aber auf der Mauer konnten sie keine entzünden, wenn sie dem Feind kein einfaches Ziel bieten wollten.
    Nicht, dass ihre Pfeile so hoch reichten, aber ihnen standen andere Geschosse zur Verfügung, von Magie angetriebene Kugeln aus roten Funken. Die Kugeln flogen umher, bis sie ein Ziel fanden. Dann brannten sie sich in das Fleisch des Mannes, und die einzige Möglichkeit, sie daran zu hindern, sich tiefer hineinzugraben, bestand darin, sie herauszuschneiden.
    Bei der zweiten Angriffswelle hatte eine der feurigen Kugeln einen Calavaner getroffen, der in Durges Nähe gestanden hatte. Sie hatte den Mann am Fuß getroffen und sich schnell einen Weg nach oben gebrannt. Durge hatte sein großes Breitschwert geschwungen und dem Mann das Bein in Kniehöhe abgeschlagen, um sie aufzuhalten. Dann hatte ihn eine zweite Kugel mitten ins Gesicht getroffen. Durge hatte noch nie zuvor einen Mann so schreien hören. Er hatte nach seinen Augen gekrallt, während Funken aus ihnen hervorschossen, dann hatte sein Zucken ihn zum Mauerrand gebracht. Durge hatte nach ihm greifen wollen, aber er war in dem Blut aus dem Beinstumpf des Soldaten ausgerutscht. Der Calavaner war über die Brüstung gestürzt, seine Schreie vermischten sich mit dem Geschnatter der Horde in der Tiefe.
    Meister Graedin hatte während des dritten Angriffs entdeckt, dass die feurigen Kugeln von Bewegung angezogen wurden und dass sie, wenn man still dastand, an einem vorbeiflogen. Sobald sie die Mauer passiert hatten, konnten die Runensprecher die Rune des Brechens sprechen und die Macht der Magie auf die Kugeln lenken, damit sie zerbarsten und verschwanden.
    Es war noch immer ein Geheimnis, wo die Funkenkugeln herkamen, aber obwohl in dem Halbdunkel ein guter Blick schwer fiel, hatte Durge im Heer des Fahlen Königs mehr als nur Feydrim gesehen. Da waren auch Menschen gewesen. Zweifellos waren viele von ihnen Eisenherzen, und einige mussten Magier sein. Die Logik sagte einem, dass wenn die Runensprecher die Feuerkugeln zerstören konnten, sie auch von Runenmagie erschaffen worden waren.
    Dass sich Menschen im Heer des Fahlen Königs aufhielten, war eine überraschende und schreckliche Erkenntnis gewesen. Sie mussten über tausend Jahre in Imbrifale gehaust haben, seit dem letzten Ritt des Fahlen Königs. Durge hatte unwillkürlich darüber nachdenken müssen, was mit ihnen in den seitdem vergangenen Jahrhunderten passiert war. War überhaupt noch einer von ihnen wirklich lebendig? Oder bekamen sie in dem Moment, in dem sie aus dem Mutterschoß rutschten, neue Herzen – winzige Klumpen aus Eisen?
    Wieder schoss eine grüne Flammennadel in den schwarzen Himmel hinauf und erlosch. Durge drückte eine Hand auf die Brust. Der Schmerz war jetzt immer da, Stiche zwischen seinen Lungen, aber manchmal, wenn die Feydrim gegen die Festungsmauern anstürmten, wurde er schlimmer und setzte seinen ganzen Körper in Flammen, so dass er glaubte, von einer der Feuerkugeln getroffen worden zu sein.
    Du solltest dich von der Mauer stürzen, so wie es dieser Calavaner getan hat. Es war kein Unfall, dass er über die Brüstung fiel, er wusste, dass er verloren war, und du bist es …
    »Sir Durge, da seid Ihr ja.«
    Durge senkte die Hand und drehte sich um. Ein Umriss erschien im Zwielicht: Sir Tarus, der die Mauer abging.
    »Ja«, sagte Durge. »Ich bin hier.«
    Tarus blieb neben ihm stehen. Auf der Wange des jungen Ritters war ein Verband. Als sich bei der vierten Angriffswelle ihre Aufmerksamkeit auf den Gegner in der Tiefe konzentriert hatte, war vom Himmel eine andere Drohung herabgestiegen. Hunderte Raben waren aus den Wolken gekommen. Es waren große Vögel gewesen, mit einer Flügelspanne so groß wie ein Männerarm. Sie hatten mit Schnäbeln zugehackt und mit Krallen gekratzt. Bei der Abwehr waren mehrere Männer von der Mauer gestürzt, und das hätte noch einigen zustoßen können, hätten die Hexen nicht einen Zauber gewoben, der die Raben in schimmerndes Hexenlicht hüllte, was sie für die Bogenschützen zu einfachen Zielen machte. Beim letzten Angriff waren die Raben zurückgekommen, und einer hatte Tarus' Wange aufgerissen. Durge hatte die Wunde gesehen, einen schmutzigen, zerklüfteten Riss.
    »Was macht Eure

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