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Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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dass es noch einen Adligen gab, den sie herbeirufen konnte. Ein Bote war auf dem schnellsten Pferd von Malachor in das kleine Königreich von Kelcior entsandt worden. Zwei Tage später, nur Minuten vor der Zeremonie, war er in seiner ganzen lärmenden Pracht eingetroffen. Er war durch die Türen des Großen Saals gestürmt, und die ersten Worte aus seinem Mund waren gewesen …
    »Hallo, kleine Königin!«
    Grace keuchte auf, als die dröhnende Stimme sie aus ihren Erinnerungen riss, und einen benommenen Augenblick lang fragte sie sich, ob sie sich das nicht eingebildet hatte. Aber nein, seine riesige Gestalt konnte nur echt sein. Nach drei Jahren Wachstum – und der Hilfe eines Hexentranks, wie einige munkelten – war der rote Bart dichter als je zuvor, und falls das überhaupt möglich war, schien er noch größer als beim letzten Mal zu sein.
    Sein Lachen hallte von den Steinen wider, als er von der Tür zum Podest stolzierte. Etwas Schlaffes lag auf seiner massiven Schulter, und erst als er es zu Boden warf, erkannte sie, dass es sich um einen Hirsch handelte.
    »Du siehst traurig aus, kleine Königin«, donnerte König Kel, »aber ich weiß etwas, das dich aufmuntern wird.« Er blinzelte ihr zu und stellte den Stiefel auf den erlegten Hirsch. »Machen wir ein Fest!«

10
    Ein Besuch von König Kel munterte sie immer auf, und als Grace an diesem Abend den Großen Saal betrat, fand sie ihn und ihre Stimmung doch sehr verändert vor. Man hatte lange Tische aufgestellt, die für viele Sitzplätze sorgten, und das Podest wurde jetzt von der Hohen Tafel in Beschlag genommen. Fackeln versahen die Luft mit rauchigem Licht, und von der Galerie ertönten die Klänge von Flöten und Lauten, die von unsichtbaren Musikanten gespielt wurden.
    »Lass uns tanzen, kleine Königin!«, rief Kel und stürzte sich in dem Moment auf sie, in dem sie durch die Tür trat.
    Ihr erster Instinkt war, sich zusammenzurollen und tot zu stellen, denn mit König Kel zu tanzen war in etwa so, als würde man von einem Bären angefallen. Aber sie war zu langsam, und er packte ihre Hände und schleuderte sie in einer Reihe wilder Bewegungen herum, die man nur mit viel Großzügigkeit als Tanzen bezeichnen konnte.
    Glücklicherweise kamen Diener mit Weinpokalen, bevor die Zentrifugalkraft ihr ein Aneurysma bescheren konnte. Kel trank lieber, als dass er tanzte, und das Einzige, was ihm noch mehr Spaß machte als Trinken war Essen, und die Diener hatten auch mit Speisen beladene Platten gebracht. Der Hüne ließ Grace mitten in einer Drehung los und marschierte auf die Diener zu; sie wichen wie kleine verschreckte Tiere zurück.
    Als Grace endlich wieder Halt fand, war sie in der Nähe des Podestes. Sanfte Hände halfen ihr die Stufen hinauf und setzten sie auf ihren Stuhl in der Mitte der Tafel.
    »Danke, Falken«, sagte sie und schenkte dem Barden ein dankbares Lächeln.
    »Hier, Liebes«, sagte Melia und gab ihr ein Glas Wein. »Das sollte helfen, diese Qual zu vergessen.«
    Grace trank, und nach ein paar Schlucken verlangsamte sich der um sie herumwirbelnde Raum zu einem gemütlichen Drehen.
    »Hat er dich wieder gebeten, ihn zu heiraten?«, fragte Falken.
    Grace seufzte und nickte. Kel bat sie bei jedem Besuch um ihre Hand.
    »Ich bin groß, du bist hübsch, wir sind beide Könige«, pflegte er zu sagen. »Was könnte besser zusammenpassen?«
    Melia tätschelte ihre Hand. »Keine Angst, Liebes. Sir Tarus wird ihn von dir fern halten.«
    »Ich glaube eher«, meinte Falken, »Kel könnte Sir Tarus in seine Tasche stopfen und als Taschentuch benutzen.«
    Grace lachte. »Schon gut, ich komme schon mit König Kel klar.« Schließlich hatte sie viel größere Gefahren überstanden. Außerdem war Kel ein wichtiger Verbündeter, jetzt, wo die sieben Domänen alle zugestimmt hatten, dass man Kelcior als eigenständiges Königreich anerkannte. Und auch wenn sie nicht im Traum daran dachte, Kels Antrag anzunehmen, fand sie ihn dennoch süß. Schließlich war es nicht gerade so, dass andere Männer sich auf dem Weg zu ihrer Tür drängelten.
    Du weißt, dass das nicht stimmt, schalt sie sich. König Evren von Eredane würde dich auf der Stelle heiraten, um eine gute Allianz einzugehen.
    Aber das war es nicht, was sie gemeint hatte.
    »Stimmt etwas nicht, Liebes«, fragte Melia. In ihren goldenen Augen lag Sorge.
    »Alles in Ordnung«, sagte Grace und versuchte zu lächeln, aber es war mehr eine Grimasse, also nahm sie schnell einen Schluck Wein, um den

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