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Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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der Erde nicht Ärztin geworden, um Freunde zu finden, und sie war auch nicht Königin geworden, um Freunde zu finden. Auch wenn ihre Aufgabe jetzt nicht mehr darin bestand, Verletzte zusammenzuflicken, sondern zerstörte Königreiche.
    Sie schaute auf. Über dem Stuhl hing neben Durges embarranischem Breitschwert und den Splittern von Fellring ein Banner, auf dem sich stolz ein silberner Turm erhob. Als sie dieses Emblem das erste Mal gesehen hatte, hatte sich der Turm von einem schwarzen Hintergrund abgehoben, und darüber hatte sich eine rote Krone befunden. Jetzt war dieses Banner so blau wie das Meer, und über dem Turm flogen drei weiße Möwen.
    Das Banner war ein Geschenk von Ulrieth, dem Herrscher von Ewigsee. Vor zwei Jahren hatten Grace und Ulrieth in diesem Saal einen Vertrag unterzeichnet und Frieden zwischen den Ländern Malachor und Ewigsee geschlossen. Der Vertrag verkündete, dass beide Königreiche gleich und unabhängig waren, dass keines je versuchen sollte, das andere zu beherrschen, und dass, sollte eines von ihnen je bedroht werden, das andere ihm zu Hilfe eilen würde.
    Es war ein triumphaler Tag gewesen. Nach dem Gespräch mit Ulrieth hatte Grace gewusst, dass der dunkle Bann, den der Runenmeister Kelephon über Ewigsee geworfen hatte, endlich gebrochen war. Der Orden der schwarzen Ritter – der Graces Eltern ermordet hatte und in Eredane, Embarr und Brelegond für so viel Leid gesorgt hatte – war aufgelöst worden.
    »Wir sind jetzt ein Volk des Friedens«, hatte Ulrieth gesagt. Er war ein weißbärtiger Mann, dessen Miene viel Trauer – und Weisheit – verriet. »Wir haben keinen Geschmack mehr am Krieg. Und wir erinnern uns, wo wir herkommen.«
    Er hatte Grace die Hand geschüttelt, und nach siebenhundert Jahren war Malachor endlich wieder vereint. Denn nach seinem Untergang war ein Teil seines Volkes in den äußersten Westen von Falengarth geflohen und hatte das Königreich Ewigsee gegründet. Viele andere wandten sich nach Süden und erschufen die sieben Domänen. Grace war die Herrin der Domänen, und mit dem Vertrag waren alle Abkömmlinge von Malachor wieder vereint.
    Allerdings wäre die Unterzeichnung des Vertrages beinahe nicht zu Stande gekommen, weil Grace Probleme hatte, zwölf Adlige als Zeugen zu finden. Ihr Königreich war so neu, dass es keine Adligen gab. Vor der Unterzeichnung hatte sie hastig Grafen und Gräfinnen, Barone und Baronessen ernannt, die Menschen, auf die sie sich am meisten verließ: Tarus, den Spinnenmann Aldeth und die Spinnenfrau Samatha, die Hexe Lursa, Meister Graedin (sehr zu dessen Entzücken), Meister Larad (sehr zu dessen Leidwesen), und natürlich Falken und Melia. Der Barde und die Lady hatten natürlich protestiert – bis Grace geklagt hatte, nicht genug Adlige für die Unterzeichnung des Vertrags zu haben, dann hatten die beiden eingelenkt und waren der Graf und die Gräfin von Arsinda geworden, einem Lehen zwischen Todesfaust und Tir-Anon, das in diesen Tagen fast völlig vom Wald überwuchert war.
    Zusätzlich zu ihren selbst ernannten Adligen hatte König Vedarr von Embarr an der Zeremonie teilgenommen; es war schön gewesen, den ergrauten alten Ritter – jetzt der Herrscher von Embarr – wiederzusehen, der geholfen hatte, Todesfaust so tapfer zu verteidigen. König Kylar von Galt war auch gekommen. Der König sah nicht länger so jung aus, und auch wenn er noch immer stotterte, hatten die Leute aufgehört, ihn Kylar den Pechvogel zu nennen. Stattdessen hieß er nun Kylar der Felsen, denn im Krieg hatte er gegen überwältigende Schwierigkeiten die schwarzen Ritter abgewehrt, die von Eredane nach Galt eindringen wollten.
    Der neue König von Eredane war ebenfalls anwesend. Sein Name war Evren, und er war ein entfernter Vetter der ehemaligen Königin Eminda, die beim Rat der Könige gestorben war. Für Eredane war es schwer gewesen, einen Thronerben zu finden, denn die schwarzen Ritter hatten das ganze königliche Geschlecht ausgelöscht. Aber das Volk von Eredane schien gut daran getan zu haben, Evren zu stützen, denn er war ein nachdenklicher, wortgewandter Mann.
    Grace hatte geglaubt, dass alles in Ordnung war, aber zwei Tage vor der Unterzeichnung hatte sie erkannt, dass ihr noch immer ein Adliger fehlte. Sie hatte sich zu den Zwölfen gezählt, die man brauchte, um das Dokument zu beglaubigen, aber dann hatte sie entdeckt, dass Ulrieth zwölf Leute mitgebracht hatte. Glücklicherweise war ihr im letzten Moment eingefallen,

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