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Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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dachte sie und schaute in ihren Weinpokal, wünschte, sie hätte die Fähigkeit, so wie Lirith manchmal Visionen darin sehen zu können, wünschte, sie könnte einen Blick auf ihn werfen. Ich glaube, du würdest besser verstehen, was ich fühle, als ich es tue.
    Aber was war es, das sie fühlte? Es war so seltsam. Da war eine gewisse Traurigkeit, ja. Aber da war auch etwas anderes, der Hauch einer nervösen Erwartung. Aber was genau erwartete sie denn, dass passieren sollte?
    Dass sie dich nicht mehr brauchen.
    Das war die trockene Ärztinnenstimme, die da in ihren Gedanken sprach und ihre Diagnose stellte. Der Gedanke rüttelte sie auf, aber nicht wegen seiner Plötzlichkeit, sondern weil er sich so wahr anfühlte.
    Du hast deinen Teil getan, du hast Malachor eine zweite Chance verschafft. Aber seine Menschen brauchen keine Königin, jedenfalls nicht länger. Sie haben dieses Königreich selbst aufgebaut. Warum können sie es auch nicht selbst regieren?
    Ja, das machte Sinn. Wenn Travis eine Welt erschaffen und dann gehen konnte, warum sollte sie nicht das Gleiche mit einem Königreich machen können? Sie hielt sich die Brust, spürte das heftige Pochen ihres Herzens.
    »Alles in Ordnung, Euer Majestät?«, sagte eine scharfe Stimme.
    Grace schaute von ihrem Wein auf und sah Meister Larad. Er war mit einer zwielichtblauen Robe bekleidet. Ein Netzwerk feiner weißer Narben verwandelte seine Züge in ein zerbrochenes Mosaik.
    Sie seufzte. »Warum fragt mich das heute Abend jeder?«
    Er zuckte mit den Schultern und sagte nichts. Larad sagte nie etwas, wenn er keine eindeutige Meinung dazu hatte.
    »Habt Ihr mit Alfin gesprochen, dem jungen Mann aus Brelegond?«, fragte sie in der Hoffnung, das Thema wechseln zu können.
    »Ja, kurz.« Larads Miene verdüsterte sich. »Bevor Sir Tarus ihn entführt hat. Es braucht noch einiges an Bestätigung, aber ich glaube, Alfin hat ein großes Talent.«
    Grace lächelte. »So, dann ist in Eurem neuen Turm alles in Ordnung?«
    Sie hatte angeordnet, dass man auf der südlichen Seite der Festung einen Turm für Larad und die Runenmagier baute, und die Konstruktion war kürzlich vollendet worden. Der Turm enthielt auf der obersten Etage eine Kammer für die drei Imsari, denn die neuen Runenmagier hatten den Auftrag, die Großen Steine zu bewachen. Der Turm beherbergte auch einen Runenstein, ein Relikt, das mit Schriftzeichen der einstigen Runenmeister bedeckt war und das ihr Nachwuchs eifrig studierte. Der Runenstein war ein Jahr zuvor unter der Festung entdeckt worden, als die embarranischen Baumeister Grabungen durchführen mussten, um Reparaturen an den Fundamenten fertig zu stellen.
    »Es ist nicht mein Turm, Euer Majestät«, sagte Larad mit einem finsteren Blick. »Es ist Eurer. Die Runenmagier hausen dort, weil Ihr es erlaubt.«
    »Nein«, erwiderte Grace leise und ballte die rechte Hand zur Faust. »Nein, ich habe damit nichts zu tun. Das ist euer Zuhause.«
    Larad sah sie fragend an, kommentierte ihre Bemerkung aber nicht. Stattdessen sagte er: »Es tut mir Leid, Euch bei einem Fest stören zu müssen, Euer Majestät, aber ich habe eine Entdeckung gemacht, die meiner Ansicht nach nicht warten kann.«
    Tatsächlich glaubte Grace, dass es Larad völlig egal war, dass er sie mit wichtigen Neuigkeiten störte, aber das war einer der Gründe, warum sie ihn schätzte. »Was gibt es?«
    »Mit den Runen stimmt etwas nicht.«
    »Ihr meint, etwas stimmt mit einer bestimmten Rune nicht, die Ihr ergründen wollt?«
    Er setzte sich neben sie an die Hohe Tafel. »Nein, Euer Majestät, ich meine alle Runen. Vor einem Monat kam mir der erste Verdacht, dass etwas nicht stimmt. Einige der Runenmagier hatten auf einmal Schwierigkeiten, Runen zu sprechen, die sie zuvor gemeistert hatten. Sie sprachen einen Runenzauber wie zuvor auch, aber er ergab nur schwache Energien oder gar keine. Ich schickte eine Botschaft an den Grauen Turm, erhoffte mir einen Rat von Großmeister Oragien, und vergangene Woche erhielt ich seine Antwort. Anscheinend haben die Runensprecher das gleiche Problem. Ich habe seitdem viele Experimente durchgeführt, aber erst heute sind meine Befürchtungen ohne jeden Zweifel bewiesen worden.«
    »Wie?«, fragte Grace. Ihr Hals war trocken.
    Larad hielt die Hand hoch. Dort lag ein dreieckiger schwarzer Stein. Drei Seiten waren glatt und mit Runen versehen; die vierte war rau. »Das ist ein Teil des Runensteins, den man unter der Festung entdeckt hat.«
    »Warum habt Ihr das

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