Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
die Luft in dem Korridor Wellen wie die Oberfläche eines von einem Stein gestörten Teiches. Travis zog die Lippen zu einem wilden Lächeln zurück, und der Scirathi hielt den Kopf schief, als wollte er eine Frage stellen.
    »Du hast etwas vergessen«, sagte Travis.
    Aus der dunklen Luft im Korridor schälte sich eine Gestalt aus geballter, schlanker Wut. Der Scirathi wollte sich umdrehen, aber er war zu langsam. Eine Faust schlug zu und traf ihn ins Gesicht. Ein goldener Lichtblitz zuckte auf, der Zauberer schrie auf. Er griff mit zitternden Fingern zu, berührte die narbige Ruine dessen, was einst sein Gesicht gewesen war. Die Goldmaske rollte scheppernd über den Boden.
    Seit Äonen hatten die Scirathi ihren ganzen Willen und ihre Energien in die Erschaffung der goldenen Masken gelegt. Die Masken kanalisierten ihre Magie, konzentrierten sie, verliehen Zauberern Fähigkeiten, die sonst außerhalb ihres Könnens lagen. Aber es gab einen Preis. Im Laufe der Zeit waren die Scirathi von ihren Masken abhängig geworden, und darum waren sie ohne sie machtlos.
    Der Zauberer stolperte seiner Maske hinterher, aber Vani landete lautlos an seiner Seite. Sie legte ihm beide Hände an den Kopf und machte eine Bewegung, die so sanft wie eine Liebkosung erschien. Ein Knacken ertönte, der Zauberer sank zu Boden.
    Beltan sprang über die Leiche, das Schwert ausgestreckt.
    »Travis«, knurrte er. »Duck dich.«
    Travis wusste es besser, als jetzt eine Frage zu stellen. Er packte Deirdre, riss sie zusammen mit Nim zu Boden und rollte sich zur Seite. Er schaute rechtzeitig auf, um zu sehen, wie der andere Zauberer die Hand in Richtung Beltans Brust ausstreckte, um einen Todeszauber zu sprechen. Aber das Schwert war bereits in Bewegung. Die Hand des Scirathi flog durch die Luft, landete mit einem dumpfen Dröhnen auf dem Boden. Ein Zischen drang durch den Mundschlitz der Zauberermaske; er drückte den Armstumpf an die Brust. Beltan zog das Schwert zurück und setzte zum Todesstoß an.
    »Nein, Beltan«, sagte Travis scharf. »Warte.«
    Beltan warf ihm einen verblüfften Blick zu, tat aber, worum Travis gebeten hatte. Travis setzte Nim neben Deirdre ab und stand auf. Der Zauberer stieß ein weiteres zorniges Zischen aus, zeigte auf Travis' Brust. Aber die Hand fehlte. Blut spritzte aus dem Stumpf.
    Die rote Flüssigkeit verschwand, bevor sie den Boden berührte.
    Travis konnte es jetzt hören, ein Summen, das lauter wurde. Der Zauberer riss das goldene Gesicht nach oben. Ja, er hatte es auch gehört.
    »Du hast sie mit deinem Zauber gerufen«, sagte Travis leise. »Jetzt kommen sie.«
    Der Scirathi packte verzweifelt nach dem Stumpf, versuchte mit seinem Gewand den Blutstrom abzubinden.
    Es war sinnlos. Wie ein wütender Insektenschwarm heulten sie durch das Fenster. Travis wusste, dass sie für die Augen der anderen unsichtbar sein würden, aber er konnte sie als winzige, in der Luft umherwirbelnde Teilchen wahrnehmen: Funken aus reiner Schwärze statt aus Licht. Travis ging auf die Knie und legte Nim die Hand vor Augen.
    Ein Teil von ihm sah mit teilnahmsloser Faszination zu. Er hatte sich immer gefragt, ob die Morndari auf dieser Welt überhaupt existierten. Aber natürlich mussten sie das; sonst würde die Magie der Scirathi hier nicht wirken. Die Geister waren durch den Spalt gedrungen, den Travis 1887 zwischen den Welten geöffnet hatte, genau wie die Macht der Runenmagie.
    Aber genau wie Runenmagie waren die Morndari auf der Erde bedeutend schwächer. Sie hätten das Blut des Zauberers schnell aufnehmen und ihm ein schnelles, wenn auch nicht schmerzloses Ende gewähren sollen.
    Stattdessen war es langsam. Furcht erregend langsam. Er wedelte wild mit der ihm gebliebenen Hand umher, als könnte er sie verscheuchen, aber das war unmöglich, denn sie hatten weder Form noch Substanz. Sie schwärmten wie Bienen um eine vor Nektar triefende Blume um den Handstumpf und verschlangen das Blut, das daraus hervorströmte. Dann, hungrig nach mehr, drangen sie durch die Wunde in seine Adern ein. Er stürzte zu Boden, sein Rücken bog sich durch, blutroter Schaum sprudelte aus dem Mundschlitz der Maske.
    Schließlich regte sich der Zauberer nicht mehr. Sein Körper war eine leere Hülle; es gab kein Blut zum Trinken mehr. Die Morndari summten weg und waren verschwunden. Sie waren gesättigt worden, zumindest für den Augenblick.
    Deirdre fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. »Was zum Teufel ist denn da gerade passiert?«
    »Ein

Weitere Kostenlose Bücher