Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste
Ist es hier wirklich so sicher?«
»Nicht, wenn Sie so weiterreden, dann nicht«, knurrte Anders und ließ die Knöchel knacken.
Vani warf dem Sucher einen verächtlichen Blick zu. »Wenn Sie glauben, bloß wegen Ihrer Muskeln eine Chance gegen mich zu haben, dann täuschen Sie sich.«
»Für mich hört sich das an, als wären Sie hier diejenige, die sich überschätzt«, erwiderte Anders. »Nur weil Sie vom Typ Superunheimliche Meuchelmörderin sind, heißt das noch lange nicht, dass Sie jeden Trick aus dem Lehrbuch beherrschen. Ich habe lange für die Sicherheitsabteilung gearbeitet, bevor ich ein Sucher wurde, und ich brauche keine Muskeln, um jemanden wie Sie auszuschalten. Kommen Sie, Deirdre. Erzählen Sie ihr, wie ich alle Logikprüfungen der Sucher bestanden habe.«
Beltan stellte sich zwischen den Sucher und die T'gol. Er sah Anders ins Gesicht. »Ich bezweifle, dass ich bei diesen Tests gut abschneiden würde, aber meine Logik sagt mir, dass Sie besser aufhören sollten, wenn sie Ihr Gehirn im Schädel behalten wollen.« Er starrte Vani böse an. »Und du auch. Glaubst du, das ist ein gutes Beispiel für Nim?« Vanis düstere Miene wich einem besorgten Ausdruck. »Sie schläft.«
»Nicht mehr«, meinte Travis.
Nim saß auf dem Sofa, die Augen weit aufgerissen. »Wirst du dem bösen Mann wehtun, Mutter?«
Deirdre stemmte sich aus dem Sessel, dann kniete sie sich auf den Teppich neben dem Sofa. »Du musst keine Angst haben, Nim. Anders ist kein böser Mann.«
»Doch, das ist er. Darum will Mutter ihm ja was tun.«
»Nein, er ist mein Partner, und er hat uns geholfen, vor den Ungeheuern zu fliehen. Weißt du noch?«
Nim zögerte, dann nickte sie.
»Anders und deine Mutter sind bloß etwas müde, das ist alles. Wir sind alle müde.« Deirdre lächelte und berührte das Kinn des Mädchens. »Ich wette, du auch. Warum schläfst du nicht weiter?«
Nim streckte die Hände aus. »Nein, ich will nicht schlafen. Ich werde die goldenen Männer nicht sehen können, wenn ich die Augen zumache. Sie wollen mich meiner Mutter wegnehmen, weil ich ein Schlüssel bin. Das sagen sie zu mir, aber ihr Mund bewegt sich nicht.«
»Psst, Tochter«, sagte Vani, setzte sich auf die Sofalehne und strich über Nims dunkles Haar. »Es gibt keinen Grund zur Furcht. Du bist hier sicher.«
»Das stimmt«, sagte Deirdre und tat ihr Bestes, überzeugend zu klingen. Aber sie waren hier sicher. Unter der schönen Holzvertäfelung bestand jede Tür im Stiftungshaus aus hartem Stahl und war mit elektronischen Schlössern versehen. Dieser Besucherraum war wie ein Banktresor. Nichts konnte an diesen Türen vorbei. Oder den Fenstern. »Zeigen Sie es ihr, Anders.«
Der Sucher trat an ein Fenster. »Siehst du den kleinen grünen Lichtstrahl hier? Das ist ein Laser. Pass auf, was geschieht, wenn etwas diesen Strahl durchkreuzt.« Anders stieß einen Finger in den Laserstrahl – und riss die Hand gerade noch rechtzeitig zurück, damit sie nicht zerquetscht wurde, als Reihen funkelnder Stahlgitter nach unten schossen und das Fenster bedeckten.
Nim klatschte in die Hände. »Noch einmal!«
Nach mehreren Demonstrationen der automatischen Sicherheitsapparaturen der Fenster und Türen war Nim schließlich zufrieden und legte sich wieder auf das Sofa. Sie gähnte und steckte einen Finger in den Mund, ihr Atem verlangsamte sich, und ihre Augen fielen zu.
Deirdre hätte sich gern auch hingelegt, aber da gab es viel zu viel, das sie verstehen musste. Sie begaben sich auf die andere Seite des Raumes und sprachen mit leisen Stimmen, um Nim nicht zu stören. Ein verschlafen aussehender Butler brachte Kaffee, und Deirdre half Anders, allen eine Tasse einzuschenken.
»Das ist nicht fair«, murrte er leise, als sie an einer Kommode standen und den anderen den Rücken zukehrten. »Ich bringe die U-Bahn in Bewegung, zerquetsche alle Bösewichter, und irgendwie bin ich trotzdem der böse Mann.«
»Machen Sie sich um Nim keine Sorgen. Sie kennt Sie bloß nicht, wie ich es tue. Erinnern Sie sich mal, zuerst habe ich Ihnen auch nicht gerade vertraut.«
Aber in der seitdem vergangenen Zeit hatte Deirdre gelernt, dass sie sich in jeder Situation auf Anders verlassen konnte. Tatsächlich vertraute sie Anders mehr, als sie jemals Hadrian Farr vertraut hatte. Bei Farr hatte sie immer das Gefühl gehabt, dass es da einen tieferen Beweggrund gab, über den sie nicht Bescheid wusste, dass, sollte er je auf den Gedanken kommen, sie im Stich lassen zu müssen,
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