Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste
Schulter. »Wir werden ihn finden, Sareth. Wir werden Travis finden.«
»Das weiß ich. Aber da gibt es etwas, das du nicht weißt. Im Augenblick ist meine Schwester Vani auf Travis Wilders Welt, auf der Erde. Sie sucht nach ihm.«
In Grace stieg Hoffnung wie eine heiße Welle auf. Sie wollte Sareth fragen, wie das möglich sein konnte, aber Larad holte zischend Luft.
»Wir sind nicht allein.«
Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als sich drei dunkle Gestalten aus der Finsternis unter den Ithaya schälten. Grace wurde es eiskalt. War der Schatten ihnen hierher gefolgt und hatte noch andere mitgebracht?
Nein, diese Schatten bewegten sich nicht mit diesen seltsamen, fließenden Bewegungen, sondern mit katzenhafter Verstohlenheit. Und als sie ins Sternenlicht traten, wusste Grace bereits, um wen es sich da handelte. Zwei von ihnen waren Männer, die Dritte eine Frau. Komplizierte Tätowierungen schlängelten sich ihre Hälse hinauf, und jeder von ihnen trug dreizehn goldene Ringe im linken Ohr. Sie waren alle in glattes schwarzes Leder gekleidet.
»T'gol«, flüsterte Grace.
Larad warf ihr einen überraschten Blick zu. »Ihr meint Meuchelmörder?«
»Nein, das bedeutet dieses Wort nicht«, sagte Sareth. »In unserer Sprache bedeutet T'gol nichts anderes als zu beschützen. Meine Al-Mama hat sie aus der Stummen Festung Golgoru herbeibefohlen. Sie werden euch auf eurer Reise begleiten.«
»Warum?«, wollte Grace wissen.
Einer der T'gol trat vor sie. Er war hoch gewachsen und schlank, seine Augen hatten die Farbe von alter Bronze. »Dafür hat unsere Art tausend Jahre lang trainiert, Sai'ana Grace. Drei von uns wurden für diese höchste aller Ehren auserwählt. Wir werden Euch auf Eurer Reise zu dem Derwisch begleiten, und zu der alten Stadt unseres Volkes. Wir stehen unter Eurem Befehl.«
Drei T'gol – drei Krieger, die die gleiche Ausbildung wie Vani hatten –, die unter ihrem Befehl standen? Die Vorstellung verblüffte Grace, aber sie stärkte auch ihre Entschlossenheit.
»Wir brechen in der Morgendämmerung auf«, sagte sie.
»Wir werden da sein.« Der T'gol machte eine scharfe Bewegung mit der Hand, dann verschmolzen er und die anderen mit den Schatten.
18
Grace, Meister Larad und die drei T'gol verließen den Kreis der Mournisch-Karawane vor Sonnenaufgang. Nur Sareth und Lirith standen im grauen Licht auf, um sie zu verabschieden; die anderen Wagen waren dunkel, ihre Türen und Fenster verschlossen.
Der Mournisch war sichtlich hin- und hergerissen. In der vergangenen Nacht hatte er den Anschein erweckt, als wollte er Grace begleiten. Aber ein strenger Blick von Lirith hatte ihn verstummen lassen.
»Du hast bereits einmal die Arbeit der T'gol getan, als du den Derwisch gesucht hast«, hatte Lirith gemurmelt und sich über Taneths Kopf gebeugt. »Dieses Mal sind die T'gol gekommen, um das zu tun, was ihre rechtmäßige Aufgabe ist. Es ist ihre Pflicht, Morindu die Finstere zu finden.«
»Und was ist mit meiner Pflicht?«, hatte Sareth leise erwidert, das Gesicht vom letzten Schein der ersterbenden Scheite erhellt. »Ich stamme von dem königlichen Geschlecht von Morindu ab. Sollte ich nicht da sein, wenn die Stadt wieder ans Licht des Tages kommt?«
Ihre Stimme war hart gewesen. »Wenn das königliche Geschlecht wirklich so kostbar ist, wie du sagst, dann ist es deine Pflicht, es zu beschützen und bei deinem Sohn zu bleiben.«
Daraufhin hatte Sareth die Lippen zusammengepresst und jedes weitere Wort für sich behalten. Und auch wenn er besorgt ausgesehen hatte, war sein Blick dennoch voller Liebe gewesen. Diese Meinungsverschiedenheit hatte der Mournisch einmal gewonnen; jetzt war Lirith an der Reihe.
Sareth war nicht der Einzige, der darüber aufgebracht war, Grace nicht nach Süden zu begleiten. Nachdem sie vor dem ersten Tageslicht aufgestanden waren, hatte Grace Brael befohlen, mit den anderen Rittern nach Burg Todesfaust zurückzureiten. Der graubärtige Ritter war sichtlich erregt gewesen.
»Der Südkontinent ist ein seltsamer und gefährlicher Ort, Euer Majestät«, hatte er aufgeregt hervorgestoßen. »Es kann nicht Euer Ernst sein, Euch dort allein hinzubegeben. Wir kommen mit Euch.«
»Ich werde nicht allein sein. Und Ihr kommt nicht mit mir. Das ist ein Befehl, Sir Brael. Ich brauche Euch, damit Ihr Melia und Falken darüber informiert, dass wir es bis hierher sicher geschafft haben. Und richtet ihnen aus, dass wir erfahren haben, dass Vani bereits auf der Suche nach Travis
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