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Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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wimmelte förmlich vor Aktivität. Grace kaufte einem lächelnden, zahnlosen Mann Datteln ab, und sie und Meister Larad aßen sie zum Frühstück, während sie durch die Stadt ritten.
    Sie hatten die Docks fast erreicht, da sah Grace einen Mann in einem weißen Gewand, der von einer Menschenmenge umgeben war. Sie hielt ihn für einen Priester eines der Mysterienkulte, der zu einer Gruppe seiner Anhänger predigte. Aber als sie und Larad näher kamen, sah sie, dass das weiße Gewand des Mannes schmutzig und zerrissen war und dass es kein Symbol eines der Neuen Götter trug. Stattdessen war auf der Höhe seines Herzens ein Fleck so schwarz wie eingetrocknetes Blut aufgemalt. Der Mann sprach und schien eine Litanei zu beten, aber die um ihn herum versammelten Leute schienen ihm nicht zuzuhören; stattdessen starrten sie mit ausdruckslosen, schlaffen Gesichtern auf den Boden oder in die Luft. Sie waren verdreckt, ihre Gesichter voller Fliegen.
    »Ihr da!«, rief der Mann. Er zeigte auf Grace und Larad. »Glaubt ja nicht, ihr könntet auf einem Schiff fliehen! Es spielt keine Rolle, wo ihr hingeht. Der Rachen wird euch verschlingen!«
    Grace zog an den Zügeln und brachte Shandis zum Stehen. Er hatte Recht. Was glaubte sie denn bloß, was sie da tat? Es war völlig sinnlos, über das Meer nach Süden zu reisen. Nichts von dem, was sie tun konnte, würde auch nur irgendetwas verändern. Sie fing an, Shandis auf den Mann in dem dreckigen weißen Gewand zuzutreiben.
    »Kommt, Sai'ana Grace.« Die Luft flimmerte, dann war Avhir da und griff nach Shandis' Zaumzeug. »Das Schiff will auslaufen.«
    Grace blinzelte, und die Lähmung fiel von ihr ab, wurde durch ein Gefühl der Dringlichkeit ersetzt. Ja, sie musste sofort los. Sie und Larad ritten hinter dem T'gol her.
    Das Schiff, das Avhir für ihre Überfahrt ausgewählt hatte, war ein schnittiger Gewürzhändler mit zwei Masten. Es erinnerte sie an Schicksalsläufer, das Schiff, auf dem sie das erste Mal nach Tarras gereist war und das sie zurück nach Norden gebracht hatte, nur um nach dem Angriff der schwarzen Ritter vor der Küste von Embarr zu sinken. Sie dachte an Kapitän Magard und seinen rauen, freundlichen Humor. Und wie er in der Burg Meerwacht umgekommen war – die Burg, in der Lord Elwarrd lieber gestorben war, als zuzulassen, dass seine Mutter, die ein Eisenherz getragen hatte, Grace an den Fahlen König auslieferte.
    Einen kurzen Augenblick lang hatte Grace beinahe geglaubt, Elwarrd lieben zu können – dass das etwas war, zu dem sogar sie fähig war. Aber erst jetzt, als sie seit Jahren das erste Mal an ihn dachte, erkannte sie, wie sehr der attraktive, dunkeläugige Lord sie an Hadrian Farr erinnert hatte …
    »Stimmt etwas nicht, Euer Majestät?«, fragte Larad, als sie am Ende des Piers abstiegen.
    Ja. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass in der Tat etwas nicht stimmte. »Ich habe Shandis und Euer Verdrossenheit ja ganz vergessen. Was machen wir denn mit ihnen? Wir können sie doch nicht einfach hier stehen lassen.«
    Larad sah aus, als hätte er nicht das geringste Problem damit, das Maultier zurückzulassen, aber Grace seufzte und streichelte Shandis' und Euer Verdrossenheits Nüstern. Glücklicherweise hatte sie sich umsonst Sorgen gemacht.
    »Ich habe einen Kurier angeheuert, der eure Pferde zu den Mournisch zurückbringt«, sagte Avhir und schälte sich aus der Luft, und Grace war zu dankbar für seine Worte, um sich darüber zu ärgern, wie der T'gol sie erschreckt hatte.
    »Das war nett von Euch«, sagte sie.
    Er winkte ab. »Das geschah nicht aus Freundlichkeit. Ihr müsst Euch auf Euer Schicksal konzentrieren. Ihr dürft Euch nicht von solchen Lächerlichkeiten wie der Sorge über das Wohlergehen eines Tiers ablenken lassen.«
    Grace war egal, was er sagte. Es erschien zumindest wie eine Freundlichkeit. Sie gab Shandis einen Kuss auf die lange Schnauze und versuchte nicht zu weinen. »Lirith wird sich gut um dich kümmern«, sagte sie, dann trat sie zurück, als ein junger Mann die honigfarbene Stute und das Maultier fortführte.
    Sie gingen an Bord, und anscheinend waren sie die letzte Fracht, die eingeladen werden musste, denn nachdem man die Planke eingezogen hatte, wurden die Leinen losgemacht und die Segel gesetzt. Das Schiff löste sich vom Dock und hielt aufs offene Meer zu. Grace ergriff die Reling, hielt das Gesicht in den Wind und ließ es von der Gischt befeuchten.
    »Mit diesem Schiff stimmt etwas nicht«, sagte Meister Larad. »Es

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