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Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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der Lärm zerbrechenden Steins verblassten zu einem dumpfen Brausen.
    Ti'an legte den Kopf schief – er überragte sie deutlich –, um ihn zu betrachten. Ihr Gesicht war völlig ausdruckslos, ein Ding makelloser, aus Gold geformter Schönheit. Aber in ihren Augen loderte ein uralter Zorn. Sie griff nach ihm, um seinen Kopf zu sich nach unten zu ziehen …
    Mit letzter Willenskraft riss Travis eine Hand in einer abwehrenden Geste hoch und trat zurück. Blut flog von seinen zerkratzten Knöcheln und traf ihre ausgestreckte Hand. Ti'an hielt inne, betrachtete die roten Tropfen auf ihren Fingern. Dann führte sie langsam die Finger zum Mund und schmeckte Travis' Blut.
    Ti'an riss die onyxfarbenen Augen weit auf. Ein Schauder durchfuhr sie und brachte das Gewand in Bewegung. Dann trat ein neues Funkeln in ihren Blick – kein Zorn, sondern etwas weitaus Wilderes, Hungrigeres. Ihre vollen Lippen teilten sich und enthüllten weiße, spitze Zähne.
    »Mein Gemahl«, sagte sie, und bevor Travis auch nur eine Bewegung machen konnte, drückte sie ihm die Hand gegen die Brust.
    Sie schien sich durch den Serafi -Stoff hindurchzubrennen und weiter durch Haut, Muskeln und Knochen, so dass es sich anfühlte, als würde sie sein Herz berühren, die Finger darum schließen und es in Brand setzen. Der Kampfeslärm hinter Travis verblich, wurde durch ein rhythmisches Brummen ersetzt. Schatten bewegten sich am Rande seines Gesichtsfeldes, ein paar von ihnen klein, andere groß. Beinahe glaubte er sie erkennen zu können.
    Grace?, wollte er sagen. Er wollte den Kopf in Richtung der Frau drehen, die gerade zu Boden gestürzt war, während ein riesiger Umriss über ihr lauerte.
    Ein heißer Finger berührte sein Kinn, drehte seinen Kopf mit unerbittlicher Kraft. Ti'ans Antlitz erfüllte seine Sicht, und er konnte nichts anderes sehen. Ihr Finger beschrieb einen brennenden Strich seinen Hals hinunter, dann weiter über die Brust und den Leib.
    Die Hitze brannte jetzt wie eine Sonne in seiner Brust. Der Schweiß des Verlangens bedeckte seine Haut, in seinem Mund lag ein metallischer Geschmack. Ihr Perlengewand geriet erneut in Bewegung, und er erhaschte einen Blick auf das Dreieck zwischen ihren Beinen und die Geheimnisse, die es verbarg. Er fühlte, wie sein Körper reagierte, sich nichts sehnlicher wünschte, als sich mit ihr zu vereinigen. Sämtliche anderen Gedanken verschwanden. Er trat auf sie zu, senkte den Kopf, wollte mit ihrem Mund verschmelzen.
    »Noch nicht«, sagte sie; ihre Stimme klang wie eine schneidende Melodie, sie stieß ihn mit unwiderstehlicher Kraft zurück.
    Einen Augenblick lang verspürte Travis eine nie gekannte Qual. Wie konnte sie ihn verschmähen? Lieber würde er sterben, als sie nicht haben zu können. Dann war der Schmerz vergessen, als sie ihn bei der Hand nahm und sich ihre schlanken Finger wie ein Schraubstock um sie legten.
    »Komm«, sagte Ti'an.
    Und Travis vergaß die dunklen, kämpfenden Schatten hinter sich und folgte ihr.

11
    Eine der Statuen schlug mit ihren Fäusten zu, der Boden bäumte sich auf, und Grace fiel hart auf die Knie. Ihr Mund schmeckte nach Blut; sie hatte sich auf die Zunge gebissen. Sie wollte wieder auf die Füße kommen, aber der Boden bäumte sich weiterhin auf wie ein sturmumtostes Meer.
    »Travis, lass das sein!«, rief eine Stimme. Es war Vani.
    Grace schaffte es, den Kopf zu heben. Ti'an stand vor Travis, ihre goldene Haut leuchtete. Er machte keine Anstalten, vor ihr zu fliehen, sondern starrte sie mit verzücktem Gesichtsausdruck an. Er nahm ihre Hand, und zusammen gingen sie auf die Stufen am anderen Ende der Halle zu. Die Statuen, von denen viele gerade erst von ihren Podesten gestiegen waren, traten schwerfällig aus dem Weg des Paares, wie um ihrer Herrin – oder doch ihrem Herrn? – die Ehrerbietung zu erweisen, bevor sie sich den anderen in ihrem Angriff anschlossen.
    Grace starrte ihnen hinterher. Warum hat sie ihn nicht so geküsst wie Avhir? Was hat sie mit ihm vor? Dann erkannte sie voller Entsetzen, wo Ti'an ihn hinführte. Sie bringt ihn in den Thronsaal.
    Bevor sie darüber nachdenken konnte, was das zu bedeuten hatte, fiel ein Schatten auf sie. Jeder rationale Gedanke floh. Ein Ungeheuer stand über ihr, die Spinnenaugen glühten blutrot. Es beugte sich vor, griff nach ihr …
    Starke Hände verkrallten sich in Graces Serafi, zerrten sie auf die Füße, aus dem Weg. Die Statue griff ins Leere. Sie richtete sich wieder auf, öffnete denMund zu einem

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