Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht
lautlosen Wutschrei. Grace drehte den Kopf und blickte in in Farrs grimmiges, attraktives Gesicht. Er öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen.
Grace riss die Augen auf. »Lauft!«, schrie sie, packte seine Hand und zog ihn zur Seite, als eine andere Statue nach ihm griff. Sie entgingen einem Hieb der Steinfrau, die Grace hatte zerquetschen wollen, dann duckten sie sich zwischen den Beinen eines Steinmannes hindurch. Sie schafften es bis zur Wand und drückten sich keuchend dagegen.
Sie sind groß und langsam. Wenn wir in Bewegung bleiben, werden sie uns nicht erwischen.
An Vani kamen sie jedenfalls auf keinen Fall heran. Mit Nim auf dem Arm bewegte sich die T'gol so schnell, dass ihre Umrisse verschwammen. Sie huschte zwischen den Statuen umher, blieb einen kurzen Moment lang stehen, lockte absichtlich eines der Ungeheuer an. Als es nach ihr griff, schien sie zu verschwinden; die Statue kollidierte mit einer anderen. Steinarme brachen an den Schultern ab; ein Kopf polterte zu Boden und zerplatzte wie eine Melone. Die Ungeheuer verwandelten sich in Trümmerhaufen, eine Staubwolke erhob sich in die Luft, erhellt von den Sonnenstrahlen, die aus der Decke herabschossen.
»Larad!«, brüllte Farr. »Benutzt die Imsari!«
Der Runenmeister konnte sich nicht so schnell wie Vani bewegen, und er stand zwischen zwei herannahenden Statuen gefangen. Er fummelte das Eisenkästchen mit den Steinen heraus, aber dann stolperte er über sein langes graues Gewand und fiel auf die Knie. Das Kästchen fiel zu Boden.
Rein instinktiv griff Grace mit der Gabe zu. Aber da gab es nichts zu packen. Die Statuen lebten nicht; sie verfügten über keine Lebensfäden. Und die Fäden der anderen erschienen in ihren Gedanken bloß hauchdünn, viel zu fein, um sie berühren zu können. Ihre Magie war nutzlos. Sie sah Farr an, aber der schüttelte bloß den Kopf. Blutzauberei war so schwach wie die Hexenkraft; auch er war machtlos. Sie griff nach Farrs Arm, als sich die beiden Ungeheuer vorbeugten und nach Larad griffen.
Mit einem lauten Krachen stießen die Köpfe der Statuen gegeneinander. Die Kolosse stolperten zurück. Der Runenmeister starrte sie einen Augenblick lang verständnislos an, vielleicht darüber erstaunt, dass er noch am Leben war, dann kroch er auf allen vieren zu dem Kästchen. Mit fliegenden Fingern klappte er es auf, nahm einen der Steine und hielt ihn in die Höhe.
»Sar!«
Ein graugrüner Blitz zuckte auf. Die beiden Ungeheuer erstarrten in ihren Bewegungen, schwankten einen Moment hin und her und kippten dann um. Sie rissen eine der spinnenäugigen Frauen mit. Alle drei landeten krachend auf dem Boden.
Ihr habt es geschafft, Meister Larad!, sandte sie durch die Weltenkraft.
Sie war sich nicht sicher, ob er die Nachricht empfangen hatte, aber er kam stolpernd auf die Füße und sah in ihre Richtung, einen befriedigten Ausdruck auf dem Gesicht. Aber die Atempause war nur kurz. Andere Kolosse stapften auf sie zu. Es waren noch immer mehr als ein Dutzend, und sie kamen alle heran. Eine schien Grace und Farr zu bemerken. Mit klickendem Falkenschnabel wechselte er die Richtung, und sie waren gezwungen, dort wegzulaufen.
»Wir müssen zurück in die Kuppel fliehen!«, rief Vani. Sie schien sich in Luft aufzulösen, als eine der Statuen nach ihr schlug, dann erschien sie wieder hinter ihr. »Wenn wir es auf eine der Brücken schaffen, werden sie uns nicht folgen können. Sie sind zu breit.«
Neue Energie schoss in Grace hoch. Ja, dort mussten sie hin. Dort hatte Ti'an Travis hingebracht.
»Kommt«, zischte sie Farr zu und fing an zu laufen.
Auch wenn sie nicht so schnell wie die T'gol waren, konnten sie den auf sie zukommenden Statuen dennoch entgehen und waren gleich darauf an ihnen vorbei.
»Sar!«, sang Larad erneut und hielt Sinfathisar in die Höhe. Der Stein blitzte graugrün auf, und ein weiterer Koloss erstarrte und stürzte dann um.
Warum funktionieren die Imsari noch immer, wenn alle Magie versagt?, fragte sich Grace; trotz der Furcht arbeitete ihr logischer Verstand wie immer. Sie konnte es nicht sagen, aber sie war froh, dass Larad den Großen Steinen noch immer befehligen konnte. Die Weltenkraft war nur noch wie ein altes Spinnennetz in einer Ecke, und Farr konnte die Morndari nicht länger zu sich rufen; auch die Blutzauberei hatte zu funktionieren aufgehört.
Aber warum konnte Ti'an dann die Statuen animieren?, fragte die Wissenschaftlerin in ihr. Sie vermochte es nicht zu sagen, es sei
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