Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht
ausgesetzt.
Oder steckte mehr dahinter? Warum war es so wichtig, dich zu beschützen? Was weiß Nakamura wirklich?
Irgendwie konnte sie nicht glauben, dass er in direktem Kontakt mit Marius gestanden hatte. Andererseits hatte er ihr die Arbeiten zugeteilt, die Marius gewollt hatte, dass sie sie übernahm, also bestand da vielleicht ja doch eine Verbindung. Was auch immer Nakamura wusste, es reichte aus dass er sie in Sicherheit haben wollte. Selbst jetzt tat er es noch.
Als der Krankenwagen beim Herrenhaus eingetroffen war, hatte sie damit gerechnet, dass auch die Polizei kommen würde. Das war nicht passiert. Es hatte sich um den Krankenwagen einer Privatfirma gehandelt. Die Sanitäter hatten ihre Arbeit effizient erledigt, Anders stabilisiert und ihn in den Wagen geladen, aber sie hatten keine Anstalten gemacht, die Polizei zu rufen, nicht einmal, als sie die Leichen von Marius, Sasha und Eustace entdeckt hatten. Sie hatten Deirdre auch keine Fragen gestellt.
Im Krankenhaus dann das Gleiche. Normalerweise wurden Schussverletzungen den Behörden gemeldet, aber es waren keine Beamten gekommen, und man hatte Deirdre auch keine Fragen gestellt, sondern sich nur danach erkundigt, ob Anders ihres Wissens nach Medikamente nahm oder unter Krankheiten litt. Dann hatte man Beltan und sie in den Warteraum gebracht. Kurze Zeit später war für sie ein Telegramm gekommen. Nakamura hatte es geschickt.
Verlassen Sie nicht das Krankenhaus. Sprechen Sie nicht mit der Polizei. Weitere Anweisungen folgen.
Also kümmerten sich die Sucher um alles. Sie hatten Verbindungen, die Deirdre nicht einmal erahnen konnte. Und so hatten sie zumindest für den Augenblick dafür sorgen können, das alles geheim zu halten. Und ob die Philosophen nun im Moment zu beschäftigt waren, um sich darum zu kümmern, was Nakamura für sie getan hatte, oder ob sie befürchteten, sich dadurch zu verraten, sie hatten jedenfalls nicht eingegriffen.
Zumindest bis jetzt noch nicht. Aber auch wenn Sasha und Eustace tot waren, glaubte Deirdre keinen Augenblick daran, dass die Philosophen nicht erfahren würden, was sich in dem Haus zugetragen hatte. Und auch wenn sie dankbar für Nakamuras Hilfe war, hatten seine Befehle für sie jetzt keine Bedeutung mehr. Sie würde nicht hier bleiben und darauf warten, dass die Philosophen sie abholten.
Deirdre setzte sich und klappte ihr Notebook zu, das auf einem Stuhl lag. Vor einer Stunde hatte sie sich in das System der Sucher eingeloggt, um sich die Zeit zu vertreiben. Sie hatte die Resultate von Paul Jacobys linguistischer Analyse der Schrift auf dem Torbogen gelesen. Und sie hatte den toxikologischen Bericht über die Spritze aufgerufen, die Anders bei der Zauberin benutzt hatte. Den Laborergebnissen zufolge hatte die Spritze nur die erwartete Droge enthalten; Anders hatte in Travis' und Beltans Wohnung nicht den Tod der Scirathi verursacht.
Ich wünschte, ich hätte das früher gewusst, dachte sie und verzog das Gesicht, während sie den Computer in ihre Tasche schob.
Sie schaute auf die Uhr, vergaß, dass sie es eigentlich nicht tun wollte, und sah, dass es nach elf war. Zu spät, um noch einen Zug oder ein Flugzeug zurück nach London zu erwischen; sie würden bis zum Morgen warten müssen. Würde ihnen das noch genug Zeit lassen? Die sieben Kisten von Kreta sollten morgen eintreffen, aber sie kannte die genaue Ankunftszeit nicht. Sie konnte nur hoffen, dass sie vorher in London war.
Gehen Sie an meiner Stelle zu ihnen, hatte Marius kurz vor seinem Tod zu ihr gesagt. Gehen Sie zu … den Schläfern.
Deirdre würde gehen. Wie konnte sie es nicht tun? Ein Philosoph hatte sie mit seinem letzten Atemzug darum gebeten. Aber es war mehr als das. Es war die Entdeckung, dass die Schläfer für die Gründung der Sucher verantwortlich waren. Die Sieben zu sehen hieß, den Anfang der Organisation zu sehen. Und Wesen von einer anderen Welt zu sehen. Was auch immer sie jetzt von den Suchern hielt, sie hatte keinesfalls das Verlangen verloren, das Außerweltliche zu finden und zu beobachten.
Und was wirst du tun, wenn du in London bist? Dich an den Philosophen vorbeischleichen und die Schläfer stehlen, damit sie das tun können, was auch immer sie tun sollen? Was glaubst du eigentlich, in London überhaupt erreichen zu können?
Sie wusste es nicht. Aber Marius hatte geglaubt, dass die Sieben diese ganzen Jahrtausende auf eine Art Verwandlung gewartet hatten. Und die Inschriften des Torbogens wiesen darauf hin, dass
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