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Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Gnade. Aber du nicht, Jimmie Golden. Noch nicht. Verstehst du mich, Junge?«
    Ich griff in die Tasche, fühlte den schweren Geldbeutel. Vielleicht hatte der Mann, den ich bestohlen hatte, mit dem Geld Schulden bezahlen wollen. Vielleicht würde man ihn jetzt in den Schuldturm werfen, wo man ihn verrotten ließ.
    Verzweiflung stieg in mir auf, mein Herz fühlte sich kalt an, aber ich tauschte das Gefühl gegen Wut ein und richtete sie auf Moody. Ihn hatten sie wegen seiner Sünden aus der Kirche verstoßen. Was wusste er denn schon? Ich war ein Dieb, das war alles. Göttliche Gnade war nicht für meinesgleichen bestimmt.
    Ich schaute ihn finster an, und ich weiß nicht, was er von meinem Gesicht ablas, aber er riss die Hand von meiner Schulter zurück, und ein leises Wort entschlüpfte seinen Lippen. Möglicherweise war es Gnade gewesen.
    Moody stolperte zurück gegen eine Wand, und ich drängte mich an ihm vorbei und rannte weiter über den Grassmarket. Ich kam zu dem Platz, an dem man die Hexen und Kriminellen hängte, dann bog ich nach rechts ab in Richtung Greyfriars.
    Die Dämmerung verwandelte sich in Dunkelheit, Nebel klebte an meinen Lidern; vermutlich sah ich ihn deshalb nicht vor dem Eisentor des Friedhofs stehen. Ich bog um die Ecke der Mauer und lief in ihn hinein. Er war groß und kräftig gebaut. Ich prallte von ihm ab wie ein Vogel, der gegen ein Fenster flog, und stürzte benommen aufs Pflaster.
    Starke Hände hoben mich auf und stellten mich wieder auf die Füße.
    »Entschuldigung, Mylord«, sagte ich, hielt den Blick nach unten gerichtet, dann wollte ich an ihm vorbei.
    Seine Hand berührte meine Schulter und hielt mich auf. »Vielleicht kannst du mir helfen«, sagte er mit tiefer Stimme. »Ich suche jemanden.«
    Ich hielt den Blick auf seine schwarzen Stiefel gerichtet, aber ein Schauder durchfuhr mich, denn ich erkannte diese Stimme, auch wenn es über drei Jahre her war, dass ich sie zuletzt im Advocate's Close gehört hatte.
    »Ich suche schon seit einiger Zeit nach dieser Person«, sagte der Mann. »Ich habe vor kurzem gehört, dass sie hier lebt, auf Greyfriars.«
    »Hier lebt niemand, Mylord«, sagte ich. »Das ist ein Friedhof.«
    »Tatsächlich?«
    Ein starker Finger legte sich unter mein Kinn, drückte meinen Kopf nach oben. Er war noch größer, als ich in Erinnerung hatte. Wie zuvor hüllte ein breitkrempiger Hut sein Gesicht in Schatten, aber in der Dunkelheit entdeckte ich zwei funkelnde goldene Punkte. Sein Blick war fest auf mich gerichtet, und seine Augen waren so gelb wie die eines Wolfes.
    »Wer seid Ihr?«, stieß ich heiser hervor.
    »Jemand, der dir helfen kann.«
    Meine Furcht wich etwas, und ich fühlte erneut einen Funken Wut in mir aufglimmen. Zuerst Diakon Moody, jetzt dieser Fremde in Schwarz. Warum wollten sie mir helfen? Konnten sie denn nicht sehen, dass es sinnlos war?
    »Lasst mich in Ruhe«, sagte ich und wich vor ihm zurück.
    »Wie du willst, James.«
    Diese Worte verblüfften mich so sehr, dass ich mitten in der Bewegung verharrte. Ich blickte über die Schulter. Aus einem Fenster fiel ein Lichtstrahl und beleuchtete einen willensstarken, von einem dunklen Bart umrahmten Mund.
    »Wenn du es dir anders überlegst, sei am ersten Tag eines jeden Monats bei Sonnenuntergang am Advocate's Close. Dort wirst du mich finden, wie zuvor schon.«
    Ich ballte die Hände zu Fäusten. »Ich werde nicht kommen.«
    Der Mann erwiderte nichts. Er drehte sich um und ging. Als ich ihn nicht länger sehen konnte, betrachtete ich das Tor zum Friedhof. Ich war müde und sehnte mich danach, mich in der Gruft zum Schlafen hinzulegen. Aber ich wagte es nicht – nicht jetzt, nie wieder. Irgendwie hatte er erfahren, dass dort mein Zuhause war. Jemand von der Straße hatte es ihm verraten, und das bedeutete, dass ich nie wieder in Greyfriars schlafen konnte. Ich würde auch nie wieder den Frieden der Gilroy-Gruft erleben können oder den Trost meiner imaginären Familie. Ein Stich der Trauer durchfuhr mein Herz.
    Ich zermalmte das Gefühl und warf es weg wie Abfall in die Gosse. Diakon Moody war ein alter, besoffener Narr, aber in einem hatte er Recht. Trauer war nichts für die Toten. Ich nahm die knochigen Schultern zurück und verschwand in der Nacht.
    Danach verdrängte ich sämtliche Gedanken an Greyfriars und den Fremden in Schwarz aus dem Kopf. Eine Veränderung war über mich gekommen, so plötzlich wie ein Sturm aus den Highlands. War ich zuvor bei den anderen Leuten auf der

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