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Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Whitehall zog.«
    »Vielleicht macht Euch ja die Stadtluft zu schaffen«, meinte ich. »Sie ist fraglos voller Ruß und anderer fauler Dämpfe.«
    »Vielleicht«, sagte sie, schüttelte dann aber den Kopf. »Diese Stadt ist sehr groß und sehr laut und voller neumodischer Apparate. Räder und Zahnräder und Flaschenzüge, und alles dreht sich knirschend. Manchmal habe ich das Gefühl, als würden sie alle mich zu Boden drücken. Gäbe es die Kirche nicht, würde ich wohl kaum nach London kommen.« Sie lächelte mich an. »Aber ich bin froh, dass ich es heute getan habe.«
    »Da«, sagte ich. »Ihr seht bereits besser aus.«
    »Die Ruhepause hat mich erfrischt. Und zweifellos wird mir Sadie heute Abend einen ihrer Tees aufbrühen.«
    Ich erkundigte mich höflich und erfuhr bald, dass es sich bei dieser Sadie um eine Dienerin handelte, und zwar die alte Frau, die ich am Tor des Faraday-Besitzes kennen gelernt hatte. Sie schien eine Art Kräuterkundige zu sein und hatte Alis seit ihrer Kindheit Tees zubereitet, um ihr Unbehagen zu lindern und neue Kräfte in ihr zu wecken.
    Die Glocken ertönten, und es war Zeit für sie zu gehen. Es freute mich, dass sie sich statt auf das Eisengeländer auf meinen Arm stützte, als wir die Treppe vor der Kirche hinunterschritten. Unten wartete schon die Familienkutsche. Sie ging darauf zu, dann blieb sie stehen und sah mich an.
    »Was seid Ihr, Mister Albrecht?«
    Die Direktheit ihrer Worte und ihres Blicks überraschten mich. Ahnte sie etwas von meinen wahren Absichten? »Wie ich bereits sagte, Miss Faraday, ich bin aus Schottland zu Besuch, und …«
    »Ja, Mister Albrecht, Ihr habt mir Eure Geschichte erzählt.« Sie lächelte. »Und ich wage zu behaupten, dass Ihr bereits alles über mich wisst, denn da gibt es nur wenig, was sich lohnen würde, in Erfahrung zu bringen – nur eine weitere alberne Tochter eines Adligen in einem Land voller Adliger. Aus unseren Begegnungen habe ich herausgelesen, dass Ihr freundlich und großzügig seid, dass Euer Geist trotz aller sanften Höflichkeit Biss hat und dass Ihr ein schönes Antlitz habt. Aber ich habe noch immer nicht die geringste Ahnung, was Ihr seid.«
    Ihr Ausdruck war bezaubernd, nicht anklagend; sie hegte keinerlei Verdacht. Mit einer tiefen Verbeugung sagte ich: »Mylady, ich bin Euer Diener.«
    Das schenkte mir ein helles Lachen, und ich blieb auf den Stufen stehen und betrachtete die Straße noch lange, nachdem die Kutsche verschwunden war.
    Danach trafen wir uns oft, und nicht immer in der Kirche. Trotz ihrer zerbrechlichen Konstitution hatte sie einen starken Willen, und sie war immer für ein Abenteuer bereit. Wir fuhren Boot auf dem Fluss und spazierten um den Tower von London, und sie erzählte die Geschichten von den Königen und Königinnen, mit denen es dort ein böses Ende gekommen hatte, und wir saßen stundenlang da und schauten den Arbeitern zu, die Christopher Wrens neue Kathedrale errichteten.
    »Wenn sie einmal fertig ist, wird sie schöner als Westminster sein«, sagte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Die Gräber werden nicht alt sein. Es wird nichts geben, das man abpausen kann. Wie sollen wir die Priester ärgern?«
    »Ich habe gehört, dass Wren hoch oben in der neuen Kuppel eine Galerie baut, wo ein Flüstern die runde Wand entlang bis zum Ohr des Lauschers auf der anderen Seite dringt, über hundert Fuß weit weg.«
    Sie klatschte in die Hände. »Das würde ich gern sehen.«
    »Dann werdet Ihr das auch.«
    »Aber nur, wenn ich …« Sie wandte sich ab. »Was glaubt Ihr, wie lange wird es dauern, bevor die Kathedrale fertig gestellt ist?«
    Ich konnte die blauen Adern unter der Haut ihres schlanken Halses sehen, die auf den Schatten in der Kuhle unterhalb ihrer Kehle zuliefen. »Ihr werdet die Flüstergalerie sehen, Miss Faraday. Das verspreche ich Euch.«
    Sie wandte mir den Kopf zu. Lächelte jetzt. »Nun, wenn Lord Albrecht das verspricht, dann wird es auch so sein.« Sie legte die Hand auf die meine, und ich erwiderte das Lächeln, und alle Gedanken an Schatten waren vergessen.
    Unsere Zuneigung beschränkte sich auf solche unschuldigen körperlichen Gesten. Unsere Begegnungen fanden immer an öffentlichen Orten statt, und einer der Männer ihres Vaters war in der Nähe, und so konnte sich keine Seite eine Unschicklichkeit herausnehmen. Anscheinend waren die Berichte, die die Faradays erreichten, alle vorteilhaft, denn ich erhielt schon bald eine Einladung zum Essen.
    »Meine Leute haben mir

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