Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
war auf mich allein gestellt. Und so war auch niemand da, der mich auffangen konnte, als ich stürzte.
    Ich sah sie fast jeden Tag, und wenn ich sie einmal nicht zur Westminster Abbey begleiten oder zum Anwesen der Faradays reiten konnte, war ich düsterer Stimmung, die anhielt, bis ich sie das nächste Mal sah.
    Alis schien meine Aufmerksamkeiten zu genießen, was mich nur weiter ermutigte, genau wie die offensichtliche Zustimmung Lord Faradays, der meine Stellung und mein respektables Benehmen mehr als akzeptabel fand. Und Lady Faraday verkündete eines Abends beim Essen – vielleicht von etwas zu viel Wein getrieben –, dass ich bestimmt der ansehnlichste und liebenswürdigste junge Mann war, den sie je kennen gelernt hatte.
    Alis war vom Ausbruch ihrer Mutter natürlich peinlich berührt, auch wenn die Röte auf ihren Wangen sie nur noch lieblicher machte – so wie eine Rose, die fast so weiß ist, dass die geringste Färbung ihrer Blütenblätter sie noch beeindruckender als die schönste aller Blumen macht, sobald man dies entdeckt hat.
    »Was ist?«, murmelte ich, als wir uns nach dem Essen im Saal versammelten und ich mich über den Stuhl beugte, auf dem sie mit einem Buch saß. »Stimmt Ihr Eurer Mutter nicht zu, dass ich der ansehnlichste und liebenswürdigste junge Mann von allen bin?«
    »Zweifellos«, sagte sie mit einer gewissen Schärfe. »Aber Lady Faraday ist bereits vergeben, darum fürchte ich, dass Ihr in dieser Angelegenheit kein Glück haben werdet.«
    »Dann werde ich mich wohl mit ihrer schönen Tochter begnügen müssen.«
    Alis beugte sich wieder über das Buch, aber das Lächeln auf ihren Lippen konnte sie nicht verbergen.
    Die Wochen vergingen, und die Sucher schienen sich damit zu begnügen, mich meinen eigenen Angelegenheiten zu überlassen, selbst als die Länge und die Häufigkeit meiner Berichte an die Philosophen anfing, immer weniger zu werden. Mit jedem Tag wuchs meine Verbindung zum Haushalt der Faradays. Mein Leben auf den Straßen von Edinburgh schien mehr als fern zu sein, und ich verspürte die tiefe Überzeugung, dass Master Albrecht mit mir zufrieden gewesen wäre – dass es das war, was er gemeint hatte, als er gesagt hatte, er wünschte sich, dass ich mein Leben lebte.
    Nur eine Sache trübte mein Glück: Während meine Gefühle für Alis stärker wurden, wurde sie selbst schwächer.
    An einem Februartag, an dem das ungewöhnlich warme Wetter uns zu einem Spaziergang auf dem etwas unwirtlichen Gelände jenseits vom Anwesen der Faradays ermutigte, sackte Alis plötzlich gegen mich, und als ich sie aufhob, war sie so leicht wie ein Vogel. Sie zitterte.
    »Es ist nichts«, protestierte sie. »Ich muss mich nur einen Moment lang ausruhen. Ihr könnt mich wieder auf die Füße setzen, Lord Albrecht.«
    »Das werde ich nicht tun«, sagte ich und trug sie zurück ins Haus.
    Als wir dort ankamen, waren ihre Proteste verstummt, und aus dem Zittern waren Krämpfe geworden. Sie fühlte sich kalt an, und ihre Augen waren vom Schmerz verschleiert. Ich setzte sie auf ein Sofa und zog mich ans andere Ende des Saals zurück, wie es sich gehörte, während sich Lady Faraday und ein Dienerschwarm auf sie stürzten. Es war klüger, wenn ich nicht im Weg war, auch wenn ich nichts mehr wollte, als an ihrer Seite zu sein, ihre Hand zu halten und ihr den Schmerz zu nehmen – als hätte ich die Macht, dies zu erreichen.
    Sie stöhnte auf, und ich ballte die Fäuste. »Ich kann das nicht ertragen«, entfuhr es mir.
    »Sie ist es, die es nicht ertragen kann«, sagte eine leise Stimme.
    Ich drehte mich um und entdeckte, dass ich nicht allein in den Schatten am Ende des Saals stand. Eine alte, in Grau gekleidete Frau stand in der Tür, einen müden Ausdruck auf dem Gesicht. Es war Sadie, Alis' geliebte Dienerin.
    »Du hast natürlich Recht«, sagte ich mit vor Scham brennenden Wangen. »Ich sollte stärker sein, um ihretwillen.«
    Die alte Frau lachte. »Ihr helft Ihr mehr, als Ihr wisst.«
    »Nicht so wie du. Man hat mir erzählt, dass du Tees aufgießt, die ihre Schmerzen lindern.«
    »Und Liebe lindert Schmerzen, wo es ein Tee nicht kann.«
    Ich seufzte. »Wüsste ich doch nur, was ihr so zu schaffen macht. Denn dann würde ich dafür sorgen, dass es aufhört. Ich würde ihren Körper so stark machen, wie ihr Geist es ist.«
    Die Alte sah in Alis' Richtung. »Bei einigen geht es tiefer. Das ist ihr Segen und ihr Fluch, denn sie fühlen alles viel ausgeprägter.« Ihr grüner Blick

Weitere Kostenlose Bücher