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Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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berichtet, dass Madstone Hall ein schönes Haus im County Midlothian ist«, sagte Lord Faraday, als wir uns nach dem Essen im Saal versammelten. Er war ein gut aussehender, weißhaariger Mann, der den größten Teil seines Lebens gesund gewesen war, jetzt aber von der Gicht heimgesucht wurde. Beim Sitzen lag sein bandagierter Fuß auf einem Schemel. »Das Gut ist nicht übermäßig groß, wurde mir gesagt, aber es wirft ein gutes Einkommen ab.«
    Also hatte er ein paar Erkundigungen eingeholt. Ich konnte ihm das nicht verübeln. Von ihrem Stuhl auf der anderen Seite des Saals warf mir Alis einen gequälten Blick zu; offensichtlich war ihr die Neugier ihres Vaters peinlich, aber ich lächelte.
    »Es ist ein schöner Besitz«, sagte ich.
    »Und warum seid Ihr in London?«, fragte Lady Faraday und sah von ihrer Stickarbeit auf.
    »Das kann ich dir sagen«, warf Lord Faraday ein. »Welcher junge Herr aus dem Norden möchte heutzutage nicht seine Beziehungen zum Süden mit einem Besuch in London verbessern? Habe ich Recht, Mister Albrecht?«
    In gewisser Weise hatte er Recht – ich war tatsächlich auf der Suche nach Beziehungen gekommen, wenn auch keine, die er sich auch nur annähernd vorstellen könnte –, also nickte ich bloß.
    »Miss Faraday hat zwei Brüder, der eine studiert die Jurisprudenz, der andere ist auf See. Der Älteste wird alles erben. Ich fürchte, für sie wird nichts mehr übrig sein, wenn ich einmal nicht mehr bin, abgesehen von einer kleinen Mitgift. Bis auf ihren guten Namen wird sie nicht viel haben.«
    »Ich würde sagen, sie hat viel mehr zu bieten.« Ich schaute in ihre Richtung, und mein Lächeln verschwand. Alis saß zusammengesunken auf ihrem Stuhl und hielt sich die Stirn. Ich eilte zu ihr.
    »Es ist nichts«, protestierte sie. »Kopfschmerzen, sonst nichts.«
    »Hol sofort Sadie«, sagte Lady Faraday zu einem der Diener. »Sag ihr, Miss Faraday braucht ihren Tee.«
    Ich verabschiedete mich, und Alis brachte trotz ihrer Schmerzen ein Lächeln zustande, während Lord Faraday mir fest die Hand schüttelte und auf einem baldigen erneuten Besuch zum Abendessen bestand.
    Und so nahm mein Unglück seinen richtigen Anfang. Ich muss es nicht in allen Einzelheiten beschreiben. Es reicht aus zu wissen, dass, als der Schnee das Land bedeckte und sich Weihnachten näherte, ich sie liebte. Ich liebte sie aus tiefstem Herzen. Manchmal lag ich nachts in meinem Bett und konnte nicht schlafen, dachte an die Desiderate und fürchtete den Zorn der Sucher, aber in ihrer Nähe waren diese Gedanken verflogen. Dann konnte ich nur an ihre zarte Schönheit denken, ihre engelsgleiche Stimme und ihren außerordentlichen Humor und die Lebhaftigkeit, die mich selbst an den dunkelsten Wintertagen noch aufmuntern konnten.
    »Und, wer ist sie?«, fragte Rebecca bei einer der seltenen Gelegenheiten, an denen wir zusammen aßen. In der letzten Zeit hatte ich sie nur selten gesehen, denn sie war in ihre eigenen Untersuchungen für die Sucher vertieft.
    »Entschuldigung?«, sagte ich und sah von meinem Wein auf.
    »Wer sie ist?«, wiederholte Rebecca. »Die Frau, in die Ihr verliebt seid.«
    Ich konnte sie nur anstarren, und sie lachte.
    »Kommt schon, Marius, jetzt streitet nicht ab, dass Ihr Euch verliebt habt. Ich weiß, wie Ihr dann ausseht. Ich habe es selbst erlebt, auch wenn Ihr damals keinen so verträumten Blick gehabt habt, wie ich feststellen muss. Sie hat Euch ja völlig den Kopf verdreht. Wer ist sie?«
    »Niemand«, sagte ich. »Keine ernste Sache. Ich habe keine Zeit für solche Launen.«
    Rebecca stützte das Kinn auf die Hand. »Wenn Ihr es sagt, Marius«, meinte sie, klang aber alles andere als überzeugt. »Und wie geht es mit Eurer derzeitigen Untersuchung voran?«
    Ich berichtete nüchtern und ging auf keine Einzelheiten ein. Alles würde in meinen Berichten stehen, und wenn die Philosophen wollten, dass Rebecca die Einzelheiten erfuhr, dann würden sie sie ihr zu lesen geben. Auch wenn ich Hals über Kopf verliebt war, war es mir dennoch gelungen, den Philosophen regelmäßige Briefe zukommen zu lassen, in denen ich beschrieb, dass Alis nichts von ihrer Herkunft ahnte, intelligent und einfühlsam war wie auch mutig und neugierig, aber von schwacher Konstitution, die sie am Reisen und anderen Aktivitäten hinderte, die möglicherweise dabei hätten helfen können, ihre Natur zu enthüllen.
    Im Gegenzug erhielt ich nichts von den Philosophen, keine Antworten und auch keine weiteren Anweisungen. Ich

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