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Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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die Kathedrale. Selbst in ihrem halb fertigen Zustand beeindruckte sie uns mit ihrer Anmut und Pracht. Ihr Inneres war so hell und luftig wie Westminster düster und stickig war.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, es jemals bis dort nach oben zu schaffen«, sagte Alis und legte den Kopf in den anmutigen Nacken, um zur Kuppel hochzuschauen.
    »Ihr braucht es Euch nicht vorzustellen«, sagte ich, »denn wir gehen jetzt.« Und ich zog sie zu einer Seitentür, bevor sie protestieren konnte.
    Es waren Hunderte von Stufen bis zur Kuppel hinauf, und sie ging nur ein Dutzend oder zwei selbst. Ich trug sie den Rest des Weges, und auch wenn meine Arme bald genauso schmerzten wie mein Kopf, war meine Last nicht so groß denn sie schien noch weniger zu wiegen als das letzte Mal, als ich sie getragen hatte. Wir erreichten bald den ersten Haltepunkt, die Steingalerie, wo wir auf einen schmalen Balkon treten und auf die Stadt hinausschauen konnten.
    »Ihr habt Recht«, sagte sie lachend, die Wangen vor Aufregung gerötet. »Ich sehe bloß London, aber es ist ein erstaunlicher Anblick.«
    Ich schnalzte mit der Zunge. »Unsinn, Mylady. Ihr habt Recht. Denn dort im Norden, direkt neben dieser Nebelwand, kann ich mein Haus in Schottland sehen. Und dort im Westen, wenn Ihr nur die Augen zusammenkneift, dort könnt Ihr einen Lichtschimmer erkennen. Das ist die Glasinsel, auf der König Arthur begraben liegt. Und jenseits davon könnt Ihr bis zu den Kolonien in Amerika blicken. Wie Ihr gesagt habt, es ist die ganze Welt, die da vor Euch liegt.«
    »Die ganze Welt«, murmelte sie und ergriff meinen Arm. »Ich sehe sie, Marius, ich sehe sie.«
    Wir blieben dort, bis die kühle Frühlingsluft sie frösteln ließ, dann gingen wir durch eine kleine Tür wieder hinein und stiegen weiter hinauf. Nach einer letzten Anstrengung kamen wir zu einem von einer Steinbrüstung umgebenen Laufgang, der das Fundament der Kuppel selbst entlangführte. Hier konnten wir auf die Arbeiter in der Tiefe hinabsehen, die sich wie Ameisen bewegten.
    »Vergebt mir, aber ich muss mich ausruhen«, sagte Alis, obwohl sie nur wenige Stufen selbst gegangen war.
    Ich setzte sie auf eine Bank, dann begab ich mich auf die andere Seite der Galerie. Wenn das stimmte, was ich gehört hatte, dann war das die berühmte Flüstergalerie, die von Wren so konstruiert war, dass man an die Wand gelehnt etwas flüstern konnte und ein Lauscher auf der anderen Galerieseite selbst die leisesten Worte hörte.
    Ich saß auf der Bank und wandte das Gesicht der Wand zu, so dass sie meine Lippen nicht sehen konnte. »Ich liebe Euch, Lady Alis Faraday«, flüsterte ich den gekrümmten Steinen zu. »Bleibt immer bei mir. Für alle Ewigkeit.«
    Auf der anderen Seite lehnte sie sich an die Wand. Ich hielt das Ohr an den Stein. Hatte es funktioniert? Ich wartete auf ihre Erwiderung, hörte aber nichts. Also war es doch nur eine Geschichte. Sie hatte mich anscheinend nicht gehört. Und vielleicht war das auch gut so. Vielleicht war es besser, wenn …
    Ich hörte ihre Stimme leise, aber deutlich, als würde sie mir direkt ins Ohr flüstern. »Marius … helft mir.«
    Ich nahm das Ohr von der Wand und stand auf. Sie sah mich mit aufgerissenen blauen Augen quer durch die Galerie an. Das Vorderteil ihres weißen Gewandes war blutbefleckt.
    Ich rannte die Galerie entlang. Blut schoss aus ihrer Nase, und sie hatte es nicht mehr mit ihrem Taschentuch auffangen können, denn es war bereits getränkt damit. Ich zog ein Tuch aus der Tasche – das silberne, das ich meiner Mutter abgenommen und all die Jahre bei mir getragen hatte –, und es schien das Blut aufzusaugen, während es zugleich unbeschmutzt blieb. Sie hielt es an die Nase, und der Blutstrom versiegte bald. Aber sie hatte zu viel verloren, und ihre Wangen waren so weiß wie Marmor.
    »Verzeiht mir, Marius.«
    »Pst«, sagte ich und nahm sie in die Arme.
    Trotz der Hunderte von Stufen, die ich sie nach unten trug, verspürte ich keine Schmerzen, keine Müdigkeit. Ich musste sie so schnell wie möglich nach Hause schaffen. As wir die Kutsche erreichten, überraschte es mich, dort Albert zu sehen, einen von Lord Faradays Männern, der sich mit dem Kutscher unterhielt. Der Mann zeigte in unsere Richtung. Hatte er gehört, was geschehen war? Aber das war unmöglich. Mit der Kutsche war es über eine Stunde zum Anwesen der Faradays.
    »Miss Faraday«, sagte Albert mit erstauntem Gesichtsausdruck, »geht es Euch gut?«
    Sie winkte ab. »Es ist nichts,

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