Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht
Albert – meine Nase hat geblutet, das ist alles. Mir geht es ausgezeichnet.« Tatsächlich stand sie jetzt auf den eigenen Füßen und schien etwas stärker zu sein.
»Warum bist du hier?«, fragte ich den Diener.
Sein Gesicht war grimmig. »Ich fürchte, ich bringe schlechte Neuigkeiten. Lord Faraday wollte es Euch erst sagen, wenn Ihr wieder zu Hause seid, Miss Faraday, aber Lady Faraday hat darauf bestanden, dass Ihr es sofort erfahren müsst, da doch jeder weiß, wie sehr Ihr sie geliebt habt.«
Alis sah ihn verwirrt an. »Wovon sprichst du, Albert? Was sollte ich erfahren?«
»Es ist Sadie, Miss Faraday«, sagte der Mann. »Es tut mir Leid, Euch das sagen zu müssen, aber sie ist heute Morgen gestorben.«
»Oh«, sagte Alis leise und fiel in Ohnmacht.
An diesem Abend führte ich meine Suche nach jenen wie Alis mit doppelter Dringlichkeit fort, denn Sadies Tod hatte sie schwer getroffen, sowohl körperlich wie auch seelisch.
Es war ganz plötzlich gekommen. Die alte Dienerin war beim Kräutersammeln im Garten zusammengebrochen; als die anderen sie erreicht hatten, war sie bereits tot. Alis ging es sehr schlecht. Ihre Nase hatte wieder zu bluten angefangen. Man schickte nach dem Arzt, und sie musste das Bett hüten.
Ich bezweifelte, dass der Arzt etwas für sie tun konnte, außer sie zur Ader zu lassen, also sprach ich mit den Dienern, um herauszufinden, ob jemand von ihnen einen Tee für Alis aufbrauen konnte, so wie Sadie es immer getan hatte. Aber keiner von ihnen kannte Sadies Zutaten. Angst ergriff mich, aber ich zwang mich dazu, klar zu denken. Gab es nicht andere, die wussten, wie man belebende Tränke für jene von außerweltlicher Natur zubereitete? Und überhaupt, woher hatte Sadie gewusst, wie sie ein solches Gebräu herstellen konnte? Bestimmt hatte sie die Besucher der Schenke gekannt, über die ich in den Briefen gelesen hatte.
Ich verabschiedete mich von den Faradays und ritt so schnell ich konnte zurück nach London zum Stiftungshaus der Sucher. Ich ging auf direktem Weg zur Tür zu den Gewölben, und auch wenn meine Kopfschmerzen in dem Augenblick wieder aufflammten, in dem ich den Eisenschlüssel ins Schloss schob, ignorierte ich sie und stürmte die Stufen hinunter. Ich musste die Briefe noch einmal lesen, um zu sehen, ob ich irgendwelche Hinweise übersehen hatte. Fiebrig begab ich mich zu der Ecke, in der ich sie gefunden und auch wieder verborgen hatte.
Die Briefe waren verschwunden.
Ich suchte hektisch eine Stunde lang, drehte Kisten um und durchstöberte Regalbretter, aber es war zwecklos. Ich hatte den Kasten mit den Briefen in eine Nische in der Wand hinter dem Regal geschoben, genau wo ich sie zuerst gefunden hatte. In der Ecke war es dunkel; es war unvorstellbar, dass jemand gewusst hatte, wo die Briefe waren.
Es sei denn natürlich, sie hätten mich beobachtet.
Aber warum sollte jemand die Briefe entfernen? Und wie sollte ich ohne sie die Schenke finden, die darin erwähnt worden war, und die Leute, die Alis helfen konnten? Verzweiflung überkam mich, rabenschwarz und bodenlos, und ich stolperte die Stufen hinauf. Ich musste zurück zu ihr. Das war alles, woran ich denken konnte.
»Wo wollt Ihr so spät noch hin, Marius?«
Ich fuhr herum. In der Eingangshalle des Stiftungshauses war es ziemlich dunkel, nur ein paar Kerzen brannten. Ich hatte sie nicht gesehen, wie sie da in der Nähe der Tür auf einem Stuhl saß.
»Rebecca«, sagte ich und wusste nicht, was ich hinzufügen sollte.
Sie stützte das Kinn auf. »Ihr scheint es eilig zu haben. Wollt Ihr zu ihr? Zu dieser Frau, die Ihr so verehrt?«
Ich konnte sie bloß anstarren.
»Geht es Euch gut, Marius?« In ihren Augen lag ein Funkeln; es handelte sich nicht unbedingt um Besorgnis. »Ihr seht ja richtig krank aus. Ihr hattet doch wohl keinen Streit unter Liebenden, oder?«
Ich taumelte, hielt mir die Stirn, und sie erhob sich schnell, griff nach meinem Arm und stützte mich.
»Es tut mir Leid, Rebecca«, keuchte ich. »Ich muss zu ihr.«
Sie ließ meinen Arm nicht los. »Also geht Ihr tatsächlich zu der, die Ihr liebt. Aber Ihr müsst mir noch verraten, wer sie ist. Kommt – sagt mir ihren Namen. Marius, wir haben einst das Bett geteilt. So viel schuldet Ihr mir doch sicherlich.«
Ihr Blick war hart, ihre Finger gruben sich in mein Fleisch, und ich stöhnte leise gequält auf. »Nein«, flüsterte ich. »Bitte. Ich kann nicht …«
»Bei den Göttern, sie ist es, nicht wahr?« Rebecca lehnte sich nahe
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