Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht
Jahre und der Last eines harten Lebens recht hübsch, und nach einem langen Blick bat sie mich herein. Ich stellte mich als Bekannter der Faradays vor und sprach ihr mein Beileid wegen Sadies Tod aus.
»Es ist nett von Euch, meiner Tante zu gedenken«, sagte Jenny und schenkte mir eine Tasse Tee ein.
Ich trank einen Schluck. Er war würzig und schmeckte wie nichts, was ich je zuvor getrunken hatte. Meine Schmerzen und die Müdigkeit ließen etwas nach.
»Ihr habt Ähnlichkeit mit ihr«, sagte ich, ohne nachzudenken. Aber es stimmte. Ihre Augen waren grün und hell genau wie die der alten Frau.
»Nein«, sagte sie lächelnd. »Mein Bruder kommt nach ihr. Jeder sagt, dass er ihr Temperament hat.«
»Euer Bruder?«
»Aye. Sein Name ist John. Er arbeitet in der Schenke unseres Onkels.«
Ich verschüttete Tee. Sie starrte mich an.
»Die Schenke Eures Onkels?« Ich rang um Beherrschung. »Ihr wollt sagen, der Betreiber dieser Schenke war Sadies Ehemann?«
»Nay, Sir. Er ist ihr Bruder. Keiner von ihnen hat je geheiratet. Nur ihr jüngster Bruder, mein Vater, tat das. Aber er ist vor ein paar Jahren gestorben. Jetzt ist Sadie ihm gefolgt, und Onkel macht allein weiter. Ich glaube, er will das Geschäft John hinterlassen, wenn er geht.«
Ich nahm die Worte kaum wahr. Es erschien unmöglich, aber es konnte nur so sein. Laut der Briefe wussten die Gäste der Schenke, wie man ein Elixier braute, um jenen mit Elfenblut zu helfen, und Sadie Greenfellow hatte es auch gewusst. Ich täuschte nur höfliches Interesse vor und erkundigte mich nach der Adresse, dann verabschiedete ich mich von Jenny, aber nicht bevor ich ihr ein paar Münzen für ihre Zeit gab, die nicht abgelehnt wurden.
Ich eilte zurück durch die Straßen der Stadt in Richtung Fluss, und zum ersten Mal seit Tagen stieg in meinem Herzen Hoffnung auf – echte Hoffnung.
»Sei stark, Alis«, murmelte ich leise. »Ertrage es nur noch kurze Zeit, meine Liebe. Ich komme.«
Als sich die Dämmerung wie Ruß vom Himmel senkte, betrat ich die Straße, die Jenny beschrieben hatte, und legte den Kopf in den Nacken, um die Schilder über den diversen Schenken zu betrachten und das grün bemalte zu finden.
Es gab keins. Die Straße war schmutzig und leer bis auf einen streunenden Hund, der in den Schatten verschwand. Kein Gelächter drang aus den Türen, kein fröhliches Gläserklirren. Die Nacht brach herein.
Vielleicht war ich in meiner Eile an der Schenke vorbeigegangen. Ich ging den Weg zurück, den ich gekommen war, und da sah ich ihn. Er versuchte zurück in die Schatten zu springen, aber er hatte nicht mein Geschick. Ich rannte hinter ihm her, packte seinen Arm und zerrte ihn hinaus in das Licht einer Fackel.
»Marius«, sagte Byron. In seinen Augen lag Furcht. Wie muss ich in diesem Augenblick ausgesehen haben? Vermutlich gefährlich und unheimlich, denke ich heute, meine Augen blitzten so grün wie die meiner Mutter vor so vielen Jahren.
»Rebecca hat Euch geschickt, oder?«, presste ich zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. »Seid Ihr ihr Schoßhund, dass Ihr alles tut, was sie verlangt? Bei den Göttern, Mann, habt Ihr denn gar keinen Stolz?«
Auf seinem gewöhnlich so jovialen Gesicht zeichnete sich Wut ab, dann schüttelte er den Kopf. »Ich weiß nicht, was Ihr hier macht, Marius, aber Ihr müsst jetzt damit aufhören. Geht zurück zu den Suchern. Bittet um Verzeihung. Sie werden Euch wieder aufnehmen, wenn sie wissen, dass Ihr es ehrlich meint. Es ist nicht zu spät.«
»Nein.« Ich wandte mich von ihm ab.
Er ergriff meine Schulter. »Bitte, Marius, hört mir zu. Ich weiß, dass Ihr sie liebt, aber Ihr müsst von ihr lassen. Es ist zu Eurem eigenen Vorteil.«
Zorn brodelte in mir, und ich fuhr herum. »Mein Vorteil? Wie wollt Ihr wissen, was mir zum Vorteil gereicht, Byron?«
Ich hatte gedacht, er würde ausfallend werden, aber stattdessen seufzte er nur. »Marius, mein Freund, wäre es doch bloß ein anderer, der Euch das sagt. Aber da gibt es etwas, das Ihr wissen müsst. Ich komme gerade von …«
»Gebt Euch keine Mühe«, sagte ich, »denn ich möchte nichts von dem hören, was Ihr zu sagen habt.« Und bevor er protestieren konnte, hüllte ich mich in die Schatten und verschwand.
Als ich die Straße entlangging, entdeckte ich es sofort, und ich fragte mich, wie ich es vorher nur hatte übersehen können. Am anderen Ende der Straße hing über einer roten Tür ein hellgrün bemaltes Schild. Das Schild schien im Zwielicht zu
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