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Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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das Leben in der Welt dort draußen sie zwingen könnte, stark zu werden, um Widerstandskraft gegen ihre schlimmen Auswirkungen zu erwerben. Die meisten von uns waren anderer Meinung. Wir hätten es für besser gehalten, wenn das Kind hier geblieben wäre, beschützt. Aber da waren … andere, von außerhalb, die sie überzeugten, es zu versuchen. Als der Säugling eines Adligen tot zur Welt kam, hat die Hebamme, die eine der Unsrigen war, Alis … an seiner Stelle in die Wiege gelegt, ohne dass es die normalen Eltern bemerkten.«
    »Ein Wechselbalg«, murmelte ich. »Ihr sagt, Alis ist ein Wechselbalg?«
    Die Frau nickte, und in mir flackerte Begreifen auf. Alis' Eltern hatten sie hinaus in die sterbliche Welt geschickt, in der Hoffnung, dass die Konfrontation mit der Quelle ihres Leides und ihrer Qual ihr dabei helfen würde, sie irgendwie unter Kontrolle zu bekommen. Nur dass sich diese Hoffnung nicht erfüllt hatte.
    »Es hat nicht funktioniert«, sagte ich. »Dort draußen zu leben hat sie nicht stark gemacht. Es bringt sie um. Wer waren diese Leute, die Alis' Eltern davon überzeugt haben, sie nach draußen zu schicken?« Ich ballte die Fäuste. »Wer waren sie?«
    Die Elfenfrau schüttelte den Kopf. »Die Zeit wird knapp«, sagte sie, und ich wusste nicht, ob sie Alis meinte oder sich selbst. »Nehmt das hier auch.« Sie gab mir ein kleines Buch, das in zerfleddertes Leder eingebunden war.
    »Was ist das?«
    »Es hat ihm gehört.« Ihr Blick glitt an mir vorbei zu dem Torbogen aus Stein, den ich durchschritten hatte. »Geht zu ihr, Marius, Ihr seid ihre einzige Hoffnung.«
    Ja, ich musste gehen. Ich stand auf und eilte zurück zum Eingang. Als ich mich dem Torbogen näherte, sah ich einen Umriss auf dem Boden.
    Es war Byron. Er lag da, den Kopf auf einem Kissen, einen Stechpalmenzweig in den Händen. Seine Augen waren geschlossen, und er schien mit einem friedlichen Gesichtsausdruck zu schlafen, aber ich wusste, dass er tot war.
    »Seine Art kann hier nicht eintreten, ohne sich in große Gefahr zu begeben«, sagte Arion. Der Türsteher stand in dem Torbogen, einen traurigen Ausdruck in den Augen.
    Ich starrte ihn an. »Aber wie …?«
    »Euer Geschick mit Schatten ist nicht so groß, wie Ihr gedacht habt. Er muss Euch gefolgt und hier eingedrungen sein, als ich nicht an der Tür war.« Arion seufzte. »Ich fürchte, er war verloren, bevor ich zurückkehren und ihn beschützen konnte.«
    Ich taumelte zurück. Was war das für ein Ort? Warum war Byron hier gestorben, während ich überlebt hatte?
    Arion drängte mich vorwärts. »Geht, Marius. Es gibt nichts mehr, was Ihr für ihn tun könntet, und die Morgendämmerung bricht herein. Ihr könnt hier nicht gehen, solange es Tag ist.«
    Diese Worte ergaben keinen Sinn. Als ich die Schenke gefunden hatte, war gerade der Abend hereingebrochen. Ich hatte mich hier nur wenige Minuten lang aufgehalten. Aber bevor ich protestieren konnte, stieß mich Arion aus der Tür, und ich stolperte auf die Straße.
    Im Osten stieg rosafarbenes Licht den Horizont hinauf. Ich hörte eine Tür hinter mir zuschlagen, aber als ich mich umdrehte, starrte ich auf eine glatte Ziegelwand. Es gab keine rote Tür, kein grünes Schild. Aber das Gefäß und das Buch in meinen Händen waren real. Ich wollte mich abwenden, und da sah ich ihn. Byrons Leiche lehnte an der Wand, sein Gesicht war leblos und schneeweiß. Er hielt noch immer den Stechpalmenzweig in den Händen.
    Ich hätte etwas wegen ihm unternehmen sollen, aber ich wusste, dass die Sucher ihn finden würden, dass sie sich um die Ihren kümmerten. Ich schob Buch und Gefäß in meinen Umhang und eilte los.
    Als ich das Anwesen der Faradays erreichte, war es später Vormittag. Ich fürchtete, wieder am Tor abgefangen zu werden, und ich war bereit, jeden niederzuschlagen, der sich mir in den Weg stellte, ganz egal, wie viele es sein würden. Aber als ich mich dem Tor näherte, stand da nur Rebecca. Sie trug ein schwarzes Kleid.
    »Marius«, sagte sie und griff nach mir, und einen Augenblick lang hatte es den Anschein, als funkelte Trauer in ihrem Blick, aber als ich wieder hinsah, war er so hart wie Stein, und sie hatte die Hand zurückgezogen.
    »Versucht nicht, mich aufzuhalten.«
    Sie trat zur Seite. »Ich werde Euch nicht im Weg stehen. Dazu besteht keine Notwendigkeit. Hat Byron Euch gestern Abend nicht gefunden? Hat er es Euch nicht gesagt?«
    »Byron?« Ich bekam das Wort kaum heraus.
    Sie trat mit harter Miene an mich heran.

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