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Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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einen Fleck auf. Ich wischte damit den Staub von ihrem Grab. Dann stand ich auf und rannte aus der Kirche.
    Ich traf eine Stunde später zu Hause ein, nach Luft ringend, und es dauerte einige Zeit, bevor ich es in dem Chaos gefunden hatte, denn die Diener hatten mich schon vor Wochen verlassen, weil sie ihren Lohn nicht bekommen hatten. Schließlich fand ich es unter einem Tisch: ein kleines Buch, eingebunden in zerfleddertes Leder. In meiner Trauer hatte ich es vergessen. Jetzt nahm ich es und setzte mich an den Tisch. Meine Hände zitterten, und das starke Verlangen nach einem Schluck Whisky überkam mich – er hätte mich beruhigt –, aber ich verwarf es und schlug das Buch auf.
    Es war ein Tagebuch.
    Der Verfasser hieß Thomas Atwater, der Überschrift auf der ersten Seite nach zu urteilen, und das Tagebuch begann im Jahre 1619.
    Ich beginne mit diesen Aufzeichnungen, da ich ein neues Leben beginne, schrieb der Verfasser. Denn am heutigen Tag habe ich mich einem neu gegründeten Bund von Männern und Frauen angeschlossen, die sich selbst die Sucher nennen. Sie sind klug, neugierig und mutig. Einst waren sie Alchemisten, haben aber solche frivolen Ziele hinter sich gelassen und suchen stattdessen nach den Quellen tiefgreifenderer und wahrer Magien. Ich bin sehr aufgeregt, wo ich das jetzt hier schreibe, denn endlich habe ich die Hoffnung gefunden, wie ich mir und jenen, die wie ich sind, helfen kann …
    Aufregung erfasste mich bei diesen Worten, denn die schwungvolle Handschrift, in der sie geschrieben waren, war mir vertraut. Es konnte keinen Zweifel geben: der Verfasser dieses Tagebuchs war auch der Verfasser der Briefe, die ich in den Gewölben unter dem Stiftungshaus gefunden hatte. Thomas Atwater war aus der Schenke gekommen.
    Und er war auch ein Sucher gewesen.
    Ich las weiter, Seite um Seite, aß und trank nichts, hielt lediglich inne, um mehrere Kerzen zu entzünden, als sich draußen die Nacht auf die Stadt senkte. Das Tagebuch schien mehr Seiten zu enthalten, als bei seiner Größe möglich erschien, dokumentierte die Ereignisse mehrerer Jahre, und ich kam erst im Morgengrauen zu seinem Ende. Ich legte das Buch nieder, starrte aus dem Fenster in den neu beginnenden Tag hinaus, und ich wusste, dass auch ich wieder einmal in meinem Leben neu begann. Denn was ich in dem Tagebuch gelesen hatte, hatte mich fundamental und für alle Zeiten verändert.
    Atwaters Schriften hatten viele Enthüllungen enthalten, aber vor allem eine hatte sich in meinen Verstand eingebrannt. Und es war ganz einfach: all das, wofür die Sucher standen, war eine Lüge.
    Ich blätterte das Tagebuch erneut durch und versuchte das in seinen Seiten enthaltene Wissen zu absorbieren. Der Verfasser jener ersten glücklichen Zeilen war ein ganz anderer als der ernüchterte und rachsüchtige Mann, der die letzten Seiten schrieb. Atwater hatte sich den Suchern aus Hoffnung heraus angeschlossen – der Hoffnung, dass ihre Untersuchungen außerweltlicher Magie eine Möglichkeit enthüllen würden, seinen Artgenossen in der Schenke zu helfen, jenen Menschen, die von Elfen abstammten, um ihr Leiden zu lindern, das durch ihr Leben auf dieser Welt verursacht wurde.
    Aber so endete es nicht.
    Thomas war der Sohn einer Magd, die in der Schenke gearbeitet hatte, eine Frau, die von einem Sterblichen böse ausgenutzt worden war – ein junger Lord hatte ihr versprochen, ihr ein neues Leben zu geben, und sie in die Gosse verstoßen, nachdem er sie erfolgreich entjungfert hatte. Sie starb, zermalmt von der Last dieser Welt, so wie es den Schenkengästen oft erging, und Atwater wurde vom Besitzer der Schenke, Quincy Greenfellow, großgezogen, dem Vater von Sadie und ihren Brüdern.
    Quincy Greenfellows Vater hatte die Schenke eröffnet, in dem Dorf Brixistane südlich von London, als Zufluchtsort für jene, die wie er waren – die die Last dieser Welt als zu schwer empfanden. Im Laufe der Zeit hörten Menschen, die Greenfellow ähnelten, durch Gerüchte von der Schenke, und als sie dort zusammenkamen, ergründeten sie langsam Stück für Stück, warum sie anders waren. Sie kannten nicht ihre volle Geschichte, aber sie wussten, dass sie von Wesen abstammten, die keine Menschen waren – Wesen, die von anderen Menschen als Elfen bezeichnet wurden.
    Am Anfang zog die Schenke außer jenen, die nicht ganz menschlich waren, noch andere an. Sie wurde auch der bevorzugte Ort von Möchtegernzauberern und von jenen, die die dunklen, geheimen und

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