Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
Was war ich doch für ein Narr. Ich hatte mich in allem geirrt.
    »Es ging gar nicht um dich, Alis«, murmelte ich. Schiere Qual brannte in mir, noch heißer als das Blut, das ich getrunken hatte. »Es ging gar nicht um dich … es ging um mich.«
    »Was meint Ihr, Marius?«
    Ich schaute auf. In meiner Verzweiflung hatte ich ihre Schritte auf dem Teppich nicht gehört. Sie stand in der Tür zur Bibliothek, in Rot gekleidet, ein hämisches Grinsen auf den Lippen.
    »Rebecca«, krächzte ich. »Was tut Ihr denn hier?«
    Sie kam hereingerauscht. »Das Gleiche könnte ich Euch fragen. Das hier ist wohl kaum eine Höhle in den Highlands. Ich hatte das Gefühl, dass Ihr etwas im Schilde führt, Marius. Ihr habt bei Eurer Abreise so geheimnisvoll getan, also entschied ich mich, Euch zu folgen und herauszufinden, was Ihr vorhabt. Ich hoffe, es stört Euch nicht, dass ich mich selbst reingelassen habe, aber von Euren Dienern ist keine Spur zu entdecken, also habe ich …«
    Sie keuchte auf. Sie stand jetzt ein paar Schritte weit in dem Raum, und jetzt starrte sie mich an.
    »Bei den Göttern, Marius. Was ist mit Euch geschehen?«
    Ich lächelte trotz meiner Furcht. »Ich glaube, jetzt wisst Ihr, warum die Diener geflohen sind.«
    Sie schüttelte bloß den Kopf, trat einen Schritt zurück. Ich stand auf.
    »Ich bin jetzt wie sie, Rebecca.«
    »Wie wer?«, sagte sie, schüttelte den Kopf, nur um dann einen Augenblick später zu sagen: »Die Philosophen.«
    »Ja.«
    Sie riss die Augen auf. »O Marius«, stöhnte sie und streckte eine Hand nach mir aus. Vielleicht war es eine Geste des Flehens, der Vergebung. Auf ihrem Gesicht zeigte sich eine Weichheit, die ich dort nicht mehr gesehen hatte, seit wir ein Liebespaar gewesen waren.
    Rebecca verdrehte die Augen, ihre Arme wurden schlaff, sie sackte zu Boden. Ein Dolchgriff ragte aus ihrem Rücken. Noch während ich zu begreifen versuchte, schoben sich drei schwarz gekleidete Gestalten in den Raum.
    »Warum?« Ich erstickte förmlich an dem Wort.
    Die beiden Männer schoben die Kapuzen ihrer Umhänge zurück, die Frau hob den Schleier von ihrem Gesicht. Sie blickten mich mit gelassenen goldenen Augen an.
    »Unsere Art darf nie gesehen werden«, sagte die Frau.
    Ich kniete neben Rebecca nieder, tastete nach ihrem Herzschlag, aber da war keiner. Ich schaute zu ihnen hoch. »Aber sie hat euch nicht gesehen.«
    »Nein«, erwiderte die Frau. »Sie hat Euch gesehen, Marius.« Sie warf den Männern einen Blick zu. »Gabriel, Arthur, lasst mich allein – ich möchte das machen, wenn ich darf.«
    Die Männer nickten und gingen. Sie trat an den Schreibtisch und strich mit einer behandschuhten Hand über das Buch.
    »Ah«, sagte sie. »Albrechts Tagebuch.«
    Ich stand auf und wandte mich von Rebeccas Leiche ab. Ich wollte um sie weinen, konnte es aber nicht. »Ihr habt sie vor all diesen Jahren geschickt, um es zu holen, oder? Rebecca und Byron. Aber ich habe es vor ihnen versteckt.«
    »Nein, wir haben sie geschickt, um Euch zu holen.« Mein schockierter Gesichtsausdruck ließ sie lachen. »Seid nicht so überrascht, Marius. In diesem Tagebuch, das Ihr gelesen habt, steht nichts, das wir nicht bereits wissen. Als Adalbrecht schwach wurde, hat er uns alles anvertraut. So sehr er uns auch verraten wollte, am Ende konnte er es nicht. Wir sind miteinander verbunden, durch das Blut, das wir getrunken haben. Es erkennt sich in jedem von uns, und es erkennt seine Art, und es hindert uns daran, denen einen Schaden zuzufügen, in dessen Adern es fließt. Ihr müsst also verstehen, so sehr es mich auch danach gelüstet, einen der anderen von Zeit zu Zeit zu erwürgen, ich kann es nicht.«
    Ihre Worte entsetzten mich, denn ich spürte, dass es die Wahrheit war. »Aber was seid ihr wirklich?«
    Ihr Blick richtete sich auf mich. »Ihr wisst nicht, was wir sind? Und was Ihr seid, Marius?« Sie klopfte auf das Tagebuch. »Ich glaube, Ihr wisst es doch.«
    Ich dachte an die Kopfschmerzen, die mich im Laufe der Jahre immer häufiger heimsuchten. Aus meiner Jacke zog ich das Silbertuch, das ich so lange bei mir getragen hatte. Es schimmerte leicht im grauen Licht. »Ich bin wie sie. Die Leute aus der Schenke. Ich bin wie Thomas Atwater. Wie Alis.«
    »Das wart Ihr.« Sie hob die leere Phiole. »Jetzt seid Ihr wie wir.«
    Ich schloss die Augen, dachte an alles, was ich im Tagebuch meines Masters gelesen hatte, versuchte zu begreifen. Er hatte seine Reise nach Kreta mit den anderen beschrieben, wie sie die

Weitere Kostenlose Bücher