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Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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nahm einen Schluck Tee, als hätte er den giftigen Unterton in ihren Worten nicht wahrgenommen. »Darum war Geheimhaltung in meinen Kontakten zu Ihnen auch so entscheidend, Deirdre. Ich konnte vor den Philosophen nicht verbergen, dass Sie mit einem von uns Kontakt hatten. Aber so lange Sie nicht wussten, mit wem von uns Sie kommunizieren, konnten die anderen es auch nicht wissen. Und da Phoebe – und zweifellos die meisten anderen auch – solche unerlaubten Helfer unter den Suchern hat, würde es niemand wagen, sich zu viel Mühe zu geben, um herauszufinden, mit wem Sie Kontakt haben, um ihre eigenen Helfer nicht auffliegen zu lassen.«
    »Was sind sie doch nur für ein vertrauensseliger Haufen«, sagte Deirdre und machte keine Anstalten, die Ironie in ihrer Stimme zu verbergen.
    Marius lachte. »Oh, wir sind eine perfekte Familie, wirklich. Wir verabscheuen einander, und wir hätten uns schon vor Jahrhunderten gegenseitig umgebracht, wären wir nicht alle aneinander gebunden.«
    »Aber jetzt haben Sie ja mich, um die Drecksarbeit für Sie zu tun.«
    Er sah sie nicht an, sondern schaute aus dem Fenster in den sich seinem Ende neigenden Tag hinaus. »Sie sind nahe dran, Deirdre. Sie haben seit Jahrhunderten nach dem Stein der Weisen gesucht. Ihr Verlangen danach ist übermächtig. Und jetzt ist er in ihrer Reichweite.«
    »Unsterblichkeit«, hauchte Deirdre. »Davon sprechen Sie doch, oder? Stein der Weisen ist bloß die Bezeichnung, die Alchemisten einer Substanz gegeben haben, die Perfektion und Unsterblichkeit verleiht.«
    »Ja, wahre Unsterblichkeit – wie sie die Schläfer haben.« Seine Lippen verzogen sich angewidert. »Wenn wir nicht mindestens jedes Jahrzehnt einen Schluck von ihrem Blut trinken, würden wir hinfällig und sterben. Wir sind auch nicht wirklich vor dem Tod geschützt. Krankheit und Alter können uns nichts antun, aber wir können ermordet werden. Doch die Schläfer sind perfekt. Sie verwesen nicht, bleiben aber wunderschön. Und wenn sie verwundet werden, heilen ihre goldenen Körper auf der Stelle. So wollen die anderen auch sein.«
    »Und Sie nicht?« Deirdre konnte eine gewisse Häme nicht unterdrücken.
    »Nein«, sagte er und erwiderte ihren Blick. »Ich nicht.«
    Es gab keinen Grund, ihm zu glauben. Er hatte sich länger als drei Jahre hinter Geheimnissen verborgen, sie für seine Zwecke manipuliert. Und trotzdem glaubte sie ihm.
    »Sie wollen verhindern, dass sie sie bekommen«, sagte sie. »Sie wollen sie daran hindern, nach Eldh zu reisen und herauszufinden, was die Schläfer unsterblich gemacht hat. Sie wollen verhindern, dass sie Orú finden.«
    Die Veränderung kam plötzlich. Das höfliche Benehmen, die gemächlichen Bewegungen waren wie weggewischt. Er stellte seine Tasse mit einem Knall ab, ballte die Faust und hieb auf die Stuhllehne. »Sie verdienen es nicht! Sie sind Narren und Teufel, sie haben das ewige Leben nicht verdient. Das hat keiner auf dieser Erde. Und wenn jemand es je verdient hätte, dann war es …«
    Er sprach den Namen nicht aus, aber sie wusste, von wem die Rede war. Alis.
    Sie antwortete nach einem langen Augenblick. »Das war der Name von Travis' Schwester, wussten Sie das? Alice. Er hat sie mehr als alles andere geliebt. Sie starb als junges Mädchen. Er gab sich die Schuld daran. Er hat sich das lange Zeit nicht verzeihen können. Aber dann …« Sie lächelte bei dem Gedanken an Travis. »Dann hat er es getan.«
    Marius lehnte sich zurück; sein Zorn war verflogen, ein heimgesuchter Ausdruck lag in den goldenen Augen. »Ich weiß«, sagte er leise. »Ich weiß.«
    Deirdre verspürte keine Ehrfurcht mehr. Marius war ein Philosoph; er war über dreihundert Jahre alt. Aber er war noch immer ein Mann, und nach der Lektüre des Tagebuchs hatte sie den Eindruck, ihn zumindest ein kleines bisschen zu kennen.
    »Sie sagen mir noch immer nicht die ganze Wahrheit, warum Sie Ihre Identität geheim gehalten haben«, sagte sie und wusste, dass da wieder ihr Weises Ich sprach. »Ich kann verstehen, dass Sie sicher sein mussten, dass keiner der anderen Philosophen wusste, mit wem von ihnen ich Kontakt hatte, aber das hätte Sie nicht daran hindern müssen, mich das Tagebuch lesen zu lassen. Ich glaubte, mittlerweile wissen Sie, dass ich ein Geheimnis bewahren kann, und Sie hätten es mir ohne ihr Wissen geben können. Also warum haben Sie mir die Wahrheit über die Sucher nicht früher mitgeteilt?«
    Er fixierte sie. »Aber begreifen Sie denn nicht? Ich konnte

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