Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht
Ihnen die Antworten auf diese Geheimnisse nicht einfach so geben. Sie sind clever, Deirdre, und Sie verfügen über eine ausgeprägte Intuition. Ich wusste, dass Sie nur ein paar Hinweise brauchten, um die Antworten selbst zu finden. Und dabei habe ich gehofft, dass Sie die Mysterien lösen würden, für die ich all diese Jahre keine Lösung finden konnte.«
Deirdre umklammerte die Stuhllehnen. »Sie meinen, so wie Sie Alis Faraday beobachtet und sich gefragt haben, ob sie ihre außerweltliche Herkunft selbst herausfinden würde?«
Das waren scharfe Worte, und sie konnte sehen, wie sehr sie ihn trafen, aber sie entschärfte ihren Ton nicht. »Sie haben mich benutzt, Marius. Sie haben mich benutzt, so wie sie Alis benutzt haben – so wie sie Sie benutzt haben. Und ich hätte dabei getötet werden können. Das wäre auch beinahe ein paarmal geschehen. Aber Sie haben mir die Wahrheit trotzdem vorenthalten. Warum?« Ihre Stimme hob sich. »Was haben Sie gehofft, dass ich herausbekomme?«
»Die Antwort auf alles.«
Sie stieß ein Keuchen aus. »Was?«
Er beugte sich vor, ein leidenschaftliches Funkeln in den goldenen Augen. »Deirdre, sie warten auf etwas. Die Schläfer. Seit über dreitausend Jahren liegen sie im friedlichen Schlummer in ihren Sarkophagen, die Augen geschlossen, die Arme über der Brust gekreuzt, die Haut so glatt wie poliertes Gold.«
Als er sprach, war es, als könnte sie die Schläfer in seinen Augen widergespiegelt sehen. Sie beugte sich selbst vor, ihr Gesicht näherte sich dem seinen.
»Phoebe und die anderen, sie glauben, dass der Schlaf der Sieben ewig ist. Ich bin da anderer Meinung. Ich glaube, sie warten einfach auf den Augenblick, an dem sie erwachen. Und ich glaube, dieser Moment wird bald eintreffen.«
»Das Perihel«, sagte Deirdre und begriff wieder einmal einen Zusammenhang, den sie vielleicht besser hätte nicht begreifen sollen. »Sie glauben, sie warten auf das Perihel.«
Er sah sie enthusiastisch an. »Ja. Seit Jahrhunderten studiere ich die Symbole auf der Wand der Gruft, wo wir sie gefunden haben. Die Tontafel, deren Foto ich Ihnen gegeben habe, haben wir dort gefunden. Die anderen überließen mir die Übersetzung der Symbole, denn das war die Arbeit meines Masters gewesen, und der Rest von ihnen war von einer so mühsamen Arbeit gelangweilt. Durch die Inschriften in der Gruft habe ich viel über die Schläfer erfahren. Und ich war begeistert, dass meine Erkenntnisse von Ihren Berichten bestätigt wurden, die, in denen Sie die Geschichte von Morindu beschrieben, wie sie diese Vani erzählt hat. Ich wusste, dass meine Theorie richtig ist – dass die Schläfer tatsächlich von der anderen Welt gekommen sind und dass sie auf den Zeitpunkt warten, an dem sie zurückkehren können.«
Deirdre versuchte das zu verarbeiten. Marius' Geschichte machte Sinn. Die Sieben waren gezwungen gewesen, aus Morindu zu fliehen, nachdem sie die Stadt unter den Wüstensand versenkt hatten; sicherlich hatten sie geplant, eines Tages in ihre Heimat zurückzukehren. Und jetzt nahte dieser Tag. Das Perihel trat ein; seit langem vergrabene Dinge kamen ans Licht des Tages.
»Aber sie müssen doch nicht auf das Perihel warten, um nach Morindu zurückkehren zu können«, sagte sie laut. »Sie könnten den Steinbogen benutzen – das Tor.«
Marius schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass sie bloß darauf warten, nach Hause zurückkehren zu können. Dem zufolge, was ich in der Gruft entschlüsselt habe, glaube ich, dass die Schläfer erwachen werden, wenn sich die Welten einander ausreichend genähert haben.«
»Und was werden sie dann machen?«
»Mein Master glaubte, sie würden eine Art Transmutation suchen.«
»Sie meinen so wie in der Alchemie?«
»Ja, in gewisser Weise. Ich glaube, die Schläfer wollen etwas transmutieren. Aber was das ist und in was sie es verwandeln wollen, das haben mir die Inschriften nicht verraten. Die Symbole geben auch keinen Hinweis, mit welchem Katalysator die Sieben diese Verwandlung durchführen wollen.«
Deirdre hatte die Alchemie in ihren Anfängen als Sucherin studiert; bei der Herkunft der Organisation war das so etwas wie eine Voraussetzung gewesen. Sie rief sich ins Gedächtnis, was sie gelernt hatte. »Der Katalysator – das ist etwas, das einem Grundbestandteil erlaubt, sich in einen Zustand der Perfektion zu verwandeln. Aber der Katalysator selbst wird von der Verwandlung nicht betroffen. Er ist wie …«
»Wie der sagenhafte Stein der
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