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Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Weisen, ja. Der Katalysator ist das Ding, das den Philosophen wahre und perfekte Unsterblichkeit bescheren wird. Aber dabei wird der Katalysator selbst unverändert bleiben.«
    Deirdre dachte darüber nach. Orús Blut konnte eine Verwandlung bewirken; ein einzelner Tropfen hatte Travis in einen Zauberer verwandelt. Aber wie viel davon hatten die Sieben von Orú getrunken? Sicherlich eine ganze Menge. Welche Verwandlungen konnte das bewirken? Aus irgendeinem unerfindlichen Grund murmelte sie die letzten Worte eines Liedes und summte es schließlich. »Dann, nach Feuer und Staunen, enden wir wieder dort, wo alles begann.«
    Marius stand auf. »Was heißt das?«
    Sie hob den Kopf. »Das ist ein Lied der anderen Welt. Eine Kopie davon wurde unter James Sarsins Papieren …«
    »Ja, ja, ich kenne das Lied. Ich habe es viele Male gelesen.« Sein Blick schien so schneidend wie ein goldenes Messer zu sein. »Aber warum singen Sie es jetzt?«
    Ihr Nacken kribbelte. Ihr Unterbewusstsein hatte eine Verbindung hergestellt, die ihr Bewusstsein noch nicht erkannt hatte. Worum handelte es sich? Sie lehnte sich zurück, dachte laut nach. »Es war der Begriff Feuer und Staunen, der mich über die Computerdatei stolpern ließ. Das Mädchen in Schwarz – das Kind Samanda – befahl mir, danach zu suchen. Nachdem ich die Zugangsberechtigung Echelon Sieben erhielt, suchte ich nach diesen Worten, und es fand sich eine Datei, eine Archivdatei über das Jahr, in dem Sie gestorben sind.« Sie zuckte zusammen. »Oder zum Philosophen wurden, wie ich vermute. Aber die Datei wurde gelöscht, bevor ich sie öffnen konnte.« Sie schaute zu ihm hoch. »Was enthielt diese Datei eigentlich?«
    »Meinen letzten Bericht als Sucher«, sagte er und winkte geringschätzig ab. »Alles, was er enthielt, stand auch in dem Tagebuch, nur ausführlicher.«
    Sie nickte. Kein Wunder, dass die Philosophen nicht gewollt hatten, dass sie sie las. »Paul Jacoby konnte die Wörter Feuer und Staunen auf dem Steinbogen identifizieren. Sie erinnerten mich an die gelöschte Datei, und der Name der Datei führte mich zu Ihnen und diesem Ort.«
    Marius schritt nun vor dem Feuer auf und ab, schüttelte das Haar wie ein Löwe seine Mähne. »Das alles weiß ich. Aber warum haben Sie es jetzt gesungen? Das ist Ihr Instinkt. Sie haben einen Zusammenhang gefunden, oder?« Er blieb stehen, ergriff ihre Stuhllehnen und beugte sich vor, bis sein Gesicht nur noch Zentimeter von dem ihren entfernt war. Er roch scharf, wie ein Blitz. »Was ist es? Was hat Ihr schlauer Verstand zusammengefügt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich …«
    »Sie wissen es, Deirdre. Was ist es? Was haben Sie gedacht?«
    Die Worte sprudelten aus ihr heraus. »Das Lied – es ist bloß so, dass es dem ähnelt, was Sie über den Katalysator gesagt haben. Wie alles am Ende so ist, wie es war, unverändert.«
    Er stieß sich von dem Stuhl ab. »Singen Sie es«, befahl er. »Alles.«
    Sie fürchtete, sich nicht mehr an die Worte erinnern zu können. Aber sie kamen mühelos über ihre Lippen, und sie sang mit zitternder Stimme.
    »Wir leben unser Leben, als wär's ein Kreis,
wir wandern drauflos und voraus.
Dann, nach Feuer und Staunen,
enden wir wieder dort, wo alles begann.
 
Ich reiste südwärts,
im Süden weinte ich.
Dann reiste ich nordwärts,
dort, ich vergaß es nie, lachte ich.
 
Eine Zeit lang verweilte ich
im östlichen Lande des Lichts,
bis ich weiter nach Westen reiste
allein in schattenerfüllter Nacht.
 
Zur Frühlingszeit ward ich geboren,
im Sommer wurde ich stark.
Aber der Herbst dämpfte mein Augenlicht,
damit ich den langen Winter schlief.
 
Wir leben unser Leben, als wär's ein Kreis,
wir wandern drauflos und voraus.
Dann, nach Feuer und Staunen,
enden wir wieder dort, wo alles begann.«
    Die letzte Strophe verklang. Marius ging wieder auf und ab, eine Faust an die Brust gedrückt; er murmelte das Lied. Schließlich blieb er stehen und sah sie an. »Was bedeutet es?«
    In ihrem Hinterkopf flackerte Verstehen auf, aber jedes Mal, wenn sie danach griff, entzog es sich ihr wieder. »Ich nehme an, es geht um Anfänge und darum, wie Dinge enden. Und dass sie vielleicht das Gleiche sind.«
    Aber das würden sie nicht mehr sein, oder? Nicht, wenn die Risse im Kosmos weiter wuchsen. Nicht wenn Wissenschaftlerinnen wie Sara Vorhees Recht behielten und die Risse das Ende des Universums bedeuteten – aller vorstellbaren Universen. Dann würde es weder ein Ende noch neue

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