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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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eintreffen. Ich rechne mit etwa zehn Tagen.«
    »Darf ich es wagen, nach den Aufgestiegenen zu fragen?«
    »Von denen habe ich noch nichts gehört. Wir beobachten den Himmel und die Signalmasten, ob wir Nachrichten bekommen, haben bisher aber nichts Neues erfahren. Wir müssen annehmen, dass sie hierher geschickt werden, weil Estorr inzwischen weiß, wo der größte Angriff zu erwarten ist.« Cartoganev zuckte mit den Achseln. »Wir wissen nur nicht, wann sie eintreffen.«
    »Wundervoll«, sagte Davarov. »Doch wir sollten uns auf das konzentrieren, was wir haben, statt uns über das zu sorgen, was uns fehlt. Uns bleiben höchstens noch zehn Tage, bis die Feinde hier sind. An die Arbeit.«
     
    Herine Del Aglios hatte seit vier Tagen kaum ein Wort mit irgendjemandem gewechselt. Sie hatte sich in ihre Gemächer zurückgezogen und außer Vasselis und Tuline niemanden eingelassen. Diese beiden spürten sehr deutlich, dass Herine nicht mehr fähig war, das Land zu regieren. So traf sich Vasselis zunächst allein mit dem Rat der Sprecher.
    Die Sonne segnete Estorr, doch die Wärme konnte keine Freude spenden. Da die Belagerung nun schon den fünften Tag andauerte, wurden die Vorräte im Palast knapp. Schon vom ersten Tag an hatten sie trotz der Fülle ringsum alles streng rationiert. Vasselis war nichts anderes übrig geblieben, denn er hatte keine Ahnung, wie lange die Belagerung dauern konnte. Nun hatte er aber wenigstens die Gelegenheit, mit den Vertretern des Ordens zu verhandeln.
    Sie saßen in einem Audienzzimmer, das die Advokatin besonders gern mochte. Es lag im höchsten Stockwerk des Palasts, war von Licht durchflutet und voller Bilder, die von Estorrs Ruhm kündeten. Vasselis hatte den Raum absichtlich gewählt, weil Herine in einer angenehmen Umgebung mit dem Rat sprechen sollte. Tuline war jetzt bei ihr und versuchte, sie davon zu überzeugen. Vasselis wagte noch nicht zu hoffen.
    »Es freut mich, dass Ihr gekommen seid«, begrüßte er die Priester, als sie alle im warmen Sonnenlicht, das durch die offenen Fensterläden hereinfiel, an einem runden Tisch saßen.
    »Euer Tisch ist nicht so reich wie sonst gedeckt«, erwiderte der Sprecher der Winde.
    »Wenn Ihr am ersten statt am fünften Tag der Belagerung gekommen wärt, hätte ich Euch vielleicht etwas anbieten können. Wie die Dinge jetzt stehen …«
    Der Sprecher der Erde lächelte nachsichtig. »Diese Situation lässt sich leicht beheben.«
    »Aber sicherlich nur zu Euren Bedingungen«, erwiderte Vasselis.
    Der Priester schnüffelte. »Wird auch das Parfüm knapp?«
    »Nein, Sprecher der Erde. Nur das Wasser zum Baden. Zu trinken und zu essen haben wir noch für geraume Zeit.«
    »Aber Ihr habt Euch da doch in eine sehr lächerliche Situation manövriert«, schaltete sich der Sprecher der Meere ein. »Die Gottesritter sehen sich gezwungen, den Palast der Advokatin zu belagern? Wie konnte es nur so weit kommen?«
    »Ich vermute, es gibt dazu sehr unterschiedliche Ansichten«, erwiderte Vasselis vorsichtig. »Aber wir sind nicht hier, um dies zu diskutieren. Wir müssen jetzt vor allem eine Lösung für die Krise finden. Alle stimmen darin überein, dass es verhängnisvoll für Estorr und die Konkordanz wäre, wenn es so weitergeht. Beide Seiten haben Fehler begangen, und wir müssen einen Kompromiss finden, der es uns erlaubt, die Konkordanz vor der Invasion zu retten. Estorr muss evakuiert werden.«
    »Fehler?« Der Sprecher des Feuers beugte sich vor. Er war ein beeindruckender Mann, seiner verstorbenen Kanzlerin sehr ähnlich. Er hatte ein schmales Gesicht mit tief eingesunkenen Augen, mit denen er sein Gegenüber wie mit Dolchen durchbohren konnte. »Auf Befehl der Advokatin ist ein Massenmord geschehen, den die Aufgestiegenen in diesem Palast ausgeführt haben. Sie und die Aufgestiegenen müssen uns übergeben und öffentlich vor Gericht gestellt werden. Das ist unsere Position, die sich nicht verändern wird.«
    Vasselis spreizte die Finger und lächelte leicht. »Damit habe ich natürlich gerechnet. Allerdings ist diese Forderung unerfüllbar. Falls es überhaupt zu einem Verfahren kommt, dann nur nach den ordentlichen Regeln und nicht in einer Situation wie dieser. Hebt die Belagerung auf, und wir können die Lage in einem offenen Forum diskutieren.«
    Der Sprecher der Winde schüttelte den Kopf. »Wir werden nicht verhandeln, und Ihr seid nicht in der Position, irgendetwas zu verlangen. Liefert die Schuldigen aus, sonst wird die Belagerung

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