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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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war sie aus blendend weißem Stein, der allwöchentlich gereinigt wurde. Ein mächtiges Torhaus schützte die drei Tore in der Mitte. Daran schloss sich ein Innenhof an, der ringsherum von den Mauern her unter Beschuss genommen werden konnte. Jeder Offizier, der durch diesen Engpass ritt, stellte sich unwillkürlich vor, wie es hier dem Feind ergehen mochte.
    Davarov mochte die Festung am Tor. Genau genommen lag sie noch auf neratharnischem Gebiet, war jedoch nach atreskanischen Entwürfen errichtet worden. Die Steinmetzarbeiten an den Türmen zeigten Tiermotive. Auf den zementierten Wänden, in Nischen und auf den Toren waren atreskanische Helden abgebildet. Die Worte auf den Rahmen der Tore waren Treueide für das große Land, das Juwel der Konkordanz. Dies war das Tor zur alten Konkordanz und ein Willkommensgruß an die neue.
    Auf allen Türmen und auf zweihundert vor dem Wall aufgestellten Masten wehten Flaggen. Die Ingenieure hatten versprochen, dass kein Geschütz diese Tore oder den Wall zu brechen vermochte. Davarov konnte sich nicht recht über die Aussicht freuen, dass diese Behauptung jetzt auf die Probe gestellt werden sollte. Dennoch war er geneigt, ihnen zuzustimmen.
    Der wahre Grund, warum Davarov sich den Mauern schaudernd näherte, waren die Erinnerungen, die in diesem Augenblick stärker waren als die Realität. Er musste an den Gewaltmarsch denken, den sie vor einem Jahrzehnt durch Atreska unternommen hatten. Die dunkelste Stunde in der Geschichte der Konkordanz, als nur Roberto Del Aglios’ Willenskraft sein Heer zusammengehalten und die Kämpfer überzeugt hatte, dass sie die Tsardonier zurückwerfen konnten, damit diese sich wieder in ihren Löchern verkrochen.
    Davarov hätte nie gedacht, dass er noch einmal zum Kämpfen würde hierher zurückkehren müssen. Wenn er die verzweifelten und verstörten Menschen auf der Ebene betrachtete, konnte er sich lebhaft an das zerstörte Land erinnern, das er nach dem Einfall der Tsardonier vorgefunden hatte. Die erschöpften Truppen der Konkordanz waren die letzten paar hundert Schritte bis zur Grenze über gefrorene Erde marschiert, die mit Blut, Toten und den weggeworfenen Habseligkeiten vieler Menschen bedeckt gewesen war. Wegen dieser Erinnerungen schauderte er und wünschte sich, die Welt wäre nicht so, wie sie war.
    Cartoganev war vorausgeritten und befand sich schon einen halben Tag an der Juwelenmauer, um die Stärke der Besatzung zu überprüfen und den höheren Offizieren zu erklären, was auf sie zukam. Die Ankunft Davarovs und seiner Legionen hatte die Hoffnungen der Vertriebenen und Hoffnungslosen geweckt, die vor den großen Toren warteten. Jubelrufe waren laut geworden, als die Kämpfer durch die Tore, die sich hinter ihnen sofort wieder geschlossen hatten, in den weiten Innenhof marschiert waren.
    Davarov hatte seinem Schwertmeister und dem Rittmeister den Befehl über seine Legionen übertragen und sah ihnen hinterher, wie sie zu ihren vorgesehenen Lagerplätzen abzogen. Dann trottete er die Rampe zum Wall und zur Festung hinauf. Cartoganev befand sich wahrscheinlich in einem tiefer liegenden Verwaltungsgebäude, doch Davarov wollte sich zunächst selbst umsehen, ehe er sich über die Mannschaftsstärken unterrichten ließ.
    Er erwiderte die Grüße aller Kämpfer, denen er begegnete, und stieg bis zum höchsten Punkt der Barriere hinauf, einer Geschützstellung oberhalb des Tors. Hier war Platz für dreißig Onager, doch die Stellung war nur zur Hälfte besetzt. Weit entfernt im Osten entdeckte er eine Staubwolke. Feinde und Flüchtlinge, die sich näherten. Es mussten Tausende sein. Er und seine Offiziere hatten manch einen bewegen können, in die weiten Ebenen zu fliehen, doch viel zu viele waren das Risiko eingegangen, den Legionen zu folgen.
    Davarov unternahm einen kleinen Rundgang. Die Mauer und die Flaggenmasten erstrahlten in der Nachmittagssonne. Der Kalkanstrich war sauber, und das Metall und die hölzernen Geländer waren gewissenhaft poliert. So weit er in beide Richtungen blicken konnte, waren Patrouillen unterwegs. Auf dem Versorgungsweg, der hinter dem Wall angelegt war, ratterten Wagen mit Vorräten, Wasser und Munition zwischen den Wachtürmen hin und her. Jede halbe Meile führte eine gemauerte Rampe zum Wall hinauf. Überall herrschte reges Treiben, und etwa an der Hälfte der verfügbaren Positionen standen Geschütze.
    Davarov betrachtete die Reihen der Zelte. Dort wuchs eine provisorische Stadt, doch die meisten

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