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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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fortgesetzt.«
    »Wir wollen doch nicht gleich so aggressiv werden«, sagte Vasselis. »Jeder in diesem Palast wünscht sich, die jüngsten Ereignisse hätten nie stattgefunden. Die Morde an Unschuldigen in diesen Mauern und außerhalb. Der Tod von Felice Koroyan. Keiner von uns ist ohne Schuld.«
    »An unseren Händen klebt kein Blut«, sagte der Sprecher der Winde.
    »Die Belagerung muss aufgehoben werden«, sagte Vasselis. »Ihr gefährdet damit ganz Estorr. Ihr wisst, was kommt.«
    »Wir kennen die Gerüchte, die ein einsamer Irrer im Hafen verbreitet hat. Das mag reichen, um den Bürgern Angst einzuflößen. Wir aber kennen die Lügen, die ein Aufgestiegener erzählt, um seine Haut zu retten. Wirklich, Marschall, das reicht nicht.« Der Sprecher der Erde schüttelte den Kopf. »Wie viele neue Schiffe wurden nach der Invasion der Tsardonier vom Stapel gelassen? Sollen wir wirklich glauben, irgendeine Flotte der Toten werde in den Hafen von Estorr eindringen, weil unsere Marine nicht fähig ist, uns zu verteidigen? Sie unterstehen der Advokatur, und die Flaggen, die sie setzen, und die Worte, die sie weitertragen, dienen nur einem einzigen Zweck. Wir aber kennen die Herzen der Bürger von Estorr. Sie sind lange nicht so ängstlich, wie Ihr glaubt, und lange nicht so leicht beeinflussbar, wie Ihr hofft.«
    Vasselis richtete sich auf. »Wollt Ihr mir allen Ernstes sagen, Ihr glaubt nicht, dass die Konkordanz in Gefahr ist? Erzählt Ihr Euren Gläubigen wirklich, die Gerüchte von wandelnden Toten seien Lügen, die wir uns nur ausgedacht haben, um sie bei der Stange zu halten? Mit jedem Tag, den die Bürger in der Stadt bleiben, wächst die Gefahr. Ihr müsst mir glauben. Setzt die Belagerung fort, wenn es sein muss, aber bitte schafft die Bürger aus der Stadt. Die Toten kommen.«
    Der Sprecher der Winde wedelte mit einer Hand. »Oh, wir sind sicher, dass es ein paar Grenzstreitigkeiten mit den Tsardoniern gibt, aber wann hätte es die nicht gegeben? Wir werden nicht zulassen, dass Ihr Ängste schürt, damit die Bürger Euch folgen.«
    »Nein«, sagte Vasselis und hob beide Hände. »Das überlassen wir gern dem Orden.«
    »Das ist die Reaktion, die wir von einem Sympathisanten des Aufstiegs erwartet haben«, schimpfte der Sprecher der Winde. »Wir reden hier mit Euch, aber wo ist die Advokatin?«
    »Hier.«
    Vasselis drehte sich um. Herine stand in der Tür, Tuline war neben ihr. Der Sprecher der Winde keuchte unwillkürlich, auch die anderen Priester reagierten. Arvan schob den Stuhl zurück und erhob sich, das Herz hämmerte wie wild in seiner Brust. Seine Liebe für die Advokatin, die von seinem Zorn überdeckt gewesen war, trat wieder in den Vordergrund.
    »Gott umfange mich, Herine«, sagte er.
    Auf unsicheren Beinen kam sie zu ihnen. Ihr ungekämmtes Haar lag strähnig auf ihrem Rücken und ihren Schultern, ihre Augen waren gerötet und voller Kummer. Sie trug keine Schminke und war totenbleich. Ihre Toga war voller Flecken. In den Händen hielt sie eine Pergamentrolle so fest, dass ihr die eigenen Fingernägel kleine Wunden beigebracht hatten. Sie wehrte Vasselis ab und schüttelte Tulines Hand von ihrer Schulter ab. Dann wandte sie sich an den Rat der Sprecher und runzelte die Stirn. Vasselis fürchtete, sie könnte gleich in Tränen ausbrechen.
    »Es ist nicht hinnehmbar, dass die Stadt und die Konkordanz sich selbst zerfleischen«, sagte Herine mit bebender Stimme, der die frühere Stärke völlig fehlte. »Ich werde nicht hinnehmen, dass den Bürgern von Estorr die Wahrheit und Gerechtigkeit vorenthalten werden. Ich werde nicht zulassen, dass sie der Todesgefahr ausgesetzt sind. Verbrechen sind ungestraft geblieben. Das darf nicht so weitergehen.«
    »Herine«, warnte Vasselis sie.
    Erst jetzt wandte die Advokatin sich an ihn. Obwohl ihr die Tränen in den Augen standen, lächelte sie.
    »Ich habe etwas für dich, Arvan.«
    Sie gab ihm das Dokument und küsste ihn auf die Wange.
    »Du warst immer der treueste meiner Marschälle«, sagte sie.
    Vasselis lief es kalt den Rücken hinunter. Auch Tuline war ratlos.
    »Herine, was hat das zu bedeuten?«
    »Die Bürger brauchen einen Herrscher, dem sie vertrauen können. Einen starken Estoreaner, dem sie folgen, was immer auch geschehen mag. Die Zukunft der Konkordanz muss in starken Händen liegen, und die Menschen müssen wissen, dass auch ihre Herrscher für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden. Das muss ihnen deutlich vor Augen geführt werden,

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