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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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nicht mehr zurückhalten. Die Ärztin kniete bereits hinter der Advokatin und zog sie sachte und langsam aus Tulines Armen. Inzwischen kamen auch Legionäre mit Tüchern gerannt, die den Schauplatz abschirmten, wobei sie sich taktvoll mit dem Blick nach außen aufstellten.
    Vasselis hockte sich aufs Pflaster und zog die Knie an, während die Ärztin Herine Del Aglios, die Advokatin der Estoreanischen Konkordanz, flach auf den Boden legte. In ihren Haaren klebte Blut, doch das Gesicht war unversehrt. Ihre Augen waren geschlossen, und sie wirkte ganz friedlich. Die Stille griff von ihrem toten Körper auf den Hof über, ließ die Menschen verstummen und innehalten, bis der ganze Palast schwieg.
    Die Ärztin tastete nach dem Puls, weil sie es eben tun musste, und drehte sich zu Vasselis um.
    »Die Advokatin ist tot, Marschall Vasselis.«
    Tuline saß nur da und starrte trostlos ins Leere. Vasselis nickte, legte den Kopf auf die Knie und schluchzte haltlos. Er konnte vor Kummer keinen klaren Gedanken mehr fassen und weinte lange und heftig, ohne darauf zu achten, wer ihm zuschaute. Er hoffte sogar, dass die Menschen ihn beobachteten und erkannten, wie viel die Konkordanz verloren hatte. Als jemand seine Schulter drückte und sich vor ihn hockte, hob er endlich wieder den Kopf.
    »Oh Marcus, musste es denn so weit kommen?«, sagte er.
    Vasselis wischte sich die Tränen aus den Augen. Dabei fiel ihm auf, dass er immer noch das Pergament in der Hand hielt, das Herine ihm gegeben hatte. Er entrollte es, während die Ärztin und die Pfleger sich um die Tote kümmerten und sie in saubere Decken hüllten, um sie zur Leichenhalle zu bringen. Einer von ihnen versuchte, Tuline zu trösten, die dastand wie eine Statue. Sie hatte etwas gesehen, das keine Tochter jemals mit ansehen sollte.
    Vasselis las das Dokument. Herine hatte es mit eigener Hand geschrieben. Ruhig und klar war die Schrift, ganz anders als ihr Verhalten direkt vor ihrem Tod.
     
    Mein lieber Arvan,
     
    irgendwann kommt für jeden Menschen der Augenblick, in dem er sich für seine Taten verantworten muss. Es gibt Momente, die uns selbst und alle, die wir lieben und beherrschen, bestimmen und formen. Es gibt Zeiten, in denen uns die Feinde bedrängen, worauf wir Entscheidungen treffen, die uns beinahe zu Göttern erheben oder uns aus Gottes Nähe vertreiben. Wenn ein solcher Augenblick kommt, müssen jene, die herrschen, sich für ihre Fehler verantworten, die Unschuldigen den Tod gebracht haben. Ich habe diesen Punkt erreicht und bin entehrt.
    Trauere nicht um mich, Arvan, sondern diene mir auch nach meinem Tod, wie du mir im Leben gedient hast. Um der Liebe und der Freundschaft und all der guten Dinge willen, die wir für unsere Konkordanz erreicht haben, vergiss mich nicht. Vergiss aber, was du heute gesehen hast, und unternimm sogleich den ersten Schritt, um Estorr wieder zu dem zu machen, was es sein soll.
    Mein letzter Wille und mein Befehl an dich, Marschallverteidiger Vasselis, ist dieser: Regiere die Konkordanz, bis mein Sohn nach Estorr zurückkehrt. Bewahre alles, was wir aufgebaut haben, vor denen, die es niederreißen wollen. Tu dies für mich, Arvan. Du bist hier der Einzige, dem ich vertraue. Und kümmere dich um Tuline, als wäre sie dein eigenes Kind. Ich fürchte, sie wird es nicht verstehen.
     
    Deine Advokatin und Freundin
     
    Herine Del Aglios
     
    »Ich verstehe es auch nicht, Herine«, flüsterte er. »Keiner hier versteht es.«
    »Was denn?«, fragte Gesteris.
    »Niemand versteht es, Marcus.«
    Gesteris richtete sich wieder auf und bot Vasselis eine Hand.
    »Hat sie Euch den Oberbefehl übertragen?«
    »Ja«, sagte Vasselis mit einem Blick aufs Pergament. »Bis Roberto zurückkehrt.«
    »Eine kluge Entscheidung. Ihr könnt auf meine und die unerschütterliche Unterstützung des Senats zählen, sofern er noch existiert. Auch die Truppen stehen hinter Euch, Arvan.«
    »Wir brauchen sie«, sagte Vasselis. »Wir brauchen sie alle. Das zieht sich schon viel zu lange hin, Marcus, und es darf nicht so weit kommen, dass die Stadt zerstört wird. Die Belagerung muss beendet werden, und zwar bald.«
    »Habt Ihr Vorschläge?«
    Einen Moment lang lächelte Vasselis. »Ich habe ein oder zwei Ideen. Herine hätten sie nicht gefallen, aber Ihr wisst sie vielleicht zu schätzen. Kommt mit, wir müssen mit Elise reden. Aber zuerst muss ich den Rat der Sprecher dazu bewegen, die ehrenvolle Beerdigung unserer Advokatin durchzuführen. Wir treffen uns in der

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