Die letzte Schlacht
Konkordanz und der Vertreterin des Allwissenden auf der Erde Ehre machte.
Natürlich kam Vasselis der zynische Gedanke, dass dies nur ein Trick sein könnte, weil der Orden die Stimmung der Menschen erkannte und sogar nutzte, um ihr Vertrauen zu stärken. In den nächsten Tagen sollte sich herausstellen, ob diese Einschätzung zutraf. Jedenfalls war Herine ein unrühmliches Ende erspart geblieben, und dafür musste man dem Orden danken.
Als Vasselis und Gesteris durchs Tor in den Hof ritten, kamen Stalljungen gelaufen, um die Zügel ihrer Pferde zu nehmen und ihnen beim Absteigen zu helfen. Die Kutsche fuhr weiter bis vor die Stufen des Palasts. Tuline stieg rasch aus und eilte nach drinnen.
»Wir sollten die Neuigkeit bekannt geben«, überlegte Gesteris. »Die Wachfeuer sollten schwarzen Rauch zeigen.«
»Das kann ich nicht tun«, widersprach Vasselis. »Wir müssen die Illusion aufrechterhalten, dass hier alles in Ordnung ist. Stellt Euch nur vor, welche Wirkung die Nachricht über den Tod der Advokatin auf die jetzt schon verängstigten Kräfte hätte. Wenn wir aus Neratharn die Nachricht über einen Sieg oder sonst etwas bekommen, werden wir den schwarzen Rauch zeigen.«
»Und was ist mit Roberto? Er ist jetzt der Advokat, aber er weiß es nicht.«
»Das ist auch gut so. Auf seinen Schultern ruht jetzt schon genug.«
»Ich bin nicht sicher, ob er es ebenso sehen würde.«
»Das kann ich nicht ändern, Marcus. Ich muss tun, was ich für richtig halte. Roberto wird es schon verstehen.«
Gesteris drehte sich um, als eine weitere Kutsche über das Pflaster des Innenhofs rumpelte. Auch Vasselis sah sich um. Die Karosse war mit den Abzeichen des Allwissenden geschmückt, jede freie Fläche war mit den strahlenden Farben der Elemente verziert.
»Sie haben nicht lange auf sich warten lassen«, sagte Gesteris.
»Wollen wir wetten, was sie besprechen wollen?«
Gesteris kicherte, und dann begrüßten sie gemeinsam den Rat der Sprecher.
»Wenn wir uns beide für den gleichen Sieger entscheiden, wird es keine Wette«, sagte er.
Vasselis atmete tief durch und setzte eine freundliche Miene auf. Der Innenhof füllte sich mit Infanteristen. Eine Kavallerieabteilung zog im Handgalopp durchs Siegestor. Die Gottesritter waren draußen geblieben.
»Meine Herren, willkommen«, sagte er. »Ich denke, ich spreche für alle hier auf dem Hügel, in der Stadt und sogar in der ganzen Konkordanz, wenn ich mich für eine Begräbnisfeier bedanke, die aufrichtig, voller Mitgefühl und Verehrung und insgesamt höchst angemessen war. Es wärmt mein Herz, und ich danke Euch.«
Auch Gesteris nickte wohlwollend. Der Sprecher der Winde neigte dankbar den Kopf.
»Der Allwissende wird darüber richten. In den Augen unserer Gläubigen haben die Leistungen der Advokatin ihre Verbrechen weitaus überwogen. Als Priester des Ordens beugen wir uns dem Empfinden der Menschen.«
»Und Eure persönlichen Ansichten?«, fragte Gesteris unwirsch.
Die Sprecher der Erde, der Meere und des Feuers verschanzten sich hinter dem Sprecher der Winde, als dieser fortfuhr.
»Schuldgefühle haben die Advokatin zerstört. Die Art ihres Todes war überraschend, doch er war auch eine unausweichliche Folge ihrer Taten. Jetzt weht ein kalter Wind über die Höhen der Macht, wo einst eine starke Barriere stand. Die Architekten dieser unglücklichen Lage, in der sich die Stadt befindet, sind immer noch auf freiem Fuß.«
Vasselis’ Hoffnung sank.
»Kommt mit«, sagte er. »Setzt Euch mit uns zusammen und lasst uns reden. Die Advokatin hat die Tür zu dieser Möglichkeit geöffnet. Wir wollen nicht in alte Feindseligkeiten zurückfallen.«
Der Sprecher der Winde lächelte traurig und schüttelte den Kopf.
»Das ist nicht nötig, Marschall Vasselis. Der Kopf des Untiers ist abgeschlagen, nun muss der Körper sterben. Wir werden die Aufgestiegenen jetzt mitnehmen, und falls Ihr Euch weigert, werden wir die Gottesritter schicken, um sie zu holen. Dieses Mal wird es keine Belagerung geben.«
»Wollt Ihr wirklich den Palast angreifen?« Vasselis konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. »Ihr wollt offenbar die Bürger, Eure treuen Anhänger, in einen sinnlosen und gefährlichen Konflikt hineinziehen. Ich sage es noch einmal: Wir sind von einer Invasion bedroht. Wir dürfen kein Menschenleben verschwenden. Die Gottesritter müssen die Stadt verteidigen. Die Bürger müssen fliehen.«
Der Sprecher der Winde schnitt eine spöttische Grimasse, und
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