Die letzte Schlacht
Soldaten Haltung annahmen, winkte er ab.
»Ihr habt wichtigere Dinge zu tun. Weitermachen.«
Iliev und Kashilli liefen zur Hafenseite hinüber, wo Meister Stertius und Marschall Vasselis standen. Sie blickten nach unten zu den Docks von Estorr, die kaum wiederzuerkennen waren. Als Iliev Kashillis Miene bemerkte, zog er die Augenbrauen hoch.
»Admiral Iliev«, sagte Vasselis. »Es freut mich, Euch hier zu sehen, auch wenn Ihr auf etwas ungewöhnliche Weise angekommen seid.«
»Wir wären ja zur Vordertür gerudert, aber die habt ihr wohl gerade vor ein paar Eindringlingen versperrt«, erwiderte Iliev.
Am Himmel bildete sich eine dichte schwarze Wolke aus Rauch und Asche, die von den zweihundert oder mehr brennenden Schiffen gespeist wurde. Die bisweilen in Dreierreihen hintereinander liegenden Fahrzeuge bildeten eine undurchdringliche Barriere für die Toten. Doch bald würden die Feuer ausgehen, wenn die Rümpfe der Schiffe so weit zerstört waren, dass sie sanken.
Die tsardonischen Schiffe, die bereits in den Hafen eingedrungen waren, hielten sich zurück und warteten ab. Die lebenden tsardonischen Seeleute versuchten, hier und dort die Brände zu löschen, doch die Toten standen nur herum und ließen sich von den Geschossen der Skorpione und Bailisten umwerfen. Die Geschützmannschaften betrachteten die Boote als leichte Übungsziele, während die Toten, solange ihnen kein Schuss das Rückgrat brach oder die Beine zermalmte, einfach aufstanden und ihre Plätze wieder einnahmen.
Vierzig feindliche Schiffe warteten darauf, dass sie das Ufer selbst angreifen konnten. Die Tsardonier, die nicht mit Löscharbeiten beschäftigt waren, schossen Pfeile über die brennende Barriere hinweg und verletzten oder töteten einige Verteidiger. Iliev biss sich auf die Unterlippe, denn er wusste genau, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Toten sich wieder erhoben.
Die Katapulte der Festungen schossen Steine und Bolzen in die Hafeneinfahrt und trafen eine tsardonische Trireme mittschiffs knapp über der zweiten Reihe der Ruder. Ein brennender Stein schlug durch das Holz und zerquetschte die Männer dahinter. Die Ruder flogen hoch oder splitterten, das ganze Schiff ruckte zur Seite. Aus dem Loch schoss Wasser heraus, denn der Stein war unter der Wasserlinie wieder ausgetreten. Im Bauch waren Rauch und Flammen zu erkennen.
Inzwischen waren fast alle an den Festungen vorbei, die es überhaupt schaffen konnten, und Stertius musste seine Geschütze neu ausrichten. Diese Phase des Kampfes um Estorr war fast vorbei, und bald würde die nächste beginnen. Kashilli wog seinen Vorschlaghammer in der Hand. Die Geste sagte schon genug, doch für den Fall, dass jemand sie übersehen hatte, knurrte er laut. Iliev nickte.
»Im Hafen ist Infanterie aufmarschiert, aber wird sie dem Ansturm standhalten?«, sagte er. »Sie haben nicht die richtigen Waffen, um die Toten zu bekämpfen.«
»Die Verteidiger haben keine Fluchtmöglichkeit mehr«, erklärte Stertius. »Die Toten haben im Norden und Süden die Mauern erreicht. Sie haben Leitern mitgebracht und kennen keine Furcht. Wir sollten jedoch fähig sein, sie dort zu besiegen. Wir müssen sie aufhalten, damit die Stadt nicht überrannt wird.«
»Vor den Toten haben Männer gezaudert, die tapferer sind als wir«, erwiderte Iliev. »Die Vernunft allein hilft ihnen nicht, sich diesem Feind zu stellen. Wir waren allerdings recht erfolgreich. Ich werde die Verteidigung befehligen.«
Vasselis schnaufte überrascht. »Euer Platz ist hier, Admiral. Ihr solltet von hier aus die Truppen führen. Wir brauchen Eure Erfahrung.«
Iliev schüttelte den Kopf. »Ich gehöre zu den Ocenii. Heute zählt nicht die Erfahrung, sondern nur der Mut. Der Mut und Kashillis Hammer.«
»Dann möge der Allwissende auf Euch herablächeln. Uns hat er offenbar verlassen, als das erste Feuer angezündet wurde und die ersten unschuldigen Toten zu Asche verbrannten.«
»Es ist mir einerlei, ob Euer Gott auf mich herablächelt oder nicht. Ihr habt getan, was Ihr konntet, um Eure Stadt zu retten. Jeder wahre Gott wird Euch dafür loben und Euch gewiss nicht verdammen.« Iliev wandte sich an Stertius. »Dreht jetzt Eure Geschütze herum und schaltet so viele Gegner aus wie möglich. Setzt vor allem Feuer ein. Sie werden notfalls auf dem Grund des Hafenbeckens bis zu den Stufen marschieren, solange sie nicht völlig verbrannt sind.«
»Ja, Admiral.«
»Kashilli? Das Siebte kommt mit, wir haben viel zu tun.«
»Ja,
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